Akne

Akne mit und ohne Stammbeteiligung

Retinoid der vierten Generation als neue topische Therapieoption

Seit August 2020 steht in Deutschland Trifaroten zur lokalen Therapie der Acne vulgaris im Gesicht und/oder am Rumpf zur Verfügung, wenn viele Komedonen, Papeln und Pusteln vorhanden sind. Univ.-Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin stellte anlässlich des virtuellen DDG- Kongresses aktuelle Studienergebnisse und erste Langzeitdaten zum Einsatz des topischen Retinoids der vierten Generation vor.

Etwa 50% der Patienten mit Gesichtsakne haben auch Läsionen im Stammbereich (61% Rücken und 45% Brust), schilderte Blume-Peytavi. In der zitierten Studie wurden 965 Patienten aus fünf Städten in den USA untersucht, um die Häufigkeit und den Schweregrad der Stammakne vulgaris zu bewerten. Dabei zeigte die Mehrheit der Patienten mit Stammakne vulgaris einen leichten bis mittelschweren Schweregrad und mehr als 75% waren an einer Behandlung von Stammakne-Läsionen interessiert. Dabei war es laut Blume-Peytavi bemerkenswert, dass viele Patienten von sich aus ihre Stammakne gar nicht ansprechen. Nur etwa 25% der Akne-Patienten gaben freiwillig eine Stammbeteiligung an. Eine weitere Herausforderung in der Therapie der Stammakne stellt die vergleichsweise größere Fläche und dickere Haut dar (vgl. Tab. 1), die häufig den Einsatz oraler Therapieoptionen bei leichten bis mittelschweren Schweregraden erfordern. [1,2]

Pharmakologische Eigenschaften des Rezeptoragonisten Trifaroten

Topische Retinoide wie Tretinoin, Adapalen und Tazaroten sind eine etablierte Therapieoption bei Akne. Trifaroten, das neue Retinoid der vierten Generation, bindet selektiv an Retinsäure-Rezeptor(RAR)γ, erläuterte Prof. Blume-Peytavi (vgl. Abb 1). RARγ wird in den Keratinozyten der Epidermis exprimiert und macht etwa 90% der in der Haut vorkommenden RAR aus. Die pharmakologischen Eigenschaften des Rezeptoragonisten Trifaroten sind gekennzeichnet durch einen raschen Abbau in der Leber (Halbwertszeit: 2-9 h) und starken Effekten auf epidermale Prozesse wie Zellproliferation und Entzündungsmechanismen. [3]

Tab. 1: Unterschiede der Haut – Stamm vs. Gesicht.

Abb. 1: Wirkprinzip von Trifaroten.

Sicher, wirksam und gut verträglich

In einer internationalen, randomisierten Phase-3-Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Trifaroten 50 μg/g Creme (1x tägl.) an 1.212 Patienten mit mittelschwerer Gesichts- und Rumpfakne im Vergleich zu Placebo (Vehikel) untersucht. In beiden Studienarmen waren in Woche zwölf die Erfolgsraten am Gesicht und Rumpf gemäß dem Investigator Global Assessment (IGA) in Bezug auf die Veränderung der Anzahl entzündlicher und nicht-entzündlicher Läsionen (sowohl absolut als auch prozentual) zugunsten von Trifaroten im Vergleich zum Vehikel hoch signifikant besser (p<0,001). Die Reduktion von entzündlichen Läsionen im Gesicht lag beispielsweise bei -66% und am Stamm bei -65% im Vergleich zu Baseline. In dieser Studie war Trifaroten bei der Behandlung von Gesichts- und Rumpfakne sicher, wirksam und gut verträglich, so die Expertin. [4]

Langzeitdaten über 52 Wochen

In einer multizentrischen, offenen, nicht komparativen Langzeit- untersuchung über 52 Wochen erhielten Patienten mit mittelschwerer Gesichts- und Stammakne Trifaroten 50 μg/g Creme. In dieser Analyse wurden die lokale Verträglichkeit und Wirksamkeit von Prüfärzten und Ärzten (IGA, PGA) bewertet. Von 453 eingeschlossenen Patienten beendeten 342 (75,5%) die Studie, was für Blume-Peytavi für eine hohe Adhärenz spricht, insbesondere auch, weil über 60% der Studienteilnehmer unter 18 Jahre alt war. [5]

Trifaroten-bedingte Nebenwirkungen wurden bei 12,6% der Patienten berichtet. Die meisten Nebenwirkungen traten in den ersten drei Monaten stärker auf und umfassten meistens leichte oder mittelschwere kutane Erscheinungen wie Erythem, Trockenheit, Stechen/Brennen und Schälen der Haut. Die Symptome wurden bei 2,2 bis 7,1% der Patienten dem Gesicht und 2,5 bis 5,4% dem Rumpf zugeordnet. Lokale Reizungen nahmen in der ersten Woche der Behandlung zu, wobei sie danach wieder abnahmen, so die Erfahrung von Blume-Peytavi. In Woche zwölf lagen die IGA- und PGA- Erfolgsraten bei 26,6 sowie 38,6% und nach Woche 52 bei 65,1 und 66,9%. [5]

Fazit

Die Langzeitdaten über 52 Wochen haben gezeigt, dass der Einsatz von Trifaroten-Creme bei Patienten mit mittelschwerer papulopustulöser Akne vulgaris mit und ohne Stammbeteiligung eine sichere, gut verträgliche und wirksame topische Behandlungsoption ist, so das Fazit der Expertin. [5]

Quelle: Mittagssymposium „Neue Highlights in der Therapie von Akne, Rosacea und NMSC“ im Rahmen der 51. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft virtuell, 16. April 2021; Veranstalter: Galderma Laboratorium GmbH

Literatur

1. Del Rosso JQ et al. J Drugs Dermatol 2007; 6(6):597-600.
2. Asai Y et al. CMAJ 2016; 188(2):118-124.
3. Aubert J et al. Br. J Dermatol. 2018; 179(2):442-456.
4. Tan J et al. J Am Acad Dermatol. 2019;80(6): 1691-1699.
5. Blume-Peytavi U et al. J Eur Acad Dermatol Venerol. 2020; 34(1):166-173.