Neue Wege in der Akne-Therapie: Welche Rolle spielen das Hautmikrobiom und die adjuvante Dermokosmetik?
Interview mit PD Dr. med. Thomas Jansen (Köln)
Im Rahmen eines von La Roche Posay unterstützten Expertentalks zeigte PD Dr. med. Thomas Jansen, Köln, auf, welche Rolle das Hautmikrobiom für zukünftige Therapiekonzepte bei der Akne spielen kann. Dabei betonte er die Bedeutung der adjuvanten Dermokosmetik als wertvolle Ergänzung zur klassischen Pharmakotherapie. Durch ihren Einsatz kann nicht nur die Hautbarriere gestärkt, sondern auch die Entzündung wirksam gelindert werden.
Herr Dr. Jansen, welche Bedeutung hat das Hautmikrobiom in der Dermatologie?
Dr. Jansen: Die Beschäftigung mit dem Hautmikrobiom eröffnet eine neue Perspektive: Wir verstehen besser, wie Erkrankungen entstehen, auf rechterhalten werden und vor allem, wie wir sie behandeln können. Dabei spielt die Interaktion zwischen den Mikroorganismen auf der Haut und dem Immunsystem eine zentrale Rolle. Diese neuen Erkenntnisse werden künftige Therapiekonzepte in der Dermatologie nachhaltig beeinflussen.
Das klingt nach einem echten Wandel in der Behandlung.
Was raten Sie Kolleg*innen konkret bei der Akne-Therapie in Hinblick auf das Hautmikrobiom?
Dr. Jansen: Die Erkenntnisse zur Diversität des Hautmikrobioms bei Akne sind erst einige Jahre alt. Wir haben gelernt, dass das Cutibacterium acnes (C. acnes) kein Feind ist, den wir mit Antibiotika reduzieren oder eradizieren müssen. Nur das Wachstum eines bestimmten Stammes, Phylotyp IA1, ist mit der Akne assoziiert und verstärkt diese.
Bei der Behandlung kommt es darauf an, spezielle Maßnahmen zu ergreifen, die diesen Phylotyp in seinen proinflammatorischen Eigenschaften hemmen. Das bedeutet, dass wir nicht unbedacht Antibiotika in der Akne-Therapie einsetzen, sondern auch verstärkt auf adjuvante Dermokosmetik setzen. Diese unterstützt die Pharmakotherapie und wirkt zusätzlich auf die gestörte mikrobielle Diversität und die Entzündungsreaktion durch Aktivierung des angeborenen Immunsystems bei Akne.
Das hört sich nach einer sehr differenzierten Herangehensweise an. Wie sollten Dermatolog*innen diese Erkenntnisse in der Akne-Behandlung umsetzen?
Dr. Jansen: Mir persönlich ist am wichtigsten, dass wir neu nachdenken, was die Sinnhaftigkeit von Antibiotika in der Akne-Therapie angeht. Topische Antibiotika haben ihren Platz angesichts der zunächst antibakteriellen Wirksamkeit, die aber in der Akne-Therapie nur in den ersten ein bis zwei Wochen eine Rolle spielt. Danach sollten topische Antibiotika, wenn sie eingesetzt werden, nicht länger als drei Monate verwendet werden, und dies idealerweise mit Benzoylperoxid als Kombinationspartner. Systemische Antibiotika sollten wegen ihrer primär anti-entzündlichen Eigenschaften nicht länger als sechs Monate eingesetzt werden.
Eine begleitende Basistherapie mit adjuvanter Dermokosmetik ergänzt die Therapiemaßnahmen von Anfang an. Diese hilft, das Gleichgewicht des Mikrobioms wiederherzustellen und die Hautbarriere zu stärken.
Können Sie uns ein Beispiel geben, wie genau Dermokosmetik in der Praxis die Therapie unterstützen kann?
Dr. Jansen: Ein bewährter Ansatz ist der Einsatz von apathogenen Bakterien, die in Thermalwasser kultiviert werden und pathogenen Bakterien entgegenwirken. Ein gutes Beispiel ist das Gram-negative Bakterium Vitreoscilla filiformis, das starke immunologische Eigenschaften besitzt und die Barrierefunktion unterstützen kann, um das Mikrobiom positiv zu regulieren. Ein weiterer effektiver Wirkstoff ist Phylobioma, ein Granatapfelextrakt. Er kann auf die vier pathogenetischen Hauptfaktoren der Akne einwirken, die therapeutisch beeinflusst werden können. Dazu zählt auch ein hemmender Effekt auf das Wachstum der Aknefördernden C.-acnes-Untergruppe IA1.
Antibiotika sollten unserer Meinung nach immer mit anderen Maßnahmen wie Dermokosmetik kombiniert werden, um das Mikrobiom zu stabilisieren und die Entzündung dauerhaft zu kontrollieren.
Quelle: La Roche Posay, Geschäftsbereich der L’Oréal Deutschland GmbH