Update zu Akne und empfindlicher Haut
Viele Patient*innen kommen mit Akne oder empfindlicher Haut in die dermatologische Sprechstunde. Anlässlich einer Veranstaltung im Rahmen der 21. Fachtagung DERM wurde erörtert, welche Eigenschaften von topischen Formulierungen in der jeweiligen Indikation besonders vorteilhaft sind.
Empfindliche Haut ist ein wichtiges Syndrom, das sowohl durch externe und als auch interne Faktoren begünstigt wird, berichtete Prof. Dr. med. Markus Reinholz, Dermatologe aus München. Patient*innen beschreiben das unangenehme Hautgefühl, das am häufigsten im Gesichtsbereich auftritt, mit Spannen, Stechen, Brennen, Kribbeln, Schmerzen und Juckreiz.
Die Pathophysiologie empfindlicher Haut
Die Pathophysiologie empfindlicher Haut umfasst eine neurogene Komponente, überschießende Immunreaktionen und eine gestörte epidermale Barrierefunktion, erläuterte Reinholz. Eine Überaktivität des kutanen Nervensystems wird zum Beispiel durch UV-Strahlung, Wind, Trockenheit und Schadstoffbelastung begünstigt. Die Häufigkeit von empfindlicher Haut nimmt tendenziell auch aufgrund von hormonalen Veränderungen mit dem Alter zu und variiert zudem je nach Hauttyp.
Formulierungen, die die Struktur und Zusammensetzung der Haut nachahmen, können bei empfindlicher Haut nützlich sein, so der Rat von Reinholz. Symptome werden reduziert, indem Formulierungen die Hautbarriere und Hydratation stärken, sehr gut verträglich sind und die Bildung eines natürlichen Schutzfilms unterstützen.
Akne-assoziierte Biofilme mit C. acnes erhöhen Virulenz
Akne ist eine multifaktorielle entzündliche Erkrankung der Talgdrüsen, bei der Cutibacterium acnes (C. acnes, früher auch bekannt als Propionibacterium acnes) einer der Hauptauslöser ist, erläuterte Prof. Dr. med. Peter Elsner, Dermatologe aus Gera. C. acnes bildet in den Talgdrüsen Biofilme, die die Vermehrung begünstigen und die Virulenz stärken. Biofilm-Gemeinschaften sind zudem mit einer schützenden Polysaccharidhülle (Glykokalyx) versehen, die ihre Widerstandskraft vor externen Einflüssen erhöht. Ein Biofilm begünstigt die Bildung von Komedonen und fördert die Ausbildung einer Antibiotikaresistenz, so dass akute Entzündungen schwerer kontrolliert werden können, berichtete Elsner.
Myrtacin® und Celastrol® haben einen potenziellen therapeutischen Nutzen, indem sie spezifisch in die TH17-vermittelten Entzündungswege bei Akne eingreifen, wie u.a. Experimente mit aktivierten 2D- und 3D- Hautgewebemodellen gezeigt haben. So konnte eine signifikante Hemmungswirkung auf die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine wie IL-17, IL-6, L-8 und TNF-α durch von Monozyten stammende dendritische Zellen als Reaktion auf C. acnes nachgewiesen werden. Die Anwendung von Myrtacin® und Celastrol® beeinflusst daher wahrscheinlich mehrere Signalwege, was auf ihre möglichen positiven Auswirkungen bei Akne hinweist, schlussfolgerte Elsner. [1]
Erhaltungstherapie mit Myrtus Communis
In einer weiteren Studie wurde die Eignung eines Dermokosmetikums mit Myrtus-Communis-Extrakt (Myrtacin®) und Azelainsäure für die Erhaltungsphase bei Akne bei erwachsenen Frauen (n=53) im Vergleich zu einer leichten Feuchtigkeitscreme (Kontrollgruppe) untersucht. Probandinnen mit reiner oder nahezu reiner Gesichtshaut nach einer mindestens 12-wöchigen topischen Anti-Akne-Behandlung erhielten über 16 Wochen eine Erhaltungstherapie mit Myrtacin® plus Azelainsäure. [2]
Nach 16 Wochen war die Anzahl der Akne-Rückfälle in der Kontroll-Gruppe doppelt so hoch. 85% der Probandinnen aus der Verum-Gruppe hatten eine als „rein“ oder „nahezu rein“ bewertete Gesichtshaut im Vergleich zu 67% im Kontrollarm. Die topische Erhaltungstherapie war bei den Probandinnen somit vorteilhafter, da deutlich weniger Akne-Rezidive verzeichnet wurden. [2]
Fazit
C. acnes ist ein wesentlicher Treiber der Akne-Pathogenese. Eine Normalisierung der C.-acnes-Ökologie kann durch pflanzliche Wirkstoffe wie Myrtacin® und Celastrol® positiv beeinflusst werden und eignet sich als Erhaltungstherapie nach leitliniengerechter Behandlung der Akne, schlussfolgerte Elsner.
Literatur
- Mias C, Chansard N, Maitre M, et al. Myrtus communis and Celastrol enriched plant cell culture extracts control together the pivotal role of Cutibacterium acnes and inflammatory pathways in acne. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2023;37 Suppl 2:12-19. doi:10.1111/jdv.18793
- Bagatin E, Thouvenin MD, Bacquey A, et al. The usefulness of a dermocosmetic containing Myrtus communis extract and azelaic acid for maintenance phase of adult female acne: Results from a randomized exploratory investigator-blinded comparative study. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2023;37 Suppl 2:26-30. doi:10.1111/jdv.18795