Aktinische Keratose

Adäquate Therapie und Prävention der Feldkanzerisierung

Der weiße Hautkrebs (Non-melanoma skin cancer, NMSC) ist eine der häufigsten Krebsarten überhaupt. Seine Prävalenz ist stark zunehmend und hat sich z.B. in Deutschland von 2009 bis 2015 um 52% erhöht. Ein Charakteristikum der Aktinischen Keratose (AK) als Vorstufe des NMSC ist die Feldkanzerisierung, ein Hautareal mit mehreren AK-Läsionen, das von sichtbaren UV-bedingten Hautschäden umgeben ist. Besonders prädisponiert hierfür sind neben Menschen mit häufigen Outdoor- Freizeitaktivitäten auch Freiluftarbeiter sowie immunsupprimierte Patienten.

Ein Problem der nicht einheitlich definierten Feldkanzerisierung ist, dass „eine Korrelation zwischen der histologischen Diagnose und der tatsächlichen Verteilung der aktinischen Keratose nicht gegeben ist“, so Dr. Wolfgang G. Philipp-Dormston vom Hautzentrum Köln bei einem Hybrid-Satellitensymposium im Rahmen der Jahrestagung der Dermatologischen Wissenschafts- und Fortbildungsakademie NRW (DWFA). Auch verläuft die Progression der AK I zum invasiven Plattenepithelkarzinom (iSCC) durchaus nicht immer – wie lange angenommen – über die Vorstufen AK II und AK III, sondern ein iSCC entsteht häufig bei einer Feldkanzerisierung direkt an der Basis eines AK I-Areals aus tiefliegenden Keratinozyten durch Progression in die Tiefe, bei klinisch normal erscheinenden oberen Epidermisschichten. [1] „Es ist die subklinische Läsion, die zählt“, betonte Philipp-Dormston. Dabei kommen auf eine sichtbare AK zehn subklinische AK-Läsionen, die die Tendenz haben, sich zum SCC zu entwickeln. Überdies können sich aus „Schläfer-Zellen“ – mutierten Stammzellen der Haut, die sich zu multilokulären Hautkrebs-Klonen entwickeln können und nur molekulargenetisch detektierbar sind – trotz erfolgreicher Therapie noch Jahre später erneute Tumoren entwickeln.

Feldkanzerisierung: Das ganze Feld muss behandelt werden

Dass die Zahl der sichtbaren Läsionen einer Feldkanzerisierung kein verlässlicher Indikator für die tatsächliche Zahl von AK-Läsionen ist, unterstrich auch Professor Eggert Stockfleth von der Universität Bochum. Eine eigene Post-hoc-Analyse von über 350 Teilnehmern einer Therapiestudie mit jeweils mindestens fünf AK hatte ergeben, dass sich unter Therapie über vier Wochen die mittlere Zahl der Läsionen von initial 14,4 auf 35 erhöht hatte, ohne dass beide Häufigkeiten miteinander korreliert waren. „Das heißt, man muss das ganze Feld behandeln“, forderte der Dermatologe. Dabei gilt, dass ab etwa zehn sichtbaren Läsionen eine verstärkte Reaktion als Nebenwirkung auf eine solche Feldtherapie zu erwarten ist. Daher ist fast immer eine Kombination aus initialer topischer Feldtherapie und interventionellen Methoden wie Laser oder Kryotherapie notwendig. Patienten mit Feldkanzerisierung sind zudem chronische Patienten, die – abhängig vom Risiko – regelmäßig (halb)jährlich kontrolliert werden sollten, betonte Stockfleth.

Eine evidenzbasierte und patientenorientierte Therapie bei einer Feldkanzerisierung muss effektiv, möglichst selektiv, nachhaltig und sicher sein. Für Patienten sind außerdem Wechselwirkungen, Dauer, Einfachheit, Planbarkeit, Kosmetik und Lebensqualität wichtige Kriterien.

5-FU als vierprozentige Creme wirkt effektiv, nachhaltig und gut verträglich

Ein randomisierter Vergleich [2] vier verschiedener Behandlungsstrategien bei Feldkanzerisierung hat Lang- zeitergebnisse über 12 Monate nach Behandlungsende untersucht (vgl. Abb. 1). Dabei ergab sich, dass die kumulative Wahrscheinlichkeit, nach dieser Zeitspanne noch frei von AK- Läsionen zu sein, nach einer Therapie mit 5-FU (5-Fluoruracil; hier 5%) mit 74,7% signifikant und deutlich höher war als nach Imiquimod (53,9%), nach einer photodynamischen Therapie plus Methylamino-Lävulinsäure (MAL-PDT, 37,7%) oder nach Ingenol-Mebutat (28,9%).

Eine weitere Vergleichsstudie [3] konnte zeigen, dass mit einer 4%-igen 5-FU-Creme (Tolak®), welche zusätzlich Erdnussöl enthält, bereits bei einmal täglicher Anwendung über vier Wochen die gleiche Wirksamkeit erzielt wird wie durch zweimal täglich anzuwendendes 5%-iges 5-FU über den gleichen Zeitraum. Deutliche Vorteile hatte das 4-%ige 5-FU jedoch hinsichtlich der Häufigkeit und Intensität von Nebenwirkungen sowie der Verträglichkeit, betonte Stockfleth. In der Summe ist die Therapie mit 4%-igem 5-FU nach seinen Erfahrungen „sehr effektiv und für fast alle Patienten geeignet.“ Lediglich Zoster-Patienten unter dem Virustatikum Brivudin sind hier ausgenommen.

(Quelle: mod. nach [2])

Vor der optimalen Therapie steht jedoch eine effiziente Prävention der aktinischen Keratose, ergänzte Dr. Philipp-Dormston. Diese geht über den textilen Sonnenschutz weit hinaus. Als besonders geeignetes Präparat zur Prävention präkanzeröser Schädigungen vom AK-Typ und auch von weißem Hautkrebs bezeichnete er das Medizinprodukt SunsiMed, das ein photostabiles Filtersystem gegen UV-A- und UV-B-Strahlung in Verbindung mit einem antioxidativen Zellschutz auf Basis von Pro-Tocopherol enthält. Gleichzeitig schützt es vor lichtbedingter Hautalterung und ist dank präziser Dosierung mit 1-3 Pumpstößen – abhängig von der behandelten Region – sehr einfach anzuwenden.

Eine Invivo-Studie zur Prävention bei extremer und wiederholter UV-Exposition [4] attestiert der Lotion eine 99,2%-ige Reduktion lichtinduzierter DNA-Schäden im Vergleich zu unbehandelter Haut, nachgewiesen in Hautbiopsien nach Bestrahlung mit einem Sonnensimulator.

Beim Hautschutz auch auf das Blaulicht achten

Eine breite Abdeckung des Licht-Absorptionsspektrums über den UV-A- und UV-B-Schutz hinaus kann für einen Schutz auch vor sichtbarem hochenergetischem Blaulicht (HEV) der Wellenlänge von 380-500 nm sorgen. Blaues Licht verbessert zwar Wachsamkeit und Stimmung, aber „wir wissen mittlerweile, dass dieses Licht nicht nur den Augen- hintergrund schädigt, sondern auch die Hautalterung, Hyperpigmentierung und Sonnenallergien verstärkt“, so Philipp-Dormston. Als Bestandteil des Sonnenlichts dringt es durch die Epidermis und die Dermis bis in die Subkutis ein. Dabei verursacht es etwa 25% der gesamten Zellschäden und etwa 50% der durch Lichtstrahlung gebildeten freien Radikale [5,6] und wirkt zudem in Kombination mit UV-A synergistisch, auch hinsichtlich der Entstehung einer Feldkanzerisierung. Entwarnung gab Philipp-Dormston jedoch für Blaulicht von Computermonitoren, denn „eine Stunde draußen entspricht 14 Tagen Computerarbeit.“

Eine wichtige Neuentwicklung in puncto Blaulicht ist für ihn Intense Protect 50+, der erste Sonnenschutz mit dem HEV Blue Light Filter TriAsorBTM. Er enthält ebenfalls das photostabile Antioxidans Pro-Tocopherol sowie beruhigendes Avène-Mineralwasser und dringt bei hoher UV-A- und UV-B-Schutzwirkung nicht in die Haut ein. Das wasserresistente Fluid ist dank reduzierter Konzentration an Inhaltsstoffen frei von umweltkritischen Substanzen wie Octocrylen, EDTA, Nanofiltern und Propylenglykol. Eine Invitro-Studie mit rekonstruierter menschlicher Epidermis attestierte Intense Protect 50+ eine Verringerung der Blaulicht-induzierten DNA-Schädigung um 95,3% im Vergleich zu unbehandelter Haut.

Quelle: Hybrid-Satellitensymposium „Aktinische Keratose: Erkennen, Behandeln, Vorbeugen“ im Rahmen der Jahrestagung der Dermatologischen Wissenschafts- und Fortbildungsakademie NRW (DWFA), 27. November 2021, Köln; Veranstaltung unterstützt von Pierre Fabre

Literatur

1. Fernandez-Figueras MT et al., J Eur Acad Dermatol Venerol 2015; 29(5):991-997

2. Jansen MHE et al., N Engl J Med 2019; 380:935-946

3. Dohil MA et al., J Drugs Dermatol 2016; 15(10):1218-1224

4. Acta Derm Venereol. 2018 Oct 10;98(9): 880-887. doi:10.2340/00015555-2992
5. British Journal of Dermatology 2019; 180:

597–603.
6. Skin Pharmacol Physiol 2009; 22:31–44