Aktinische Keratose

Non Melanoma Skin Cancer – Status Quo und Perspektiven

Im Rahmen eines von der Almirall Hermal GmbH unterstützten Symposiums beim 31. Deutschen Hautkrebskongress referierten Hautkrebs-Experten über die aktuelle Versorgungssituation in der Dermato-Onkologie und informierten über eine neue, erst kürzlich zugelassene topische Therapie gegen aktinische Keratosen.

Die aktuelle Versorgungssituation in der Dermato-Onkologie ist aufgrund der notwendigen Einschränkungen im Pandemie-Geschehen durch verschiedene Herausforderungen gekennzeichnet, wie Prof. Gebhardt, stellvertretender Direktor der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Leiter des Hauttumorzentrums, zu Beginn seines Vortrages konstatierte: Weniger Hautkrebsscreenings und damit einhergehend eine verzögerte Diagnostik von potenziellen Hautkrebsfällen führen zu verspäteten Behandlungen und einem Anstieg in der Größe der zu behandelnden Tumore. „Die Anzahl der mittels Sentinel-Lymphonodektomie behandelten Melanome an deutschen Hautkliniken hat in der Pandemie kontinuierlich ab- genommen: Wurden im Januar 2019 an 49 Kliniken 327 Melanome operiert, so kam es im Januar 2021 zu lediglich 294 entsprechenden Operationen – und das bei einer gleichzeitigen Zunahme der mittleren Tumordicke von 2,5 ± 2,4 mm auf 2,6 ± 2,9 mm“, zitierte Gebhardt aus einer aktuellen, noch nicht veröffentlichten Studie, die sich der verzögerten Diagnostik und Therapie von Hautkrebs während der SARS-CoV-2- Pandemie widmet.

Eine Studie kanadischer Dermato-Onkologen zeigt nach Informationen Gebhardts die Problematik der verzögerten Diagnostik von nicht-melanozytärem Hautkrebs (NMSC) sowie von Melanomen: Mit Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie wurde ein drastischer Rückgang der Hautbiopsien insgesamt (15%) sowie der Biopsien für NMSC (18%) und Melanom (27%) festgestellt. [1]

Abb. 1: Wirksamkeit von Tirbanibulin-Salbe: Reduktion der Anzahl aktinischer Keratosen im Zeitverlauf bis Tag 57. Quelle: Modifiziert nach [3].

Zunahme teledermatologischer Angebote

Die eingeschränkten Möglichkeiten zur dermatologischen Konsultation konnten zum Teil über teledermatologische Angebote aufgefangen werden, wozu bereits im letzten Jahr eine Übersichtsarbeit publiziert wurde. „In dieser Studie über teledermatologische Konsultationen in Deutschland und anderen Ländern konnte gezeigt werden, dass vor der Pandemie lediglich 17,5% der im Berufsverband der Deutschen Dermatologen organisierten Hautärzte eine Online-Videokonsultation anboten. Im Laufe des Pandemiegeschehens nahm auch hierzulande das Online-Angebot zu, die Pandemie wurde so zum Innovationstreiber“, informierte Prof. Gebhardt die Teilnehmer des Symposiums. [2]

Hautschäden durch UV – und HEV

Im zweiten Teil des Symposiums gab Prof. Dr. med. Eggert Stockfleth, Direktor der Hautklinik am Klinikum Bochum, einen Einblick in neue Erkenntnisse zur Entstehung von NMSC sowie zu einer völlig neuartigen Therapieoption bei aktinischen Keratosen (AK). Neben der gesicherten Erkenntnis, dass UV-Strahlung die Erbsubstanz von Hautzellen schädigt und so Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome und Aktinische Keratosen verursacht, rückt nach Darstellung Stockfleths nunmehr auch das so genannte HEV-Licht (High Energy Visible Light) in den Fokus des Interesses: Während UV-B ledig- lich bis in die Epidermis und UV-A bis in das Korium einzudringen vermag, kann sichtbares Licht, wozu auch die HEV-Strahlung mit einer Wellenlänge bis 440 nm zählt, bis in die Subkutis eindringen und durch Zelloxidation zu einem erhöhten Risiko für Mutationen an Schlüsselgenen und DNA- Veränderungen führen. „In diesem Zusammenhang dürfte es in der nahen Zukunft zu neuartigen Filtern in Sonnencremes kommen, um das Eindringen auch dieses hochenergetischen Lichts in die Haut zu minimieren“, so Stockfleth.

Neuer topischer Wirkstoff gegen aktinische Keratosen

Mit dem topischen Wirkstoff Tirbanibulin (Klisyri®, 10 mg/g Salbe) wurde, so Stockfleth, im Juli dieses Jahres eine vielversprechende Option für die Behandlung von AK im Gesicht oder auf der Kopfhaut durch die EMA zugelassen. Das Wirkprinzip des neuartigen Wirkstoffes liegt in der Inhibition der Tubulin-Polymerisation, wodurch eine Apoptose induziert wird. Die Zulassung des Therapeutikums basiert auf den Ergebnissen von zwei identisch angelegten Phase-III- Studien. [3] Anhand dieser doppelblinden, Vehikel-kontrollierten, randomisierten Studien, an denen 702 Patienten (351 je Studie) an 62 klinischen Zentren in den USA teilnahmen, konnte gezeigt werden, dass die einmal tägliche Anwendung von Tirbanibulin-Salbe 1% an lediglich fünf aufeinanderfolgenden Tagen bei Erwachsenen mit AK im Gesicht oder auf der Kopfhaut wirksam (s. Abb. 1) und verträglich ist.

Als primäres Studienergebnis galt der prozentuale Anteil der Patienten, bei denen die Anzahl der Läsionen im Anwendungsgebiet an Tag 57 vollständig zurückging. Die Patienten trugen die Salbe einmal täglich an 5 aufeinanderfolgenden Tagen auf eine 25 cm2 große zusammenhängende Fläche mit 4 bis 8 Läsionen auf. Eine vollständige Clearance trat in Studie 1 bei 44% der Patienten (77 von 175) in der Tirbanibulin-Gruppe und bei 5% der Patienten (8 von 176) in der Vehikel-Gruppe auf; in Studie 2 lagen die Prozentsätze bei 54% (97 von 178 Patienten) in der Tirbanibulin-Gruppe und bei 13% (22 von 173) der Vehikel-Gruppe. Der Prozentsatz der Patienten mit teilweiser Clearance war in den Tirbanibulin-Gruppen ebenfalls deutlich höher als in den Vehikel-Gruppen.

Wirksam und verträglich

Laut Stockfleth ergab die Nach- beobachtung der Studienteilnehmer nach einem Jahr folgendes Bild: Von den 174 Patienten, die Tirbanibulin-Salbe erhielten und eine vollständige Clearance an Tag 57 erreichten, entwickelten 124 Patienten während der Nachbeobachtung ≥ 1 Läsion im Anwendungsbereich.

Die Auswertung des Sicherheitsprofils von Tirbanibulin ergab, dass es sich bei den häufigsten lokalen Reaktionen um Erytheme bei 91% der Patienten und um Schuppenbildung bei 82% der Patienten handelte. Die mittleren zusammengesetzten LSR-Scores („local skin irritation“ auf einer Skala von 0 bis 3) waren nach Darstellung Stockfleths niedrig; sie waren an Tag 8 am höchsten und klangen bis Tag 29 ab. „Sie können mit dem Einsatz dieses Präparates recht genau vorhersagen, wann es zu den genannten Hautreaktionen kommt und wie lange diese anhalten“, so Stockfleth abschließend.

Mit freundlicher Unterstützung der Almirall Hermal GmbH

Literatur

1. Asai et al.: Impact of the COVID-19 pandemic on skin cancer diagnosis: A population-based study. PLoS One. 2021 Mar 31;16(3):e0248492

2. Elsner et al.: Teledermatology in the times of COVID-19 – a systematic review. J Dtsch Dermatol Ges. 2020 Aug;18(8):841-845.

3. Blauvelt et al.: Phase 3 Trials of Tirbanibulin Ointment for Actinic Keratosis. N Engl J Med. 2021 Feb 11;384(6):512-520