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„Selbstverständlich bringt dieses Kongressformat auch einige Vorteile mit sich“

Interview mit FOBI DIGITAL Tagungspräsident Prof. Dr. med. Lars E. French, München

Unter dem zeitlos aktuellen Motto „Fortschritt durch Fortbildung“ findet vom 07.-11. Juli 2020 die mittlerweile 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie – kurz FOBI – statt. Aufgrund der Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie mussten die Veranstalter allerdings neue Wege gehen und haben sich entschlossen, die FOBI, die als einer der renommiertesten deutschsprachigen Kongresse mit einem umfassenden wissenschaftlichen Programm die gesamte Bandbreite der Dermatologie und angrenzender Fachgebiete abdeckt, in diesem Jahr nicht vor Ort in München, sondern rein digital abzuhalten. Wir sprachen mit Tagungspräsident Prof. Dr. med. Lars E. French, Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, über die Gründe für diesen Schritt und seine Erwartungen im Vorfeld der diesjährigen Veranstaltung.

Ästhetische Dermatologie:

Herr Prof. French, auch wenn die Fallzahlen in Deutschland sinken und die zwischenzeitlichen Einschränkungen des alltäglichen Lebens schrittweise gelockert werden, macht die SARS-CoV-2-Pandemie Großveranstaltungen wie medizinische Fachkongresse aktuell weiterhin unmöglich. Wie kam man in diesem Kontext zu der Entscheidung, die diesjährige FOBI als rein digitale Online-Veranstaltung durchzuführen und die Tagung nicht stattdessen zu verschieben oder gar ausfallen zu lassen?

Prof. French:

Die FOBI findet traditionell im dermatologischen Fortbildungskalender immer in den geraden Jahren statt. Ebenso werden die Locations für Kongresse in der Größenordnung der FOBI einige Jahre im Voraus gebucht, sodass es nicht einfach ist, „kurzfristig“ noch einen passenden Termin in München zu bekommen. Eine Verschiebung der FOBI kam somit nicht in Frage. Abgesehen davon sind dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie bereits einige dermatologische Fortbildungsveranstaltungen abgesagt oder verschoben worden. Wir haben uns deshalb bewusst dafür entschieden, den Kongress nicht abzusagen. Mit der FOBI DIGITAL möchten wir Ärzten die Möglichkeit geben, sich trotz der aktuellen Situation in diesem Jahr fortzubilden und auch CME-Punkte für die Einreichung bei den Landesärztekammern zu sammeln.

Ästhetische Dermatologie:

Gab es aufgrund des neuen Veranstaltungsformats signifikante Änderungen des geplanten Programms? Wie sieht der Ablauf für die Teilnehmer der FOBI DIGITAL konkret aus, z.B. auch hinsichtlich der erwähnten Fortbildungspunkte?

Prof. French:

Nein, das geplante Kongressprogramm konnte bis auf kleinere Änderungen beibehalten werden. Wir freuen uns sehr, dass unsere Referentinnen und Referenten sich dazu entschlossen haben, diesen neuen Weg mitzugehen, und wissen diese Loyalität gegenüber der FOBI sehr zu schätzen.

Alle angemeldeten Teilnehmer erhalten einen personalisierten Zugang zur Online-Plattform. Das System erkennt automatisch, von wann bis wann ein Teilnehmer an einer Sitzung teilnimmt. Anhand dieser Auswertung werden die Fortbildungspunkte dann von uns, wie auch bei einer Präsenzveranstaltung, automatisch an die Landesärztekammer übermittelt und dem Punktekonto gutgeschrieben.

Ästhetische Dermatologie:

Hat das Digital-Format für eine solch große Veranstaltung aus Ihrer Sicht auch Vorteile gegenüber klassischen Präsenz-Veranstaltungen? Sind z.B. die Inhalte der Kurse und Workshops auch über den eigentlichen Kongresszeitraum hinaus online abrufbar?

Prof. French:

Selbstverständlich bringt dieses Kon- gressformat auch einige Vorteile mit sich! Einer der größten Vorteile ist sicherlich, dass für die Teilnahme an der FOBI DIGITAL keine Reisekosten anfallen. Die Teilnehmer können ganz bequem von daheim oder dem Arbeitsplatz an der FOBI teilnehmen, ohne dafür nach München reisen zu müssen. Außerdem werden die Kongressinhalte, wie bereits von Ihnen vermutet, auch größtenteils noch nach dem Kongresszeitraum online abrufbar sein. Insbesondere bei den Kursen und Workshops ist das eine tolle Ergänzung! Bisher musste der Teilnehmer sich immer für einen von vielen parallel stattfindenden Kursen entscheiden. Mit unserer neu etablierten Workshop-Flatrate können nun alle Kurse und Workshops besucht bzw. für 6 Monate nach dem Kongress online aufgerufen werden.

Ästhetische Dermatologie:

Worauf können sich die Teilnehmer der FOBI DIGITAL inhaltlich besonders freuen, was sind aus Ihrer persönlichen Sicht hier die Highlights?

Prof. French:

Mit der FOBI DIGITAL 2020 bieten wir ein spannendes und abwechslungsreiches Programm mit viel Bewährtem und Neuem aus den Bereichen der Dermatologie, Allergologie, Dermatochirurgie, Dermato-Onkologie und ästhetischen Dermatologie. Highlights werden sicher der Laser- und Ästhetiktag, die Dia-Klinik und die exklusiven Plenarvorträge mit Spitzenrednern aus ganz Deutschland sein. Highlights sind auch – neu bei der FOBI 2020 – die große Auswahl an „Hands-on-Workshops“ und „Praktischen Krankheitsmanagement-Kursen“, sowie am Samstagvormittag eine Reihe von „Whats New“-Plenarvorträgen mit hochkarätigen Referenten/innen.

Ästhetische Dermatologie:

Die dermatologische Forschung umfasst ja ein großes Spektrum an Themen aus Grundlagenforschung sowie klinisch-wissenschaftlicher Forschung und hat in den letzten Jahren – gerade in der Dermato- Onkologie – aufsehenerregende Erfolge erzielt. Gibt es hier besonders interessante neue Aspekte bzw. Ergebnisse, die bei der FOBI 2020 in den Fokus gerückt werden?

Prof. French:

Ja, auf diesem Gebiet gibt es u.a. Plenarvorträge zum Thema „Apps und künstliche Intelligenz in der Diagnostik“ und „Nebenwirkungen moderner Dermatoonkologika“ sowie zur leitliniengerechten Therapie des Melanoms, wo sich in den letzten zwei Jahren extrem viel auf der klinisch-wissenschaftlichen Ebene getan hat. Auf dem Gebiet der Nebenwirkungen der Immuntherapie, die Darm, Leber, Lunge und Herz betreffen können oder auch als seltene neurologische Nebenwirkungen auftreten, gibt es Neues zur klinischen Präsentation, Diagnose und Therapie. Zudem widmen wir einen ganzen Kurs dem Thema „Praktisches Krankheitsmanagement von Nebenwirkungen bei medikamentöser Tumortherapie“.

Ästhetische Dermatologie:

Haben Sie persönlich den Eindruck, dass die von der Forschungsgemeinde erzielten Fortschritte bereits in ausreichender Weise in der täglichen diagnostischen und therapeutischen Versorgung „vor Ort“ zur Wirkung kommen oder gibt es hier noch Nachholbedarf?

Prof. French:

Die Entwicklungen der letzten zwei Jahre in der Forschung, sei es auf dem Gebiet der Dermato-Onkologie, der entzündlichen Dermatosen, der Allergologie oder ästhetischen Dermatologie, sind bemerkenswert. Diese neuen, manchmal komplexen Informationen in praxisrelevanter Form aus der Forschung zeitnah in der Klinik an den Patienten zu bringen, ist schon eine Herausforderung. Genau hier spielt die FOBI seit Jahrzehnten in unserem Fachbereich eine wichtige Rolle!

Mit Praxisrelevanz an oberster Stelle und unseren Plenarvorträgen, Workshops, praktischen Krankheitsmanagement-Kursen sowie den „What’s New“-Vorträgen streben wir an, diese neuen Informationen aus der Wissenschaft in benutzbarer Form für den klinischen Alltag zu vermitteln.

Ästhetische Dermatologie:

Für unsere Leserschaft ist naturgemäß auch der in der FOBI integrierte „Laser- und Ästhetiktag“ immer von speziellem Interesse. Wo werden hier in diesem Jahr die inhaltlichen Schwerpunkte liegen?

Prof. French:

Bei dem diesjährigen Laser- und Ästhetiktag können sich die Teilnehmer wieder auf zahlreiche interessante theoretische Vorträge als auch spannende praktische Demonstrationen von unterschiedlichen ästhetischen und lasermedizinischen Behandlungen freuen.

Es kommen wichtige Beiträge mit nützlichen Informationen für den Alltag in der Klinik sowie der Praxis zum Thema Lasern, wie zum Beispiel welche Wellenlänge für welche Indikation, Neues zu den fraktionierten Lasern, Unterschiede in den Behandlungen von vaskulären Läsionen mit IPL und mit Laser sowie Informationen zu den geeigneten Lasertechnologien für die tägliche Praxis. Die Teilnehmer werden nicht nur von den zahlreichen praktischen Behandlungstipps profitieren, sondern auch von vielen Informationen zu den rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen in der Laser- und Lichttherapie, z.B. auch dazu, wie man den Arztberuf mit gewerblicher Tätigkeit vereinbaren kann. Auch die berufspolitischen Ausblicke infolge der rechtlichen Änderungen im Bereich der Lasertherapie ab 2020 werden nicht vergessen.

In dem ästhetischen Teil werden Vorträge und Live-Demonstrationen von Behandlungen mit Botulinumtoxin, Fillern, Fadenlifting, Peelings, Bodycontouring sowie Beiträge zum Thema Fullface: Ansätze, Techniken und Herausforderungen oder Therapie des Mannes vs. Therapie einer Frau gezeigt. Trends, Techniken und Abrechnung in der Ästhetik werden auch im Detail diskutiert. Zusätzlich dazu werden auch medizinische Indikationen besprochen, z.B. in den Vorträgen „Pathologische Narben – Die neue SK2 Leitlinie“ oder „Probleme mit Narben: Operieren und Bestrahlen“.

Ästhetische Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Prof. French, vielen Dank für das Gespräch! 􏰀

Das Interview führte K. Dürringer.