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„Wir bauen seit 30 Jahren auf das Zusammenspiel dieser Kompetenzen“

Interview mit Detlef Isermann, Geschäftsführer P&M Cosmetics (Münster)

Ein 30-jähriges Firmenjubiläum ist gerade in der allgemein doch recht schnelllebigen Kosmetikbranche kein alltägliches Ereignis. Dermasence hat über diesen langen Zeitraum hinweg mit seinen in der Unternehmenszentrale in Münster entwickelten und ausschließlich in Deutschland gefertigten medizinischen Hautpflegeprodukten Standards gesetzt und ist heute nicht nur eine der großen Marken der Apothekenkosmetik, sondern aufgrund der langjährigen Marktpräsenz inzwischen fast schon ein Inbegriff dermatologischer Kompetenz. Wir sprachen anlässlich des Jubiläums mit Geschäftsführer Detlef Isermann über die Anfangsjahre des Unternehmens, die Meilensteine in dessen Fortentwicklung sowie seine Pläne für die nähere und fernere Zukunft.

DISKURS Dermatologie:

Herr Isermann, zunächst einmal unsere herzlichen Glückwünsche zu dem runden Firmenjubiläum! Können Sie uns einen kurzen Einblick geben, wie die Geschichte von Dermasence damals eigentlich begonnen hat?

D. Isermann:

Vielen Dank für die Glückwünsche, das ist sehr freundlich! Angefangen hat alles tatsächlich mit einer Initiative von fünf Dermatologen und einer Apothekerin, die bessere Rezepturen für Hautpflegeprodukte entwickeln wollten, die sie ihren Patientinnen und Patienten besten Gewissens empfehlen konnten. Die Anfänge der Firma waren von der Entwicklung genau dieser ersten Produkte geprägt. Der Markteintritt erfolgte dann mit der Adtop-Creme und dem Medizinal-Shampoo. Auch wenn sie inzwischen von den Inhaltsstoffen her modernisiert wurden, war die Philosophie bei ihrer Entwicklung schon damals die Grundlage für unseren Erfolg: Wirksame und gut verträgliche Rezepturen, die hilfreich in der Basispflege der Anwenderinnen und Anwender sind. Im Gegensatz zu anderen Kosmetikherstellern sind wir tatsächlich sehr rezepturtreu, Kunden können sich auf eine lange Nutzung der Produkte einstellen, wir leben nicht von der ständigen Neuproduktentwicklung, sondern von konstanter Qualität.

DISKURS Dermatologie:

Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine in der nunmehr 30-jährigen Firmengeschichte?

D. Isermann:

Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung war ganz bestimmt die Budgetierung in der Dermatologie. Durch die Budgetierung konnten viele Rezepturen aus der Apotheke und auch Basiszubereitungen nicht mehr auf Solidarkosten verschrieben werden. Das war die Chance für Produkte, die wirksame Inhaltsstoffe beinhalteten, aber vergleichsweise kostengünstig auf den Markt gebracht werden konnten. Das hat uns einen guten Schub nach vorn gegeben.

Ein zweiter Meilenstein war die Entwicklung der ästhetischen Verfahren. Wir haben ein Chemical Peel entwickelt, das wir patentieren konnten. Unser Peel ist besonders vielseitig einsetzbar, etwa bei Akne, Verhornungsstörung, Melasmen und im Anti-Aging-Bereich. Viele namhafte Dermatologen – beispielhaft sei hier Frau Doktor Wiest aus München genannt – arbeiten damit und haben dazu beigetragen, dass wir recht schnell Marktführer geworden sind. Vor- und Nachbehandlung der Peels werden in der Apotheke verkauft.

Ein dritter richtiger Meilenstein war auf jeden Fall der Aufbau eines zweiten Außendienstes nur für die Apotheken. Wir konnten hierdurch unseren Umsatz in Deutschland stark steigern, insofern war es dann nur logisch, dass wir uns in gleicher Weise später nach Österreich und jetzt auch nach Holland ausgeweitet haben. Zusätzlich sind einige Distributoren hinzugekommen, sodass wir unsere Produkte heute sogar bis nach China erfolgreich vermarkten können.

DISKURS Dermatologie:

Bei der angesprochenen „Keimzelle“ aus fünf Dermatologen und einer Apothekerin, mit denen alles angefangen hat, ist es ja sicher nicht lange geblieben. Wie hat sich das Firmenwachstum im Personalbereich dargestellt und wie viele Menschen stehen heute für die Marke Dermasence?

D. Isermann:

Ja, das stimmt natürlich, unser Unternehmen ist sehr stark gewachsen und inzwischen arbeiten viele kompetente Mitarbeiter an dem Projekt Dermasence mit. Nach der bereits erwähnten Anfangsphase mit der Entwicklung der ersten hochqualitativen Produkte ging es als nächstes darum, die Dermatologinnen und Dermatologen kommunikativ zu erreichen, sodass wir den dermatologischen Außendienst aufgebaut haben. Als die Produkte bekannter und vom Markt gut angenommen wurden, stand die erste räumliche Vergrößerung an und wir haben in Telgte eine komplette Büroetage mit zugehöriger Lagerhalle bezogen. Nach 4 Jahren mussten wir bereits die Bürofläche aufstocken, nach weiteren 4 Jahren haben wir den Nachbarbetrieb als Standort mit hinzugenommen. 2013 sind wir dann nach Münster gezogen und haben von ThyssenKrupp ein Gelände nahe dem Bahnhof übernommen, wo wir 3.600 Quadratmeter Hallenfläche und ca. 1.500 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung haben. Derzeit planen wir die Erweiterung der Bürofläche auf 2.900 Quadratmeter. Natürlich hat sich im Zuge dieses stetigen Wachstums auch der Personalstamm entsprechend vergrößert. Inzwischen bemühen sich 180 engagierte Mitarbeiter um Dermasence.

DISKURS Dermatologie:

Lassen Sie uns nach der kleinen Rückschau einmal in die Zukunft blicken: Wo sehen Sie Dermasence in 10 Jahren? Haben Sie schon neue, besondere Inhaltsstoffe und Entwicklungen im Blick, mit denen Sie uns in den nächsten Jahren überraschen werden?

D. Isermann:

Das ist eine interessante Frage, gerade was so einen doch recht langen zeitlichen Horizont betrifft.
In 10 Jahren wollen wir nach meinem Dafürhalten unseren Umsatz in vielen Ländern erwirtschaften. Dermokosmetik ist eine weltweit benötigte Produktkategorie. Mit unserer Strategie, „alte“ Wirkstoffe zu extrahieren und einzusetzen, sind wir auf einem richtigen Weg. Viele Menschen werden ja tatsächlich immer kritischer, was etwa den Einsatz von Antibiotika oder Kortison angeht.

Sie sind froh, wenn sie pflanzliche Alternativen finden. Und die Möglichkeit der chemischen Analytik ist so gut, dass allergisierende Inhaltsstoffe weitgehend ausgeschlossen werden können – die unkritische Verwendung von Bio-Grundstoffen, d.h. biologisch angebaute Inhaltsstoffe ohne eine kritische Prüfung der Wirksamkeit und Verträglichkeit zu verwenden, ist in unseren Augen eine Sackgasse. Davon abgesehen ist die Art der einsetzbaren Inhaltsstoffe nahezu unbegrenzt. Schon bei den heimischen Pflanzen findet man viele Wirkstoffe, die sehr nützlich sind. Wir werden uns hauptsächlich mit den Missbefindlichkeiten und der Prävention in der Hautpflege beschäftigen. Dabei schließe ich nicht aus, dass auch Hautalterung ein zu beeinflussendes Problem ist, das aber mehr Aufmerksamkeit benötigt, als einfach eine „Creme gegen alles“ zu verwenden.

DISKURS Dermatologie:

Sie sprachen den Apothekenmarkt als wichtige Vertriebssäule für Ihre Produkte ja bereits an.
Wie beurteilen Sie aktuell die Zusammenarbeit mit den Apothekerinnen und Apothekern?

D. Isermann:

Die Apotheken sind insofern ein ganz wichtiger Baustein, da viele Patientinnen und Patienten zu ihrer Apothekerin oder ihrem Apotheker wirklich sehr großes Vertrauen haben und deren Beratung ungemein schätzen. In der Aufgabe, den jeweiligen Hautzustand zu erkennen und dann zu den individuell richtigen Pflegeformulierungen zu kommen, arbeiten die beiden Fachgruppen Apotheke und Dermatologie eng und aus unserer Erfahrung in den allermeisten Fällen ausgesprochen fruchtbar und kompetent zusammen. Wir bauen ja seit 30 Jahren auf das Zusammenspiel dieser Kompetenzen und werden das auch weiterhin tun.

DISKURS Dermatologie:

Wo Sie die Dermatologinnen und Dermatologen schon ansprechen – wie sieht hier Ihre Kooperation aus? Werden Sie aus den dermatologischen Praxen heraus angesprochen, evtl. noch mehr in Richtung Anti-Aging zu entwickeln, da sich die Praxen selbst auch zunehmend dieser Thematik widmen?

D. Isermann:

Wir arbeiten sehr gerne mit den Dermatologinnen und Dermatologen zusammen, weil sich die Personen mit den stärksten Fällen von hautbezogenen Missbefindlichkeiten naturgemäß dort vorstellen. Dort können wir als Firma etwas lernen, indem wir gemeinsam Entwicklungen anstreben. Nehmen Sie etwa die Rosacea: man weiß ja inzwischen, dass die Sonne und/oder die Demodex-Milben die Cathelicidinausschüttung in den Zellen triggern, was zu Entzündungen führt. Wir haben zusammen mit Frau Prof. Borelli und dem Fraunhofer-Institut Stuttgart eine Substanz entdeckt, die dieses Geschehen herunterreguliert. Jetzt steht im Ergebnis eine kleine Pflegeserie zur Verfügung, die Rosacea-Patienten mit dieser Problematik hilft, der sich manche zuvor nicht einmal bewusst waren.

Was das Anti-Aging angeht, können Dermatologinnen und Dermatologen im Rahmen der Therapie z.B. mittels unseres patentierten Chemical Peels (Frucht-)Säuren einsetzen, dort sieht man die Funktionsfähigkeit dieser Formulierungen sehr gut und schnell. Für die Endkunden stehen dann Homecare-Präparate zur Verfügung, die ebenso wirksam eingesetzt werden können, wenn Sie entsprechend länger zur Anwendung kommen. Aber Sie haben natürlich recht, das Thema Anti-Aging gewinnt insgesamt an Bedeutung.

DISKURS Dermatologie:

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht das Thema Aufklärung, sind Sie hier selbst aktiv? Halten Sie die oftmals recht vollmundigen Versprechungen, mit denen Kosmetikprodukte an den Endkunden gebracht werden, generell für problematisch?

D. Isermann:

Um mit der Beantwortung der zweiten Frage zu beginnen: Ja, durchaus. Wir als Kosmetikhersteller dürfen uns und unseren Kunden nichts vormachen: Wir verkaufen chemische Formulierungen.
Nur wenige reden darüber und die Komplexität der Chemie ist ja auch manchmal schwer zu vermitteln. Wir haben in den 30 Jahren unseres Bestehens erlebt, dass Hautpflege sehr schöne Effekte erzielen kann. Aber es ist ein Grundverständnis des Organs Haut notwendig und wir sehen auch die Grenzen des Möglichen. Wunder gibt es nicht, und wir haben großes Interesse daran, die Patienten entsprechend aufzuklären. In unserer Online- (und Offline-)Akademie erreichen wir einige Tausend Apothekerinnen, Apotheker und PTAs, um dort zu schulen und entsprechende Informationen zu geben.

DISKURS Dermatologie:

Hauterkrankungen wie z.B. Neurodermitis, Ekzeme, Schuppenflechte und trockene, sehr empfindliche Haut scheinen immer mehr zuzunehmen. Was könnte dies verursachen?

D. Isermann:

Da gibt es sicher viele Gründe. Kinder auf dem Land wachsen (haut-) gesunder auf als Städter, weil sie wohl mehr Kontakt zu Allergenen haben. Trockene Heizungsluft, das Waschverhalten, eine älter werdende Gesellschaft, das sind vermutlich alles Faktoren, die zu einer solchen Entwicklung beitragen. Und ich glaube tatsächlich, dass Ihr Eindruck nicht trügt und man von einer Zunahme dieser Probleme ausgehen muss.

DISKURS Dermatologie:

Ist die Bereitschaft der Menschen, sich zu pflegen, über die letzten 30 Jahre hinweg stärker geworden? Ist der Endverbraucher heute kritischer oder eher offener, was neue Pflegekonzepte betrifft?

D. Isermann:

(lacht) Das sind ja schon fast philosophische Fragen … Wir beobachten auf jeden Fall immer mehr, dass
eine älter werdende Bevölkerung auf eine attraktive Art altern möchte. Eine wirksame Hautpflege ist dabei als Baustein dieses Bestrebens im Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten fest etabliert. Insofern ist der Endverbraucher eher offener, wobei er gegenüber bestimmten Maßnahmen bzw. Wirk- und Inhaltsstoffen – sensibilisiert auch durch die Medien – tatsächlich eher kritischer wird. Wie bereits erwähnt, warne ich jedoch auch vor dem alternativen, oftmals unkritischen Gebrauch von Naturextrakten, wenn das allergisierende Potenzial nicht sicher ist. Aber da setzten wir auf die Kompetenz der Apotheker.

DISKURS Dermatologie:

Werfen wir abschließend gemeinsam einen Blick in die nähere Zukunft – was wünschen Sie sich konkret persönlich und auch für Ihr gesamtes Team?

D. Isermann:

Das Naheliegendste: Gesundheit. Vor allem hoffe ich, dass wir die Pandemie so in den Griff bekommen, dass unsere Gesellschaft als ganze wieder normal leben, ihre gewohnten Freiheiten genießen und auch wieder uneingeschränkt ihrem jeweiligen Broterwerb nachgehen kann. Das ist doch die elementarste Basis unserer Gesellschaft.

DISKURS Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Isermann, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte S. Steffens.