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„Bitte berühren“ jetzt auch für Neurodermitis

Eine Aufklärungskampagne, zwei Hautkrankheiten

Seit 2018 steht der 14. September im Zeichen des Welt-Neurodermitis-Tages. Passend dazu startete die Aufklärungskampagne „Bitte berühren – Hand in Hand gegen Neurodermitis“ des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD). Die Initiative möchte Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis (atopische Dermatitis) neue Wege zur Hilfe und Selbsthilfe aufzeigen. Darüber hinaus richtet sich die Kampagne auch an Angehörige und nahestehende Personen sowie an die breite Öffentlichkeit. Auf der „Bitte berühren“-Website www.neurodermitis.bitteberuehren.de finden Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten, Angehörige und Interessierte ein umfangreiches Informationsangebot und Tipps für den Umgang mit der Erkrankung im Alltag. Zusätzlich steht ihnen ein Expert*innen-Rat zur Verfügung, der offene Fragen rund um die Erkrankung beantwortet. Die „Bitte berühren“-Hautärzt*innen-Suche unterstützt Betroffene bei der Suche nach einer spezialisierten Hautärztin oder einem spezialisierten Hautarzt.

Neurodermitis gehört zu den am weitesten verbreiteten chronischen Erkrankungen und kann die Lebensqualität der Betroffenen enorm einschränken. Daher hat sich der BVDD gemeinsam mit Partnern aus der pharmazeutischen Industrie sowie mit Selbsthilfevereinen und Patient*innenorganisationen dazu entschieden, das Engagement der „Bitte berühren“- Kampagne auszuweiten. „Betroffene mit Neurodermitis leiden nicht nur unter Symptomen wie äußerlichen Hautveränderungen und quälendem Juckreiz, sondern auch unter sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung, was folglich die Lebensqualität massiv beeinträchtigt“, sagt Dr. Uwe Schwichtenberg, Dermatologe und medizinischer Experte der „Bitte berühren“- Kampagne. Bereits seit 2016 fördert der BVDD mit „Bitte berühren – gemeinsam aktiv gegen Schuppenflechte“ die Aufklärung über Schuppenflechte (Psoriasis). „Durch die Kampagnenerweiterung hat ‘Bitte berühren‘ die Chance, noch mehr Aufklärung im Bereich der chronischen Hauterkrankungen zu leisten – Wissen über beide Krankheitsbilder kann aufgebaut und Vorurteile gegenüber Betroffenen können abgebaut werden“, führt er fort.

Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten bei „Bitte berühren“ im Mittelpunkt

„Bitte berühren“ arbeitet im Rahmen der Kampagne eng mit Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten zusammen und stellt deren Geschichten in den Mittelpunkt. Die Schilderungen sollen dabei nicht nur aufklären und informieren. Vielmehr sollen sie auch andere Betroffene aktivieren und ihnen Mut machen, neue Wege zu gehen und die Hoffnung und den Kampf für eine erscheinungsfreie Haut und mehr Lebensqualität nicht aufzugeben. „Je mehr Betroffene über ihre Neurodermitis wissen, umso besser können sie die Symptome kontrollieren und den Alltag mit der Erkrankung managen. Ich bin froh, dass ich damals offen auf meinen Hautarzt zugegangen bin und meine Therapie mitbestimmen konnte. Heute bin ich weitestgehend erscheinungsfrei. Ich weiß zwar, dass ich Neurodermitis habe, aber ich sehe sie nicht mehr und ich fühle mich nicht mehr krank. Das ist ein unglaublich gutes Gefühl“, sagt die seit ihrer Kindheit an Neurodermitis erkrankte Romina. „Bitte berühren“ ermutigt Betroffene, offen auf ihre behandelnde Hautärztin oder ihren behandelnden Hautarzt zuzugehen, um ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Nur so kann gemeinsam ein Behandlungsplan entwickelt werden, der Menschen mit Neurodermitis auf ihrem Weg zu mehr Lebensqualität unterstützt.

Neurodermitis – Belastung für Körper und Seele

Neurodermitis hat viele verschiedene Ausprägungen. Neben milden Verläufen mit lokal begrenzten Ekzemen können auch sehr schwere Verläufe auftreten, die mit starken Entzündungen der Haut einhergehen und von einem besonders ausgeprägten Juckreiz begleitet werden. Ausgelöst durch sogenannte Triggerfaktoren wie Stress oder Allergene tritt Neurodermitis in der Regel schubweise auf. Diese wiederkehrenden Schübe können – auch bei ein und derselben Patientin bzw. ein und demselben Patienten – in ihrer Dauer und Ausprägung stark variieren. [1]

Vor allem zwei Faktoren prägen die Neurodermitis: eine sehr trockene Haut sowie ein quälender Juckreiz. Kennzeichnend ist der sogenannte Juckreiz-Kratz-Kreislauf: Wer dem Juckreiz nachgibt und seine Haut aufkratzt, schädigt die ohnehin schon gestörte Hautbarriere noch mehr: Bakterien und Keime dringen ein, die Haut entzündet sich. Das wiederum geht auch mit Jucken einher und befeuert den charakteristischen Teufelskreis. Die typischen Hautveränderungen wie Hautrötungen, Schuppungen, Bläschen oder Ekzeme entstehen. [2] Sie beeinträchtigen massiv den Schlaf, den privaten und beruflichen Alltag und schränken die Lebensqualität der Betroffenen deutlich ein. [1]

Doch nicht nur die körperlichen Auswirkungen einer Neurodermitis belasten Betroffene. Viele ziehen sich aus Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung auch mehr und mehr zurück und meiden soziale Kontakte. Insbesondere für Kinder und Jugendliche, deren Persönlichkeit sich noch entwickelt, kann dies negative Folgen haben. Sie leiden oftmals ganz besonders darunter, aufgrund der sichtbaren Ekzeme gehänselt und ausgeschlossen zu werden. [3] Dass Angst, Depression und das Gefühl von Hilflosingkeit bei Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten deutlich häufiger auftreten als bei gesunden Menschen, ist daher kaum verwunderlich. [4]

Quelle: Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V

Literatur

1. Leung DYM & Guttman-Yassky E. J Allergy Clin Immunol Pract 2014; 134(4): 769-779.
2. Augustin M, Glaeske G, Hagenström K. Neurodermitisreport 2021, letzter Zugriff: 09.09.2021.
3. Mein Allergie-Portal. Neurodermitis bei Jugendlichen – mehr als nur ein Hautproblem, letzter Zugriff: 09.09.2021.
4. Neurodermitistherapie.info. Die vielfältigen Symptome der Neurodermitis, letzter Zugriff: 09.09.2021.