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Du bist mehr als deine Haut!

Wechselbeziehungen zwischen Haut und Psyche

Bei einem Symposium im Rahmen der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) informierten Andrea Eisenberg, Ärztin an der PsoriSol Hautklinik Hersbruck, und PD Dr. Alexander Zink, Oberarzt an der Klinik für Dermatologie an der TU München, über die Wechselbeziehungen zwischen Haut und Psyche.

„Die Haut zeigt Gefühle“, so der Titel des Vortrags von Eisenberg, in dem die Ärztin auf die unmittelbaren, neuroimmunologisch gesteuerten Hautreaktionen einging und
so erhellte, was hinter dem Begriff „psycho-somatisch“ steht. „Die Haut verursacht aber auch Gefühle wie etwa Krankheits- oder Progredienzangst, Hilflosigkeit gegenüber der Krankheit, Gereiztheit und Anspannung als psychische Reaktion etwa auf Pruritus mit daraus resultierendem Schlafmangel. Insbesondere Scham und Selbstwerteinbruch als Reaktion auf Stigmatisierung seitens der Gesellschaft können eine reaktive Depression zur Folge haben“, erläuterte Eisenberg den Bereich, der zutreffender mit „somato-psychische Reaktionen“ zu bezeichnen sei.

Die weitreichenden Auswirkungen von – möglicherweise erhöhter – Angst vor einer chronischen Hautkrankheit bzw. deren Umgang damit können, so die Expertin für Dermatopsychosomatik, zu einem erhöhten physiologischen Arousal führen und psychovegetative sowie immunologische Prozesse modulieren. Liegt bereits eine Depression oder ein Erschöpfungssyndrom in Folge des Umgangs mit einer Hautkrankheit vor, so komme es nicht selten zu einem Rückzug aus allen medizinischen Maßnahmen und zu einem Selbstwerteinbruch, der den Sinn jedweder Selbstfürsorge in Frage stellt. „Ich erlebe ganz häufig Patienten, die sagen, dass ihnen die Durchhaltekraft für eine Behandlung fehle, dass sich der therapeutische Aufwand doch gar nicht lohne und sie sich des Aufwands einfach nicht wert seien“, berichtete Eisenberg aus ihrem Klinikalltag.

Für ein Durchbrechen der mentalen Abwärtsspirale der Lösungsinkompetenz sei es wichtig, die Ressourcen der Patient*innen (wieder) zu finden, etwa durch Fragen wie „Welche Fähigkeiten bräuchten Sie als Mensch, um mit dieser Situation besser zurecht zu kommen?“. Schlussendlich seien Probleme nicht mit derselben Methode zu lösen, durch die sie entstanden sind.

Zink, Leiter der interdisziplinären Arbeitsgruppe Public Health und digitale Medizin, zeigte in seinem Vortrag „Glücklich steht dir“ anhand einer Studie (Schuster et al.: Happiness in dermatology: a holistic evaluation of the mental burden of
skin diseases. J Eur Acad Dermatol Venerol 2020;34(6):1331-1339), wie sich „happiness“ oder „well being“ für Menschen mit Hautkrankheiten darstellen: demnach erfahren Patient*innen mit Dermatosen nicht signifikant mehr negative Emotionen als gesunde Kontrollprobanden, sondern weniger positive Emotionen als diese.

Was aber können Menschen – und damit auch hautkranke Patient*innen – dieser Abwesenheit von Glücksgefühlen entgegensetzen? Zink listete dazu Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie auf, wonach freundliche Begegnungen, Humor, anderen eine Freude zu bereiten, Achtsamkeit und „Flow erleben“ zu mehr positiven Emotionen führen können. „Flow“ wird laut Zink als belohnend erlebter Zustand vollständiger Absorbiertheit während der Ausführung einer optimal beanspruchenden Aufgabe definiert, wodurch es zu einem Verschmelzen von Selbst und Tätigkeit komme und das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, verstärkt werde.

Zinks Fazit: „Es gibt vielfältige, gut untersuchte Interventionen zur Erhöhung positiver Affekte, aber es gibt noch keine ‘Happiness-Programme‘ speziell für Patienten mit Hauterkrankungen. Aber wir wollen daran arbeiten.“

Quelle: Symposium „Du bist mehr als Deine Haut!“ im Rahmen der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 27. April 2023, Berlin; Veranstalter: Almirall Hermal GmbH

Mit freundlicher Unterstützung der Almirall Hermal GmbH