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Leitlinie zu Diagnose und Therapie der Vitiligo erschienen

Keine kosmetische Störung, sondern eine ernste Autoimmunerkrankung

Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) ist eine autoimmun verursachte Hauterkrankung, die durch eine Depigmentierung der Haut gekennzeichnet ist. Bislang gab es im deutschsprachigen Raum keine Leitlinien oder Empfehlungen zur Behandlung. Die Pigmentstörung führt zu bleibenden weißen Flecken auf der Haut und belastet die Psyche der Betroffenen stark. Die Leitlinie zu Diagnose und Therapie der Vitiligo gibt Dermatologinnen und Dermatologen Entscheidungshilfen für eine möglichst früh einsetzende Therapie. Vitiligo ist eine Krankheit, keine kosmetische Störung, betont die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG).

Die Vitiligo ist eine häufige und chronische Erkrankung der Haut. Charakteristisch sind weiße, scharf begrenzte Flecken, die in Größe, Form und Ausbreitung sehr unterschiedlich sein können. „Ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn ermöglicht zwar keine Heilung, kann aber das Fortschreiten der Vitiligo aufhalten“, erklärt Professor Dr. med. Peter Elsner, Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit der DDG. Nicht selten herrsche unter Dermatologinnen und Dermatologen Unsicherheit in Bezug auf eine adäquate Diagnostik und Therapie, so Professor Dr. med. Markus Böhm, Leitender Oberarzt an der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster und Koordinator der neuen Leitlinie zu Diagnose und Therapie der Vitiligo. Zur Behandlung fasst die Leitlinie die wichtigsten Empfehlungen zusammen. Bei einer limitierten Vitiligo mit einem Befall von < 3% der Körperoberfläche sind für Kinder und Erwachsene topische (äußerlich wirkende) Kortikosteroide das Mittel der 1. Wahl. Empfohlen werden potente Kortikosteroide (Klasse III) wie Mometasonfuorat über einen Zeitraum von drei Monaten (1x täglich) oder sechs Monaten (1x täglich für jeweils 15 Tage, gefolgt von einer 14- tägigen Pause).

Phototherapien sind seit Jahrzehnten eine wichtige Therapiesäule der Vitiligo. Durch die Weiterentwicklung der Medizintechnologie wurden seit Anfang der 2000er Jahre auch Lichtquellen auf den Markt gebracht, die UVB-Licht in hoher Intensität emittieren und zur selektiven Bestrahlung umschriebener Vitiligo-Areale eingesetzt werden (gezielte UV- Therapien). Die Leitlinie empfiehlt in erster Linie NB UVB (Schmalband UVB) zur Ganzkörperbestrahlung, da diese zweimal bis dreimal pro Woche durchzuführende Bestrahlung die am besten untersuchte und dokumentierte Therapie ist. Sie soll vor allem bei Patientinnen und Patienten angewendet werden, bei denen wegen der Ausdehnung der Vitiligo eine topische Therapie nicht mehr praktikabel ist. Die Therapiedauer sollte nicht länger als 12-24 Monate umfassen; wenn nach sechs Monaten keine Repigmentierung der Haut stattfindet, ist die Bestrahlung abzubrechen. Auch für die gezielte Lichttherapie mit 308 nm Excimer-Laser oder 308 nm Excimer-Lampe spricht sich die Leitlinie aus, wenn es sich um eine limitierte Vitiligo handelt.

An Vitiligo Erkrankte haben häufiger als andere Menschen assoziierte Auto- immunerkrankungen wie beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen und kreisrunden Haarausfall. Die Leitlinie empfiehlt daher, dass einmal jährlich TSH sowie TPO- und TG-Antikörper bestimmt werden, um die Schilddrüsenfunktion zu prüfen.

Die Leitlinie gibt auch einen Ausblick auf medikamentöse Therapieoptionen, an die sich große Hoffnungen knüpfen: die Januskinasen-Hemmer. Diese speziellen Enzyme spielen eine zentrale Rolle bei der Signalübertragung zahlreicher Zytokine, die an der Entstehung entzündlicher Erkrankungen beteiligt sind.

Quelle: Deutsche Dermatologische Gesellschaft

Literatur

1. S1-Leitlinie. Diagnostik und Therapie der Vitiligo. AWMF-Register-Nr.: 013-093, 202. 2021.