Aktuell Derma

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

angesichts der im Freundeskreis naturgemäß regelmäßig erörterten gesamtgesellschaftlichen und (welt-)politischen „Gemengelage“, bei der ja tatsächlich tagtäglich jede Menge Unerfreuliches anliegt und sich fortlaufend in das Konvolut an Stimmungstötern einreiht, die uns unter dem nur noch scheinbar neutralen Begriff der „Nachrichten“ permanent um die immer heißeren Ohren fliegen, entfuhr einer Bekannten kürzlich ein altbekannter, ein wenig aus der Mode geratener, dermatologisch phrasierter Verzweiflungsfluch: „Ich krieg die Krätze!

Sie, werte Kolleginnen und Kollegen, wissen natürlich, dass die im Volksmund Krätze genannten Scabies, eine ansteckende und stark juckende Erkrankung der Haut, die typischerweise durch kleine rote Punkte, Papeln und z.T. auch Bläschen imponiert, weniger durch die enervierende Zeitgenossenschaft mit (u.a.) aufmerksamkeitsspannenpulverisierenden Tik-Tok-Tröten, klimawandelleugnenden Pick-up-Truckern oder immer neue „Völker“ verhetzenden Rechtspopulisten, sondern in aller Regel durch die im Vergleich fast schon sympathisch wirkende Krätzmilbe (Sarcoptes scabei var. hominis) verursacht wird (und keinesfalls ausgerottet ist, wie auch in Deutschland wieder zunehmende Fallzahlen in den letzten 10-15 Jahren belegen). Was aber beileibe nicht heißen soll, dass es gar keinen Zusammenhang zwischen Stimmung (Psyche) und dermatologischen Problemen gäbe.

Im Gegenteil hat die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) anlässlich des „Welttages der seelischen Gesundheit“ am 10. Oktober ausdrücklich daran erinnert, dass u.a. für Krankheiten wie Psoriasis und atopische Dermatitis inzwischen komplexe psychoneuroimmunologische Zusammenhänge aufgedeckt werden konnten, die deutlich zeigen, dass körperliche und psychische Gesundheit bei Hauterkrankungen in einer Wechselbeziehung stehen und akute Befundverschlechterungen vielfältige Auslöser haben können, zu denen z.B. auch Stress oder besonders belastende Lebensereignisse gehören (s.S. 30f). Die folgerichtige Forderung nach engerer interdisziplinärer Zusammenarbeit und mehr psychodermatologischen Inhalten in der dermatologischen Aus- und Weiterbildung kann man daher nur ausdrücklich unterstützen.

Ihre

Dr. med. Andrea Schulz
Schriftleiterin DISKURS Dermatologie