Aktuell Derma

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

man könnte an dieser Stelle über das neurologische Phänomen des „Déjà-vu“ sinnieren und in diesem Zusammenhang spekulieren, wie viele dieser seltsamen Gedächtnisstörungen in den nächsten 50 Monaten in einer unaufhörlichen Wellenbewegung über den großen Teich in unsere kollektive Psyche schwappen werden; man könnte das dem großen Albert Einstein zugeschriebene Diktum zitieren, wonach es die (bzw. eine mögliche) Definition von Wahnsinn sei, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten; man könnte in das fast schon zum Allgemeinplatz gewordene Lamento einstimmen, dass diejenigen, die nicht bereit sind, aus der Geschichte zu lernen, dazu verurteilt seien, deren Fehler zu wiederholen.

Aber auch wenn bereits im Editorial der vorherigen Ausgabe von DISKURS Dermatologie darauf hingewiesen wurde, dass „körperliche und psychische Gesundheit (…) in einer Wechselbeziehung stehen und akute Befundverschlechterungen vielfältige Auslöser haben können, zu denen z.B. auch Stress oder besonders belastende Lebensereignisse gehören“ (und mithin auch in dieser Hinsicht nichts von dem zu erwartenden „Wahnsinn“ folgenlos bleiben wird), möchte ich viel lieber zum einen daran erinnern, dass die wissenschaftliche Methode, d.h. die Erlangung von – immer als vorläufiger, jederzeit durch neuere Daten revidierbarer „Stand der Dinge“ zu betrachtender – Erkenntnis mittels unabhängig reproduzierbarer Evidenz den weltgeschichtlich gewiss erfolgreichsten Gegenentwurf zu o.a. Sackgassen darstellt, und zum anderen den Blick auf solche Wunden wenden, zu deren Heilung beizutragen in unserer dermatologischen Hand liegt.

So finden Sie in der vorliegenden Ausgabe von DISKURS Dermatologie u.a. ein Interview mit Brigitte Nink-Grebe, Generalsekretärin der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW), zur Rolle der Kaltplasmatherapie bei der Behandlung chronischer Wunden (s.S. 48ff), einen Beitrag zu der auch in internationalen Best-Practice-Empfehlungen zum Debridement betonten Bedeutung hydroreinigender Wundauflagen zur Vermeidung von Wundinfektionen (s.S. 46f), einen Hinweis auf den diesjährigen Nürnberger Wundkongress vom 5. bis 6. Dezember, bei dem u.a. die häufig schlecht heilenden Wunden von Senior*innen im interdisziplinären Fokus stehen (s.S. 39), und nicht zuletzt Teil 1 eines wissenschaftlichen Papers aus Georgien zu den – anhand von diversen Kasuistiken eindrucksvoll demonstrierten – Möglichkeiten der Bakteriophagentherapie als potenzielle Behandlungsoption
für chirurgische Wundinfektionen (s.S. 54ff). Wobei diese hauptsächlich im osteuropäischen Raum verankerte, traditionelle Behandlungsmethode auch ein sehr gutes Beispiel dafür ist, wie wichtig es sein kann, angesichts neuer Bedrohungen – in diesem Falle: zunehmende Antibiotikaresistenzen – die Lektionen aus der eigenen (in diesem Falle: Medizin-)Geschichte nie zu vergessen.

Ihre

Dr. med. Andrea Schulz
Schriftleiterin DISKURS Dermatologie