Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Ausdruck „lebende Sprache“ bezeichnet diejenigen ca. 6.000-7.000 menschlichen Sprachen, die aktuell von einer (kleineren oder größeren) Sprachgemeinschaft auf dieser mithin enorm multilingualen Welt verwendet werden. Diese lebenden Sprachen sind aber nicht nur aufgrund der Zeitgenossenschaft ihrer Sprecher „lebendig“, sondern auch deswegen, weil sich jede einzelne von ihnen fortlaufend verändert und weiterentwickelt. Manche der dabei neu entstehenden Begriffe und Redewendungen werden nach einer (kurzen oder längeren) Blütezeit dann wieder ungebräuchlich, andere setzen sich durch und etablieren sich langfristig. So hat z.B. die sog. Watergate-Affäre (kurz Watergate), die mit dem von engen Mitarbeitern des damals amtierenden Präsidenten Richard Nixon beauftragten Einbruch vom 17. Juni 1972 in das im gleichnamigen Washingtoner Hotel befindliche Hauptquartier der Demokratischen Partei begann und schließlich mit Nixons Rücktritt am 9. August 1974 endete, der englischen Sprache das Suffix „-gate“ als allgemeingültige Kenntlichmachung von (hauptsächlich politischen) Skandalen oder als solchen empfundenen Vorgängen hinterlassen.
Angesichts der zahllosen Transgressionen des aktuell (wieder-)gewählten US-Präsidenten und seiner Administration im allerersten Monat ihres vierjährigen Regimes fehlt allerdings auch den fleißigsten Chronisten die Muße, jede einzelne davon mittels „-gateisierung“ zu erfassen, handelt es sich doch offenbar um ein allumfassendes „Demokratiegate“. Uns, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollte dabei besonders der Versuch eines tiefgreifenden Eingriffs in die Wissenschaft und deren Freiheit beunruhigen, betrifft er doch nicht „nur“ erwartbare Ziele wie die Forschungen zum – vom größten Teil der Republikanischen Partei wider alle Evidenz geleugneten – Klimawandel, sondern auch unseren ureigenen Bereich der Medizin, wo nicht nur öffentlichen Einrichtungen befehligt wurde, Veröffentlichungen zurückhalten oder offline zu nehmen, die sich auf Gender- oder Trans-Themen beziehen, sondern auch ein offen wissenschaftsfeindlicher „Anti-Vaxxer“ (Impfgegner) absurderweise zum neuen Gesundheitsminister ernannt wurde.
Der freien, rein evidenzbasierten, nicht dem Wohle einer begrenzten Klientel, sondern der ganzen Menschheit dienenden medizinischen Forschung und Entwicklung verdankt unser Fachjargon hingegen u.a. das wesentlich erfreulichere Suffix „-umab“ für humane bzw. humanisierte monoklonale Antikörper, die die Behandlungsmöglichkeiten verschiedenster Erkrankungen entscheidend erweitert und verbessert haben. So finden sich in der vorliegenden Ausgabe von DISKURS Dermatologie aktuelle Daten zu den segensreichen Wirkungen von Tralokinumab in der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis (s.S. 15), von Nemolizumab in der Behandlung von atopischer Dermatitis und Prurigo nodularis (s.S. 18ff), von Secukinumab in der Behandlung der Plaque-Psoriasis (s.S. 25) sowie von Dupilumab in der Behandlung von atopischer Dermatitis (s.S. 26f).
Ihre Dr. med. Andrea Schulz – Schriftleiterin DISKURS Dermatologie