Aktuell Derma

Mittelschwere bis schwere Plaque-Psoriasis: IL-17A/F-Blockade wirkt rasch, ausgeprägt und langanhaltend

A. Häckel

Mit Bimekizumab (BKZ, Bimzelx®) ist seit mehr als einem Jahr der erste selektive IL-17A/F-Inhibitor in der EU zugelassen. Der heterodimere Antikörper, mit dem bereits mehr als 1.200 Patient*innen mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis behandelt werden, ist zugleich die erste Substanz, der bei dieser Indikation ein Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie (Secukinumab) attestiert wurde. Zugleich kann BKZ – als bundesweite Praxisbesonderheit – seit kurzer Zeit als Systemtherapie budgetneutral verordnet werden. Beeindruckt haben auf der diesjährigen EADV-Tagung in Mailand die Resultate zur Hauterscheinungsfreiheit und zur Dauer und Aufrechterhaltung des Ansprechens unter der IL-17A/F-Blockade, berichtete Professor Dr. Diamant Thaçi, Universität von Schleswig-Holstein (Lübeck) bei einer virtuellen Fachpresseveranstaltung zum Thema.

Daten hierzu über drei Jahre liegen nun aus der offenen Verlängerungsstudie (OLE) BE BRIGHT vor. [1] Teilgenommen hatten 989 Patient*innen, die an einer der Bimekizumab-Phase-III-Studien
BE SURE, BE VIVID und BE READY teilgenommen hatten. Bei gutem Ansprechen erhielten sie in der offenen Verlängerungsphase weiter BKZ über drei Jahre. Zielparameter war ein absoluter PASI <2. Weitere wichtige Marker waren auch ein PASI 100% bzw. eine uneingeschränkte Lebensqualität (DLQI 0/1). Die Gabe von BKZ (320 mg) in BE BRIGHT erfolgte alle vier Wochen (Q4W) oder – bei Erreichen eines PASI 90 – auch in einem längeren Intervall (Q8W) nach Ermessen der Prüfärztin bzw. des Prüfarztes. Die Patient*innen hatten zu 40% bereits Biologika bekommen, mit einem DLQI >10 einen hohen Leidensdruck, einen Befall von über 25% der Körperoberfläche und eine mittlere Krankheitsdauer von 18 Jahren.

Die Ergebnisse: Zu Woche 16 hatten 87,8% der 989 Patient*innen in den Vorläuferstudien unter BKZ Q4W einen absoluten PASI <2 erreicht. Wurden diese über insgesamt drei Jahre mit BKZ weiterbehandelt, behielten 94,2% von ihnen dieses Ansprechen (PASI <2) bis zum Ende der Studie. Das bedeutet, so Thaçi, dass Patient*innen, die zu Woche 16 einen Therapieerfolg mit Bimekizumab erzielt haben, bei Weiterbehandlung diesen Erfolg über bis zu drei Jahre beibehalten können, selbst bei Verlängerung bzw. Flexibilisierung des Dosisintervalls.

Einen PASI 100 hatten knapp 2/3 (62,7%) der 989 Patient*innen nach initialer 16-wöchiger Therapie erreicht. Von ihnen behielten 82,0% ihr Ansprechen – die 100%ige Besserung – bis zum Ende von Jahr drei bei. Auch die erreichte gesundheitsbezogene Lebensqualität blieb über die Zeit den meisten erhalten: Die DLQI-0/1-Ansprechrate der mit BKZ behandelten PASI-100-Responder der Woche 16 (62,7%) stieg im Laufe des ersten Jahres der offenen Studie an und persistierte bis zum Ende von Jahr drei bei 88% der Patient*innen. Zusammen mit der Beobachtung, dass bei 90,8% der Patient*innen mit einem PASI <1 nach Woche 16 dieser noch über insgesamt drei Jahre erhalten blieb, sind dies „extrem gute Nachrichten“, betonte Thaçi.

Eine Analyse der kombinierten Studien BE SURE (dem Vergleich von Bimekizumab und Adalimumab über 24 Wochen mit dem Resultat der überlegenen Wirksamkeit von BKZ) und BE BRIGHT (Effekt nach Umstellung von ADA auf BKZ) [2] zeigte nach bereits initialer BKZ- Behandlung einen Erhalt des hohen Anteils von PASI-90-Ansprechen bis zum Ende der dreijährigen Behandlung. Bei den ursprünglich zu ADA randomisierten Patient*innen stieg der Anteil der PASI-90-Responder (ca. 50%) nach Umstellung auf BKZ rasch an und erreichte nach Woche 32 anhaltend ähnlich hohe Werte wie bei den initial zu BKZ randomisierten Patient*innen. Vergleichbar war die Entwicklung bezüglich PASI 100 sowie DLQI 0/1. Das zeigt, dass mit Bimekizumab die höchsten Ansprechraten erzielt werden können und vor allem die Wirksamkeit der Induktion nach 16 Wochen auch mit IL-17-Hemmung beibehalten werden kann.

Unerwünschte Ereignisse während der dreijährigen BKZ-Therapie bei den BE-SURE-Patient*innen hatten im Vergleich zu den Zwei-Jahres-Daten [3] nicht zugenommen. Häufigste behandlungsbedürftige (TEAE) Nebenwirkungen waren Nasopharyngitis, orale Candidosen sowie Infektionen der oberen Atemwege. Das Auftreten von gravierenden Nebenwirkungen (schwerwiegende Infektionen, CED, maligne Erkrankungen) war und blieb auch über drei Jahre dagegen sehr gering. Die Analyse [4] aller mit BKZ in vier Phase-II- und Phase-III-Studien behandelten Patient*innen – ent- sprechend einer Gesamtexposition über mehr als 4.000 Patientenjahre – zeigte, dass die Verträglichkeit über die drei Jahre nicht abnahm und kumulative expositionsbereinigte In- zidenzraten (EAIR) von TEAE nicht erhöht waren. Im Allgemeinen waren unerwünschte Wirkungen bei einem Q8W-Intervall niedriger als unter einem Q4W-Intervall.

Netzwerk-Metaanalyse sieht BKZ bei PASI 100 auf Platz eins

Auch eine aktuelle Netzwerkanalyse (NMA) [5] bestätigt für BKZ im Ver- gleich zu anderen modernen Biologika nach einem Jahr einen größeren kumulativen Nutzen sowie mehr Tage erscheinungsfreier Haut (PASI 100), unterstrich Dr. Nina Magnolo, Universität Münster. Erst ein solcher ambitionierter Zielwert, verbunden mit einem DLQI von 0/1, erfülle die wichtigsten Patient*innenwünsche, nämlich eine schnelle Verbesserung der Haut, die Heilung aller Hautveränderungen sowie die Kontrolle über die Erkrankung. Dank seiner schnellen und langanhaltenden Wirkung schnitt BKZ in der NMA, im indirekten Vergleich von BKZ, basierend auf 10 Head-to-Head-Studien mit sechs Vergleichssubstanzen (Brodalumab, Ustekinumab, Guselkumab, Secukinumab, Ixekizumab und Risankizumab) zum klinischen Nutzen bei insgesamt 5.177 Patient*innen, in puncto kumulativer Zahl der Tage mit PASI 100 über ein Jahr auf dem ersten Platz ab.

Dies wird auch in der BE-RADIANT-Studie [6] anhand von Daten [7]
zu den Patient Reported Outcomes (PRO) über bis zu zwei Jahre bestätigt. In diesem Head-to-Head-Vergleich zwischen BKZ und Secukinumab blieben die hohen PRO-Ansprechraten (erhoben mittels DLQI) auf BKZ bis zu Woche 96 erhalten. Auch zuvor mit Secukinumab behandelte Patient*innen, die nach Woche 48 auf BKZ umgestellt wurden, behielten danach die hohen DLQI-Ansprechraten bis Woche 96 bei. Zugleich verbesserten sich nach Umstellung auch Symptome wie Juckreiz, Schmerz und Schuppung und deren Einfluss auf die Befindlichkeit (mit dem P-SIM-Score [Psoriasis Symptoms and Impact Measures] erfasst). Die P-SIM-0-Ansprechraten erreichten bei ihnen in Woche 96 ähnlich hohe Werte wie bei den bereits initial zu BKZ-randomisierten Patient*innen.

Quelle: Post-EADV-Pressewebcast „EADV Kompakt: Psoriasis-Management aktuell“, 19. September 2022; Veranstalter: UCB Pharma GmbH

Literatur

1. Strober B et al., EADV 2022, Präsentation P1491
2. Thaçi D et al., EADV 2022, Präsentation P1572
3. Gordon KB et al., JAMA Dermatol 2021; 158(7):735-744
4. Gordon KB et al., EADV 2022, Präsentation P1569
5. Warren RB et al., EADV 2022, Präsentation P1571
6. Kokolakis et al., EADV 2022, Präsentation P1595
7. Warren RB et al., Dermatol Ther (Heidelb) 2021;11:1551-1569