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„Wir sind stolz, dass eine Präsenzveranstaltung so viele Teilnehmer generieren konnte“

Interview mit Tagungspräsident Univ.-Prof. Dr. Amir Yazdi (Aachen) anlässlich der 24. Jahrestagung der Dermatologischen Wissenschafts- und Fortbildungsakademie (DWFA) in Köln

Viele spannende Themen erwarten die Teilnehmer am 26. bis 28. November in Köln anlässlich der DWFA-Tagung. Und wie jedes Jahr handelt es sich um Vorträge und Kurse auf höchstem Niveau, wobei sowohl aktuelle wissenschaftliche, aber auch praxisrelevante Aspekte mit einfließen. Wir sprachen mit Tagungspräsident Univ.-Prof. Dr. Amir Yazdi, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Uniklinik Aachen, über die zu erwartenden Highlights der Veranstaltung.

DISKURS Dermatologie:

Der Kongress findet dieses Jahr wieder als Präsenzveranstaltung statt. Welche Hürden mussten Sie in Bezug auf Corona überwinden?

Prof. Dr. Yazdi:

Nun, es war schon eine Herausforderung für uns, besonders ob der nun drohenden 4. Coronawelle. Deshalb haben wir uns für eine 2G-Regel entschlossen. Des Weiteren können Kolleginnen und Kollegen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen oder nicht vor Ort sein können, bei den Vorträgen auch online teilnehmen. Die Workshops finden allerdings ausschließlich als Präsenzveranstaltungen statt, da hier ja auch der praktische Einsatz gefragt ist.

DISKURS Dermatologie:

Warum ist die Option Präsenz so wichtig für diesen Kongress?

Prof. Dr. Yazdi:

Ein wichtiger Aspekt bei regionalen Tagungen ist die Diskussion, die hat letztes Jahr gefehlt, da zu diesem Zeitpunkt der Kongress nur online stattfinden konnte. Wir wollen aber – und das macht diese Tagung aus – den Dialog unter den Kollegen fördern. Das wird auch sehr gut angenommen. Wir haben viele regionale Meinungsbildner vor Ort, die gezielt den Austausch unter Kollegen unterstützen und fördern.

DISKURS Dermatologie:

Weshalb sind gerade die Workshops so hoch im Kurs?

Prof. Dr. Yazdi:

Die Workshops gehen quer durch die Dermatologie und jeder, der sich fortbilden möchte, kann dabei sein. Wir sprechen damit Berufsanfänger, aber auch etablierte Dermatologen an. In Bezug auf die praktische Betreuung der Patientinnen und Patienten gibt es ständig Neuerungen, die der klinische oder niedergelassene Dermatologe anbieten sollte. Notfälle in der Dermatologie, beispielsweise bei Allergien, Lasertherapie, korrektive und operative Dermatologie, Auflichtmikroskopie für Anfänger und Fortgeschrittene, Sonographie, Phlebologie, Wundversorgung, Nägel sowie OP-Kurse – die Workshops sind fast immer ausgebucht, darauf sind wir stolz.

DISKURS Dermatologie:

Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

Prof. Dr. Yazdi:

Nun, „hands on“ ist immer gefragt, besonders, weil man das in den letzten 18 Monaten nicht machen konnte. Zudem sind unsere Referenten meistens bekannt bei den Teilnehmern. Sie berichten authentisch aus der Praxis.

DISKURS Dermatologie:

Gibt es Kurse, bei denen nur Berufsanfänger teilnehmen, oder ist es eher ein Mix aus erfahrenen und neu etablierten Dermatologen?

Prof. Dr. Yazdi:

Das ist ganz unterschiedlich. Bei der Auflichtmikroskopie kann jeder als Anfänger oder Fortgeschrittener teilnehmen, die Sonographie folgt dem DEGUM-System (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin – d. Red.) – hier bauen Kurse aufeinander auf. Die Teilnehmer, besonders die jüngeren, sind auch an Zertifikaten interessiert. Bei OP- oder Allergologie-Workshops sind oft Praxisweiterbildungsassistenten, Klinikweiterbildungsassistenten, aber auch etablierte niedergelassene Dermatologen unter den Teilnehmern. Sie wollen Ihr Wissen auffrischen.

Die Zielgruppe ist also vielfältig, allen Teilnehmern gemein ist jedoch der Wunsch nach Weiterbildung.

DISKURS Dermatologie:

Die Vorträge sind breit gefächert, was sind die besonderen Highlights?

Prof. Dr. Yazdi:

Wir haben verschiedene Themenblöcke wie Infektiologie, schwierig zu behandelnden Dermatosen oder Zukunft in der Dermatologie bzw. Dermatologie im Wandel – so steht es im Programm. Zudem gibt es noch Gastvorträge von renommierten Kollegen, die nicht in NRW praktizieren.

DISKURS Dermatologie:

Dermatologie im Wandel – um welche Schwerpunkte geht es hier?

Prof. Dr. Yazdi:

Das sind eher so die neuen Techniken. Es fängt an mit „Was gibt es Neues in der Diagnostik“ – wir haben beispielsweise einen Themenblock über die Mykologie – oder Themen wie Digitalisierung in einem dermatohistologischen Labor. Es stehen aber auch Themen wie „Was gibt es Neues an molekularer Diagnostik am Patienten“ auf der Agenda. Letzteres gibt Antworten auf die Frage, inwieweit neue Techniken, die aus der Forschung in die Klinik gelangen, einen Beitrag zur Diagnostik leisten. Und dann gibt es noch einen zukunftsweisenden Beitrag zur Künstlichen Intelligenz. Hier werden Fragen beantwortet wie „Wie hilft die Künstliche Intelligenz bei der Dermatoskopie oder bei der diagnostischen Dermatologie?“.

DISKURS Dermatologie:

Die so genannte Künstliche Intelligenz ist ja in aller Munde. Was erwartet uns hier?

Prof. Dr. Yazdi:

Nun, es geht um Daten. Konkret: Wie kann man über Algorithmen lernen und wie wird das in Zukunft umgesetzt und wie kann maschinelles Lernen den ärztlichen Alltag sinnvoll verbessern.

DISKURS Dermatologie:

Welche Gastvorträge wird es geben?

Prof. Dr. Yazdi:

Die Gastvorträge sind dieses Jahr zu Rosacea und Pruritus. Beides sind sehr häufige, aber auch sehr schwierig zu behandelnde Erkrankungen. Deshalb besteht hier großer Informationsbedarf und wir haben zwei Experten gewonnen, die uns viel zur Pathogenese berichten, aber auch zu dem Thema „Wann behandele ich wen und wie?“ informieren. Die Gastredner sind Experten auf diesem Gebiet, so dass wir alle davon profitieren können. Rosacea wird von Prof. Martin Schaller vorgetragen, Chronischer Pruritus von Prof. Martin Metz.

DISKURS Dermatologie:

Dermatoonkologie – welche Themen stehen hier im Vordergrund?

Prof. Dr. Yazdi:

Bei der Dermatoonkologie ist es so, dass wir tolle Therapien haben, hier war das Melanom ja der Taktgeber bei der Immuntherapie für sehr viele andere Tumorentitäten. Derzeit ist daher diese Herausforderung ein großes Thema: Wann behandele ich welchen Patienten womit? Und vor allen Dingen: Wie schaffe ich eine ausreichende Adhärenz trotz Nebenwirkungen? Das Therapiemanagement steht also im Fokus. Unser Schwerpunkt liegt hier auf dem Praktischen, was wir jeden Tag machen. Daneben sprechen wir auch aktuelle Studien an und die Frage, welche neuen Therapieoptionen es 2022 geben wird.

DISKURS Dermatologie:

Wie beeinflusst die Pandemie die Dermatologie?

Prof. Dr. Yazdi:

Leider ist es so, dass es derzeit den Anschein hat, dass die Tumordicken bei Erstdiagnose deutlich größer
sind als vor der Pandemie, weil die Arztbesuche erst sehr spät stattfinden; somit wird befürchtet, dass wir manche Tumore erst später diagnostizieren als vor der Pandemie.

DISKURS Dermatologie:

Was ist aus Ihrer Sicht ein wichtiges Thema, das bislang vernachlässigt wurde?

Prof. Dr. Yazdi:

Nun, ich halte die Psychoonkologie für ein sehr wichtiges Thema. Das ist etwas, das wir im Alltag oft vergessen. Deshalb haben wir eine Psychoonkologin eingeladen, Frau Dr. med. Petermann-Meyer vom Centrum für Integrative Onkologie Aachen. Sie berichtet über die zusätzliche Therapie jenseits der Medikamente, was für den Patienten und den Therapieerfolg sehr wichtig ist.

DISKURS Dermatologie:

Was betrachten Sie als das größte Highlight des Kongresses?

Prof. Dr. Yazdi:

Definitiv die Diskussionen vor Ort. Ein Austausch, der jedem Teilnehmer neue Perspektiven aufzeigt. Es ist schwierig in Zeiten der Pandemie, aber wir sind sehr stolz, dass eine Präsenzveranstaltung wie diese so viele Teilnehmer generieren konnte. So wichtig der digitale Austausch auch ist, Vor-Ort-Diskussionen haben einen ganz anderen Stellenwert.

DISKURS Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Yazdi, vielen Dank für das Gespräch! 

Das Interview führte E. Kanz.