Personalisierte mRNA-Impfung im Kampf gegen Hautkrebs
Was im Zuge der Corona-Pandemie in Rekordzeit entwickelt und erfolgreich eingesetzt werden konnte, kommt nun als neuer Therapieansatz gegen Hautkrebs zum Zuge. Der Einsatz personalisierter mRNA-Impfstoffe, die sich spezifisch gegen Merkmale des individuellen Tumors richten, gilt als bahnbrechende Entwicklung. Weltweit werden Zulassungsstudien mit der mRNA-Technologie auf ihre Wirksamkeit an unterschiedlichen Tumoren durchgeführt. Prof. Dr. Carmen Loquai, Chefärztin der Dermatologie im Klinikum Bremen-Ost der Gesundheitnord gGmbH und Leiterin des Hautkrebszentrums Bremen, berichtet über den aktuellen Stand der Studien zur personalisierten mRNA-Vakzinierung bei fortgeschrittenem Melanom. [1]
Der Kampf gegen Hautkrebs, die am häufigsten auftretende Krebsform, wird mit dem mRNA-Impfstoff um eine neue Therapieoption verstärkt. „Mit der mRNA-Technologie können wir personalisierte Impfstoffe gegen Krebs herstellen“, so Loquai. „Erste Studienergebnisse mit unterschiedlichen mRNA-Vakzinierungsansätzen zeigen insbesondere beim malignen Melanom hoffnungsvolle Ergebnisse. Mit diesen Ansätzen ist die Hoffnung verbunden, nicht nur das Rückfallrisiko, sondern auch langfristig die Überlebenschancen zu erhöhen.“
Neu bei der Tumorimpfung ist es, dass sie maßgeschneidert gegen den jeweiligen Tumor der betreffenden Patient*innen zusammengestellt und eingesetzt wird. „Grundlage der Neoantigen-basierten Therapien ist die Erkennung des Neoantigens durch T-Zell Rezeptoren. Dadurch wird die Eliminierung der Tumorzellen durch die T-Lymphozyten induziert“, so Loquai. Für die personalisierte mRNA-Tumorimpfung wird die DNA und mRNA des Tumors, der der Patientin bzw. dem Patienten entnommen wurde, mit der DNA und mRNA des gesunden Patient*innengewebes verglichen. Die Mutationen für die Proteine der Neoantigene werden identifiziert. Dann wird die mRNA vermehrt, die solche Neoantigene codiert, und der jeweiligen Patientin bzw. dem jeweiligen Patienten als individualisierter Impfstoff verabreicht.
Bei Patient*innen mit fortgeschrittenem Melanom zeigte der Vergleich einer Kombinationstherapie aus einer neoantigenbasierten Impfung und einer etablierten Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren mit einer alleinigen Behandlung mit Checkpoint-Hemmern in einer Phase-II-Studie 2023 einen deutlichen Vorteil der kombinierten Impfung. Loquai: „Die Raten für rezidivfreies Überleben (RFS) im Zeitraum von 18 Monaten betrugen 78,6% in der Kombinationsgruppe, in der Monotherapiegruppe waren es 62,2%. Die Kombination zeigte eine protokolldefinierte statistische Signifikanz und eine klinisch bedeutsame Verbesserung des RFS mit einer Verringerung des Risikos eines Rezidivs oder des Todes um 44% (p = 0,0266).“
Auch beim fortgeschrittenen Melanom in späteren Stadien der Metatasierung konnte in ersten Studienergebnissen gezeigt werden, dass insbesondere die Kombination einer Lipoplex RNA-Vakzine mit vorbestimmten Antigenen in Kombination mit den Checkpoint-Hemmern die Tumorabwehr stärken kann [2], d.h. neben dem neoantigenbasierten Ansatz wird auch ein Ansatz mit Antigenen „aus dem Regal“ verfolgt, der den Charme hätte, dass die Impfungen weitaus einfacher und schneller den Patient*innen zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Studienergebnisse hierzu stehen noch aus. Im Anschluss an die bahnbrechenden Phase-II-Daten zur personalisierten mRNA-Vakzinierung bei fortgeschrittenem Melanom wurde eine Zulassungsstudie mit weltweit mehr als 1.000 Patient*innen auch in Deutschland gestartet. Wenn sie erfolgreich ist, könnte eine Zulassung des Neoantigen-Impfstoff auf den Weg gebracht werden.
Neue Ergebnisse zur personalisierten mRNA-Impfung werden beim 34. Deutschen Hautkrebskongress der ADO vom 25.-28. September 2024 in Würzburg erwartet. Weitere Informationen und Programm: www.ado-kongress.de.
Quelle: Conventus GmbH
Literatur
1. Khattack A et al. Cancer Res. 2023;83(suppl 8): CT001.
2. Sahin U et al. NATURE, 05 July 2017, https://www.nature.com/articles/nature23003