Wandelt sich die Ästhetische Medizin? Minimalinvasive Behandlungen und Indikationen im Fokus
Interview mit Dr. Dr. med. Wolfgang Funk (München)
Der Bereich der ästhetischen Behandlungen unterliegt einem ständigen Wandel. Immer häufiger werden kleine Korrekturen großen Eingriffen vorgezogen. Haben sich die Ansprüche der Patienten verändert oder sind die Möglichkeiten gewachsen?
Dr. Dr. med. Wolfgang Funk
Dr. Dr. med. Wolfgang Funk ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. In seiner Münchner Schönheitsklinik führt er seit vielen Jahren ästhetische Behandlungen durch. Im Interview spricht
er über die Einsatzgebiete nicht-operativer Verfahren.
Herr Dr. Funk, welche Erfahrungen haben Sie als Plastischer Chirurg?
Dr. Funk:
Ich kann auf 37 Jahre Erfahrung und damit auch auf viele Entwicklungen in der Ästhetischen Medizin zurückblicken. Sowohl was die Qualität der Behandlungen als auch neue Ansätze angeht, beispielsweise Hyaluronsäure, die Kryolipolyse oder Anti-Aging durch neue Essgewohnheiten. Gestartet sind wir mehr oder weniger mit einem Skalpell und einer Pinzette. Heute haben wir große Gerätschaften um uns herum, die uns helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen, aber auch im Heilungsprozess schnellere Ergebnisse zu erzielen.
Welche Veränderungen haben Sie in den letzten Jahren im Bereich der Ästhetischen Medizin besonders stark wahrgenommen?
Dr. Funk:
Grundsätzlich ist ja der Wunsch nach Schönheit eines der tiefsten Bedürfnisse, die wir als Menschen haben. Angenommen werden, den Platz finden in der Gesellschaft, das wünschen wir uns alle. Und dazu gehört nun mal auch die Schönheitschirurgie. Der Patient an sich hat sich nicht verändert. Was sich verändert hat, ist der breite Zugang zu ästhetischen Behandlungen. Auch durch die minimalinvasiven Maßnahmen, da die Preise nicht mehr so hoch sind. Heute kann sich jeder einen Eingriff leisten – wenn es für ihn wichtig ist.
Welchen Vorteil hat aus Ihrer Sicht der leichtere Zugang zu ästhetischen Verfahren?
Dr. Funk:
Der leichtere Zugang ist sicherlich ein großer Vorteil für Patienten und Behandler. Minimalinvasive Verfahren werden eher in Anspruch genommen. Und diese Verfahren nutzen, sie funktionieren. Heute machen wir ein Facelift nicht mehr ab 40, sondern eher ab 50. Davor beginnt man mit kleinen Eingriffen, die Volumen aufbauen und ähnliches. Wir haben dadurch also einen früheren Zugang zu den Patienten. Diese kleinen Eingriffe unterstützen also die großen, das eine unterstützt das andere. Wir sind glücklich, dass wir alles im Portfolio haben und es auch einsetzen können.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Kryolipolyse gemacht?
Dr. Funk:
Die Kryolipolyse ist ein sehr gutes Tool. Man kommt zum Arzt, lässt sich eine Stunde behandeln und geht wieder nach Hause. Das ist sehr attraktiv für Patienten. Wenn jemand allerdings eine Fettschicht von 10-15 cm hat, ist die Kryolipolyse nicht die richtige Wahl. Das Kälteverfahren kommt bei uns immer dann zum Einsatz, wenn zu viel da ist, um nichts zu machen, aber zu wenig, um viel zu machen. Das ist vielleicht bei 60 % aller Menschen der Fall, und dafür ist die Kryolipolyse ideal. Und man kann auch Randzonen behandeln, die vielleicht nach der Fettabsaugung noch nachbehandelt werden müssen.
Mit welchen Risiken muss man bei nichtinvasiven Eingriffen rechnen?
Dr. Funk:
Bei nichtinvasiven und minimal- invasiven Eingriffen ist das medizi- nische Risiko minimal. Sie dienen ja gerade dem Bedürfnis, mit ge- ringerem medizinischen Risiko ein ästhetisches Ergebnis zu erzielen. Ein gewisses ästhetisches Risiko in der Optik besteht allerdings schon. Beispielsweise wenn Hyaluronsäure falsch eingesetzt wird. Dann kann das Ergebnis aus ästhetischer Sicht nicht zufriedenstellend sein.
Wenn man Maßnahmen aber gezielt einsetzt, die richtige Indikation be- achtet und die Identität des Patien- ten immer im Blick hat, wird man zufriedene Patienten haben. Jeder hat seinen persönlichen Ausdruck, ein ästhetisches System. Wenn man versucht, dieses ästhetische System, das jeder hat, zu optimieren, sind wir auf dem richtigen Weg. Die Gefahr ist also nicht das Produkt, sondern der Anwender.
Welchen Vorteil bietet die Kombination aus minimalinvasiven und invasiven Ansätzen für die Patientinnen und Patienten?
Dr. Funk:
Heute arbeiten wir polystrukturiert, ganzheitlich. Dadurch kann man die verschiedenen Stufen des Alterungsprozesses einzeln abmildern. Alle Schichten des Körpers altern unterschiedlich. Mit verschiedenen Behandlungsmethoden kann man gewebsspezifische Alterungsprozesse differenziert behandeln. Wir können etwa mit Needling und Radiofrequenz die Haut reaktivieren, mit Fillern Volumen aufbauen und mit einer Muskelaktivierung die Fettverbrennung und das Lymphsystem ankurbeln. Das verhindert ein aufgedunsenes Gesicht, wie es durch den Einsatz von Hyaluronsäure entstehen kann.
Wenn man das Gesamtbild behandelt, arbeitet man ganzheitlich. Manchmal reicht eine einfache Absaugung, oft ist es aber die Kombination aus verschiedenen Therapien, die sinnvoll für den Patienten ist. Das Behandlungsareal ist ja nicht isoliert, da ist ja noch viel drumherum. Man muss also immer das Gesamtbild behandeln.
Welche Rolle spielt die Indikationsstellung bei Behandlungen heutzutage?
Dr. Funk:
Eine zufriedenstellende Behandlung ist immer indikationsbezogen. Stimmt die Indikation, macht man das Richtige. Ansonsten macht man immer das Falsche, auch wenn es gut gemacht ist. Früher haben die Patienten mehr oder weniger alles abgenickt und auf das Fachwissen des Arztes vertraut. Heute treten viele Patienten mit einem klaren Auftrag an mich heran, diese oder jene Behandlung durchzuführen. Viele übergehen die Indikation und wollen diese spezielle Behandlung, weil sie davon gehört haben. Da ist das Beratungsgespräch entscheidend, in dem die Erwartung und die Machbarkeit gegeneinander abgewägt werden. In Zukunft werden wir noch viel mehr mit der Komposition verschiedener Techniken arbeiten, um ein individuelles Ergebnis zu erzielen.
Sehr geehrter Herr Dr. Funk, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen zu Dr. Dr. med. Wolfgang Funk: www.schoenheitsklinik.com
Quelle: ICE AESTHETIC