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Interdisziplinarität mit hohem Praxisanteil

14. Tagung des S-thetic Circle, 27.–28. August 2021, Düsseldorf

Die am letzten August-Wochenende als Live-Veranstaltung organisierte Fachtagung S-thetic Circle bot ein breites Spektrum an Vorträgen und Workshops zu aktuellen Behandlungsmethoden, neuesten Entwicklungen sowie Trends und Technologien im Bereich der plastisch-ästhetischen Chirurgie und Dermatologie.

Den ersten Vortrag des im Zeichen des wissenschaftlichen Programms stehenden Samstags hielt der Veranstalter und Kongresspräsident Dr. Afschin Fatemi, Düsseldorf, selbst: Blepharoplastiken machten einen Großteil ästhetischer Eingriffe aus, doch sei bei deren Durchführung trotz der Häufigkeit der Operation und ihres eher geringen Schwierigkeitsgrades unbedingt erhöhte Vorsicht geboten. Sowohl bei einer Oberlid- als auch Unterlidplastik könne es durch Einblutungen in die Augenhöhle zur Erblindung kommen: Eine Gefahr, die zwar mit einem extrem niedrigen Risiko assoziiert sei, als Maximalkomplikation in ihrer Konsequenz aber entsprechend schwer wiege. Weitaus häufiger komme es bei den genannten Eingriffen zu einer Ptose, also einer Lidmuskelschwäche, oder zu einem Ektropium, einer Fehlstellung des Augenlides mit Auswärtsdrehung. Diese laut Fatemi durchaus gefürchtete Komplikation bei der Lidplastik sei durch Setzen eines „deep double anchor“ vermeidbar: Bei dieser von Fatemi selbst entwickelten Methode wird der Bogen des Musculus orbicularis mit dem Ligamentum tarsale im Periost des lateralen inneren Orbitalrands verbunden und die Spitze des Muskellappens in der tiefen Facia temporalis verankert. „Mit dieser Doppelanker-Technik ist eine ausreichende Rekrutierung an Hautgewebe möglich“, so Dr. Fatemi.

Effektive moderne Tattoo-Entfernung

Zu Beginn seines Referats über die effektive Entfernung von Tätowierungen mittels Laser zeigte sich Dr. Matthias Bonczkowitz, Kehlheim, erfreut über eine zu Beginn des Jahres eingetretene Gesetzesänderung: Mit der am 1. Januar 2021 in Kraft getretenen Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen (NiSV) dürfen Tattoo- Entfernungen per Laser nur noch von Ärzten durchgeführt werden. „Kosmetik- und Tattoostudios dürfen nach dieser Verordnung Tätowierungen nicht mehr mittels Laser entfernen. Auf uns Ärzte kommt somit eine große Aufgabe zu, und es ist wichtig, dies qualitativ umzusetzen“, so Bonczkowitz. Die Tattooentfernung per Laser bilde definitiv den Goldstandard in dieser Indikation, was einer vier Jahrzehnte andauernden Optimierung der Lasersysteme zu verdanken sei. Kamen in den 1980er Jahren die ersten ästhetisch anwendbaren CO2- Dauerimpulslaser auf, so war deren Anwendung bei der Entfernung von Tätowierungen für die meisten Patienten mit nicht akzeptablen Nebenwirkungen assoziiert. Zu Anfang der 90er Jahre kam es nach Darstellung Bonczkowitzs mit der Einführung des gütegeschalteten Kurzpulslasers zu einer Revolution, da mit diesen Systemen viele Tattoos effektiv entfernt und die Nebenwirkungen erheblich reduziert werden konnten.

Einige Jahre später, gegen Ende der 90er, habe die Forschung entdeckt und bestätigt, dass mit der Entwicklung des Pikosekundenlasers die nächste Revolution bei der Tattoo- und Pigmententfernung eingeläutet wurde; die nächsten Schritte der technischen Entwicklung waren in diesem Jahrtausend die Nanosekunden- und Fraktionstechnologien. „Was wollen wir bei der lasergestützten Tattooentfernung erreichen? Vereinfacht ausgedrückt wollen wir die Tinte in der Haut zerstören und andere Zielstrukturen wie Gefäße, Haare oder Pigmente unangetastet lassen“, stellte Bonczkowitz die Anforderungen an eine effektive und nebenwirkungsarme Tattooentfernung dar. Dazu gehöre ein grundlegendes Wissen über Laserphysik, über das Absorptionsverhalten von Tattoofarben sowie über die Melaninabsorption. Die Zielstruktur bei der Tattooentfernung sei die Tinte in den Makrophagen der Dermis und die grundlegende Faustregel laute „je größer die Wellenlänge und je größer die Spotgröße, umso größer die Eindringtiefe des Lasers“.

Hinsichtlich des Absorptionsverhaltens unterschiedlicher Farben informierte Bonczkowitz über die „passenden“ Wellenlängen: „Bei roter oder oranger Farbe arbeiten wir im Wellenlängenbereich von 532 nm, bei blau und grün bei etwa 650 bis 750 nm; schwarze Farbe wird in einem Wellenlängenbereich von 750 nm und darüber absorbiert“, informierte Bonczkowitz und zeigte anhand verschiedener Bilderreihen die erfolgreiche Entfernung verschiedenfarbiger Tättowierungen an unterschiedlichen Körperarealen (s. Abb. 1 und 2).

Das A und O einer gelungenen Tattooentfernung stelle neben dem medizinisch-technischen Know-how eine intensive Patientenaufklärung dar. Es sei grundsätzlich mit einem Anschwellen der behandelten Hautareale zu rechnen und die Behandlung sei entgegen der Werbeaussagen mancher Hersteller nicht schmerzfrei. „Je tiefer der Laser eindringen muss, umso schmerzhafter ist die Behandlung“, so Bonczkowitz. Wie bei jeder Laserbehandlung müsse der Patient im Anschluss auf einen effektiven UV-Schutz achten.

Filler und Nebenwirkungsmanagement

Prof. Dr. Peter Arne Gerber, Düsseldorf, gab im Folgenden ein Update zu Fillern und deren Nebenwirkungsmanagement. Wie bei der von Dr. Fatemi angesprochenen, latent vorhandenen Gefahr der Erblindung durch unsachgemäß durchgeführte Lidplastiken, könne diese Art der Maximalkomplikation auch durch das Einbringen von Weichgewebefüllern in Nähe der Augen hervorgerufen werden. Gerber präsentierte ein Literatur-Review aus dem Jahr 2015 (Dermatol Surg. 2015 Oct; 41(10):1097-117. doi: 10.1097/DSS.0000000000000486), in dessen Rahmen die Autoren 98 Fälle von Sehveränderungen durch Filler feststellten. Demnach waren die Injektionsstellen mit dem höchsten Risiko die Glabella (38,8%), die Nasenregion (25,5%), die Nasolabialfalte (13,3%) und die Stirn (12,2%). Autologes Fett (47,9%) war der häufigste Füllertyp, der diese Komplikation verursachte, gefolgt von Hyaluronsäure (23,5%). Die häufigsten Symptome waren ein sofortiger Sehverlust und Schmerzen; in den meisten Fällen erholten sich die Patienten nicht von dem Sehkraftverlust. Das Fazit der Studie: Obwohl das Risiko einer Erblindung durch Filler selten ist, ist es für die injizierenden Ärzte von entscheidender Bedeutung, die Gefäßanatomie genau zu kennen und die wichtigsten Präventions- und Behandlungsstrategien zu verstehen. Dieser Schlussfolgerung schloss sich Gerber an und informierte über Strategien zur Vermeidung der selten auftretenden, aber nicht von der Hand zu weisenden Gefahr der Erblindung durch Fillereinsatz. So könnten etwa mit einem Doppler-Stift potenziell gefährdete Gefäße in Augennähe genau lokalisiert werden.

Abb. 1a-c: Effektive Tattooentfernung mittels Lasertechnologie. Erscheinungsbild jeweils vor (o.l.), während (o.r.) und nach Abschluss der Therapie (u.l.).

Abb. 2a-c: Effektive Tattooentfernung mittels Lasertechnologie. Erscheinungsbild jeweils vor (l.), während (m.) und nach Abschluss der Therapie (r.).

Hyaluronidase – griffbereit bei jeder HA-Augmentation

Hyaluronan-Fillern (HA-Filler) stellen den Goldstandard bei Augmentationsbehandlungen dar, doch sollte nach Gerbers Empfehlung bei jedem Einsatz dieser Filler Hyaluronidase unmittelbar verfügbar sein, mit dessen Hilfe Hyaluronan sicher und effektiv abgebaut werden kann. Gerber: „Hyaluronidase degradiert effektiv alle Standard-HA-Filler, wobei eine signifikante Auflösung dosisabhängig nach 5 bis 9 Stunden erreicht wird.“ Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer unter der Mitarbeit von Gerber angefertigten Studie (Eur J Med Res. 2018; 23: 37. doi: 10.1186/ s40001-018-0334-9), die im letzten Jahr mit dem Beauty-Care-Preis der Arbeitsgemeinschaft Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie e.V. (ADK) ausgezeichnet wurde. „Bei vaskulären HA-Komplikationen sollte Hyaluronidase frühzeitig und in hoher Dosis appliziert werden“, so Prof. Gerber in seinem Vortragsfazit.

Muskelaufbau plus Lipolyse

Dr. Klaus Hoffmann, Bochum, stellte in seinem Vortrag „Bodysculpting 4.0 – Magnete und Hitze“ eine innovative Methode zur Fettreduktion bei gleichzeitigem Muskelaufbau vor. Mithilfe der HIFEM-Technologie, die auf der Wirkung von hochintensiven elektromagnetischen Impulsen beruht, ist es nach Information Hoffmanns möglich, ein elektromagnetisches Feld in der Tiefenmuskulatur von Bauch oder Gesäß zu erzeugen und so eine supramaximale Muskelanregung hervorzurufen; in Verbindung mit synchronisierter Radiofrequenz werde eine gleichzeitige Lipolyse durch Apoptose (programmierter Zelltod) herbeigeführt. Diese im Oktober 2020 erstmals vorgestellte Kombinationstechnologie (Emsculpt Neo®) ist eine Weiterentwicklung des Emsculpt®, dessen alleinige Anwendung bereits mit einem Muskelwachstum von über 15% einhergeht.