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DGRh aktualisiert Impfempfehlungen für Rheuma-Patient*innen

Gut geschützt durch den dritten Corona-Winter

Ein mutiertes SARS-CoV-2-Virus, neue, daran angepasste Impfstoffe und eine Fülle von Erfahrungen, die mittlerweile zu den unterschiedlichsten zeitlichen Abfolgen von Impfungen und Infektionen vorliegen – die wissenschaftliche Datenlage zu Covid- 19 verändert und erweitert sich ständig. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) überarbeitet daher in regelmäßigen Abständen ihre Empfehlungen zur Covid-19-Impfung speziell für Rheuma-Betroffene.

Kürzlich hat die Ad­hoc­Kommission Covid­19 der DGRh wieder eine aktu­alisierte Stellungnahme vorgelegt, die auf neuen wissenschaftlichen Daten und dengeltenden Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) basiert. [1] Dreh­ und Angelpunkt für einen guten Covid-­Schutz bleibt demnach die Impfung, darüber hinaus nehmen die Experten auch zur Prä­expositionsprophylaxe sowie zur Be­handlung einer SARS­CoV­2­Infektion Stellung.

Je nach Art und Aktivität ihrer entzündlich­rheumatischen Erkran­kung können Rheuma­-Betroffene zur Gruppe derjenigen Patient*innen zählen, die im Falle einer SARS­CoV­ 2­-Infektion besonders gefährdet sind. Auch manche Rheuma­-Medikamente tragen dazu bei, das Infektions­ und Komplikationsrisiko der Patientinnen und Patienten zu erhöhen. „Wie hoch das Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf im Einzelfall ist, sollte mit dem behandelnden Rheumatologen be­sprochen werden“, sagt Prof. Dr. med. Christof Specker, Direktor der Klinik für Rheumatologie & Klinische Immu­nologie am Evangelischen Kranken­ haus der Kliniken Essen­-Mitte und Sprecher der Ad­hoc­Kommission COVID­19 der DGRh.

Unabhängig von der Einstufung als Risikopatient*in wird jedoch grund­sätzlich empfohlen, sich mit einer Grundimmunisierung sowie einer Auffrischimpfung gegen SARS­CoV­2 zu schützen. Dies gilt für Rheuma­ Betroffene ebenso wie für die Gesamtbevölkerung. Eine durchge­machte Infektion, die in einem zeit­lichen Abstand von mindestens drei Monaten zu einer Impfung aufgetre­ten ist, wird dabei in ihrer Schutzwir­kung mit einer Impfung gleichgesetzt. „Nach drei Antigenkontakten (Impfung und Infektion) ist in der Regel von einem sehr guten Schutz vor einem schweren Verlauf von Covid­19 auszugehen“, sagt Specker, 1. Vizepräsident der DGRh.

Da der Impfschutz mit der Zeit, aber auch in Abhängigkeit von Alter und Vorerkrankungen nachlässt, stellt sich sechs Monate nach dem dritten Antigenkontakt die Frage nach einer zweiten Auffrischimpfung. „Eine solche Impfung – in der Regel die vierte – empfiehlt die STIKO allen über 60­Jährigen sowie Personen mit einem krankheitsbedingten Risiko für schwere Verläufe“, erläutert Prof. Dr. med. Hendrik Schulze-­Koops, stell­ vertretender Sprecher der Ad­hoc­ Kommission COVID­19 der DGRh und 2. Vizepräsident. Dabei werde einem der neuen, an die Omikron­ Variante angepassten Vakzine der Vorzug gegeben ­ auch wenn Studien­ daten hierzu naturgemäß noch fehlten und die im kommenden Winter vorherrschende Virusvariante noch nicht bekannt sei. Bei Personen mit besonderer Gefährdung sei wiede­rum sechs Monate später auch eine weitere Auffrischimpfung möglich. „Dies ist eine Einzelfallentscheidung, die aufgrund individueller Risikofaktoren getroffen wird“, betont Schulze­-Koops und verweist auf die STIKO­-Empfeh­lung, die als Personengruppen etwa Hochbetagte, Immundefiziente und Bewohner*innen von Altenheimen nennt.

Im rheumatologischen Fachbereich gelten neben älteren Personen auch diejenigen als besonders gefährdet, die immunsuppressive Medika­mente wie Rituximab, Abatacept, hochdosierte Glukokortikoide, Cyclophosphamid oder Mycophenolat einnehmen. Bei diesen Patient*innen sei auch nach mehreren Impfstoff­dosen das Ausbleiben einer schützen­ den Immunantwort möglich, heißt es in der Stellungnahme. Dasselbe gelte für Menschen, die zum Zeitpunkt der Impfung eine hohe Aktivität ihrer rheumatischen Erkrankung aufwiesen. In diesen Fällen könne es sinnvoll sein, den Spiegel von SARS­CoV­2 Antikörpern im Serum zu bestimmen.

Bei zu geringer Immunantwort und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf sei eine Präexpositions­ prophylaxe mit spezifischen Anti­körpern angezeigt. Breiter ist die Indikation für eine therapeutische Intervention dann, wenn es tatsäch­lich zu einer SARS­CoV­2­Infektion gekommen ist. „Dann ist grundsätz­lich bei allen Personen über 60 Jahren und einer rheumatischen Erkrankung die Gabe von Paxlovid zu erwägen“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Krause, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Präsident der DGRh. Zu beachten sei jedoch, dass das virus­hemmend wirkende Medikament so schnell wie möglich nach Symptom­beginn eingenommen werden müsse, um seine Wirkung zu entfalten, und vor der Einnahme sehr genau über­prüft werden muss, ob es mit anderen Medikamenten, die der infizierte Patient einnimmt, interagiert. In diesem Fall müssen geeignete Maß­ nahmen ergriffen werden.

Weil auch Infektionen mit anderen Erregern nicht aus dem Blick geraten sollten, hat sich die STIKO auch mit der Frage befasst, ob und wie die Covid-­19­-Impfstoffe mit anderen Vakzinen, etwa der jährlichen Grippeimpfung, kombiniert werden können. „Das ist problemlos möglich“, sagt Krause, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Präsident der DGRh. Bei gleichzeitiger Impfung solle jedoch darauf geachtet werden, die Vakzine an verschiedenen Stellen zu injizieren – beispielsweise am rechten und linken Oberarm. Gene­rell könne die SARS­CoV­2­Impfung mit allen Totimpfstoffen kombiniert werden, zu denen neben der Influenzaimpfung auch die gegen Pneumokokken zähle. Bei der nasalen Influenza-­Lebendimpfung solle ein Mindestabstand von 14 Tagen vor oder nach einer Covid-­19­-Impfung eingehalten werden.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

Literatur

  1.  https://dgrh.de/Start/Wissenschaft/Forschung/ COVID-19/Stellungnahme-der-DGRh-zur- COVID-19-Impfung.html