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Digitale Gesundheitsanwendung als neue Therapieoption bei Fibromyalgie-Syndrom

Mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland leiden an langanhaltenden, chronischen Schmerzen. [1] Dazu zählen auch Menschen mit Fibromyalgie-Syndrom (FMS). Für dieses Krankheitsbild wird eine Häufigkeit von mindestens 2% in Bezug auf die Gesamtbevölkerung angenommen. [2] Während Lebensqualität und Psyche von Betroffenen stark leiden, erhalten in der Regel nur wenige psychotherapeutische Hilfe. Zudem fehlt Ärztinnen und Ärzten oftmals die Möglichkeit, FMS adäquat zu behandeln, da medikamentöse Therapien meist nicht oder nur temporär Wirkung zeigen.

Mit der digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) „HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ arbeiten ratiopharm und HelloBetter nun Hand in Hand, um die Versorgungslücke für FMS-Patientinnen und -Patienten zu schließen: Die innovative Therapieoption ist ab sofort im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet und kann allen gesetzlich Versicherten in Deutschland auf Rezept verschrieben werden.

Der Begriff Fibromyalgie steht wörtlich für „Faser-Muskel-Schmerz“. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch starke, wiederkehrende Schmerzen in der Muskulatur und an den Sehnenansätzen. Darüber hinaus geht es mit ca. 100 möglichen Begleitsymptomen einher wie z.B. chronischen Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Depressionen. Man spricht daher auch vom Fibromyalgie-Syndrom (ICD M79.7).

Leitlinie empfiehlt multimodale Schmerztherapie

Die S3-Leitlinie zum Fibromyalgie-Syndrom empfiehlt Betroffenen bei schwerer Ausprägung des FMS einen multimodalen Therapieansatz. [3] Dazu zählt unter anderem die Ermutigung zu geistiger und sozialer Aktivität, Ausdauer-, Kraft- und Funktionstraining sowie eine kognitive Verhaltenstherapie. Leider erweist sich die leitliniengerechte Versor- gungssituation von Patientinnen und Patienten mit FMS in der Praxis oftmals als unzureichend [4,5], unter anderem da die Wartezeiten auf einen Therapieplatz mitunter sehr lang sind.

An dieser Stelle knüpft „HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ an: Der Online-Therapiekurs basiert auf der Akzeptanz- und Commitment-Therapie, einer Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie, und kann auch dabei helfen, die Wartezeit bis zum Antritt einer Psychotherapie zu überbrücken. Der Leitgedanke der Anwendung lautet, dass Umdenken helfen kann – auch bei Fibromyalgie-Syndrom. Im Rahmen des Online-Therapiekurses wird Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen in interaktiven Übungen fundiertes psychologisches Hintergrundwissen vermittelt, vor allem aber evidenzbasierte psychotherapeutische Methoden zur Steigerung der Schmerzakzeptanz, so dass der Schmerzgedanke den Alltag nicht mehr dominiert.

So funktioniert die digitale Gesundheitsanwendung

„HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ ist ein Online-Therapiekurs zur Reduktion der Schmerzbeeinträchtigung bei FMS. Mithilfe der digitalen Gesundheitsanwendung verinnerlichen die Patientinnen und Patienten, dass sie anhand psycho-therapeutischer Methoden eine deutliche Verbesserung ihrer Situation bewirken können. Insgesamt besteht der Therapiekurs, der auf eine Dauer von zwölf Wochen aus- gelegt ist, aus sieben Einheiten à 45 bis 60 Minuten. Die Teilnehmenden erhalten nach jeder Einheit ein persönliches, schriftliches Feedback durch geschulte Psychologinnen und Psychologen von HelloBetter. Diese unterstützen auch bei möglicherweise auftretenden Krisen.

Für die Bearbeitung der Einheiten wird ein PC oder Laptop empfohlen. Der Online-Kurs kann aber auch auf mobilen Geräten wie Tablets oder Smartphones über den Internet-Browser verwendet werden. Innerhalb der Kurseinheiten werden alltagsnahe Strategien für einen konstruktiven Umgang mit Schmerzen aufgezeigt, wodurch sich die Anwenderinnen und Anwender nach und nach einen mentalen Werkzeugkoffer aneignen.

Die hohe Wirksamkeit des Online-Therapiekurses wurde in einer randomisierten, kontrollierten Studie bestätigt. Die Ergebnisse zeigen, dass „HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ nachhaltig zu einer Reduktion der Schmerzbeeinträchtigung sowie einer Steigerung der Lebensqualität beiträgt. [6]

Quelle: ratiopharm

Literatur

1. https://www.schmerzgesellschaft.de/patien- teninformationen/herausforderung-schmerz, Stand: 03.11.2021

2. https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Fibro- myalgie-Diagnose-mit-Stolpersteinen- 411734. html, Stand: 03.11.2021

3. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlini- en/145-004l_S3_Fibromyalgiesyndrom_2019- 11_1.pdf, Stand: 03.11.2021

4. Marschall, U. & Wolik, A. „Das Fibromyal- giesyndrom. Dilemma zwischen Leitlinie
und Versorgungsrealität“. In: Barmer GEK Gesundheitswesen aktuell 2010, hrsg. v. Uwe Repschläger et. al., Wuppertal 2010, S. 212 – 238.

5. Schiltenwolf, M., Eich, W., Schmale-Grete, R., & Häuser, W. (2008). Ziele der Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Fibromyalgie- syndroms. Der Schmerz, 22(3), 241-243

6. Lin et al., 2017. An Internet-Based Inter- vention for Chronic Pain: A Three-Arm RCT of the Effectiveness of Guided and Unguided ACT. DAI, 114(41), 681-688.