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OTWorld 2022: Der Patient im Mittelpunkt der Versorgung

Bereits zum vierten Mal fand am 26. und 27. November 2021 der Interdisziplinäre Summit für Rheumatologie, Gastroentero- logie und Dermatologie statt. Unter dem Motto „Lernen durch Herausforderungen – bereit für die Zukunft?“ berichteten 16 renommierte Referenten, moderiert von Prof. Dr. Hubertus Nietsch (Halle/Saale), über aktuelle Erkenntnisse zum Thema chronisch-entzündliche Erkrankungen. Erneut ging es auch um die Bedeutung der COVID-19-Pandemie für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Der Schwerpunkt lag aber auf neuen Studiendaten zur Behandlung mit Biologika. Dabei wurde deutlich: Biologika spielen mittlerweile in allen drei Fachbereichen eine herausragende Rolle in der Patientenversorgung. Ein interdisziplinärer Erfahrungsaustausch – wie der im Rahmen des Summits – gewinnt somit zunehmend an Bedeutung.

Aufgrund der derzeitigen Lage fand der von Biogen organisierte Interdisziplinäre Summit in diesem Jahr in Form einer hybriden Veranstaltung statt. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, sich in Präsenz an einem regionalen Satellitenstandort oder per virtueller Teilnahme zu aktuellen Themen der verschiedenen Fachbereiche zu informieren. Die hochkarätig besetzte Expertenrunde diskutierte unter anderem interdisziplinäre Kasuistiken und berichtete Highlights der internationalen Kongresse zu Neuem und Bewährtem in der Therapie bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen.

Einige Vorträge sind jetzt auch auf der Biosimilars Medical Academy, der interaktiven Fortbildungsplattform von Biogen für medizinische Fachkreise verfügbar. Ebenso werden dort in Kürze auch Videos mit zusammenfassenden Einschätzungen einiger Referenten verfügbar sein.

Neues von ACR, UEGW und EADV: TNF-Inhibitoren im Fokus

Experten aus allen drei Fachgebie- ten präsentierten den Teilnehmern einen vielfältigen Überblick über die Highlights der internationalen Fach- kongresse 2021. Der Rheumatologe Prof. Dr. Jens Gert Kuipers (Bremen) berichtete von den Highlights des Annual Meetings des American College for Rheumatology (ACR). Dabei legte er einen Schwerpunkt auf neue Daten zum Einsatz von Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren bei früher axialer Spondyloarthritis (SpA). So zeigte eine aktuelle Studie, dass in dieser Indikation TNF-Inhibitoren den Sacroiliitis Sum Score signifikant verringern könnten. [1]

PD Dr. Carsten Schmidt (Fulda) beleuchtete das Thema TNF-Inhibitoren aus gastroenterologischer Sicht und präsentierte wichtige Updates der United European Gastroenterology Week (UEGW). So zeigte eine aktuelle Studie bei Morbus Crohn (MC), dass nach Beendigung einer Infliximab-Therapie trotz zuvor „tiefer“ Remission hohe Raten klinischer Rezidive auftraten, wohingegen bei fortgeführter Therapie das Rezidivrisiko deutlich niedriger ist. [2]

Dr. Sandra Philipp, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie aus Berlin, vervollständigte die Runde: Sie hatte aktuelle Studiendaten vom 30. Kongress der European Academy of Dermatology and Venerology (EADV) im Gepäck. Sie konzentrierte sich dabei auf neue Erkenntnisse in der Behandlung der Psoriasis und der Atopischen Dermatitis. TNF-Inhibitoren spielten auch hier eine wichtige Rolle. Eine aktuelle Studie zeigte, dass sich eine Therapie mit TNF-Inhibitoren bei Psoriasis und Rheumatoider Arthritis (RA) nicht nur positiv auf den primären Krankheitsverlauf auswirken kann, sondern sich auch das bei diesen Patienten typischerweise erhöhte Alzheimer- Risiko verringern könnte. [3,4]

Ideen für die Zukunft – von künstlicher Intelligenz und JAK-Inhibitoren

Wohin die Reise in der Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen gehen könnte, war Thema der präsentierten Kongress-Highlights dreier weiterer Experten. Der Rheu- matologe Prof. Dr. Gernot Keyßer (Halle/Saale) stellte einen breiten Überblick der beim ACR-Kongress präsentierten Neuigkeiten vor. Interessante Einblicke lieferte der Experte in Möglichkeiten künstlicher Intelligenz in der Frühdiagnose bei axialer Spondyloarthritis. Sie könnte nach Ansicht des Experten in Zukunft insbesondere in nicht-spezialisierten Zentren bei der Diagnostik unterstützen. [5]

Prof. Dr. Raja Atreya (Erlangen-Nürnberg) präsentierte Kongress-Highlights von der UEG Week. Er ging dabei u.a. auf neue Behandlungsansätze chronischer Darmerkrankungen ein: So zeigte beispielsweise eine selektive Interleukin (IL)-23 Blockade mit Risankizumab in der Phase-III-Studie FORTIFY ein gutes Ansprechen bei Patienten mit Morbus Crohn und war einem Placebo beim Erreichen der klinischen Remission und des endoskopischen Ansprechens nach 52 Wochen überlegen. [6]

Dr. Andreas Pinter (Universitäts- klinikum Frankfurt/Main) lieferte insbesondere einige neue Daten
vom EADV zum Einsatz von JAK- Inhibitoren in der Dermatologie: Derzeit werden sie u.a. in der Be- handlung der kutanen Sarkoidose und bei Granuloma Anulare erprobt. Der JAK-Inhibitor Tofacitinib konnte in diesen Indikationen zu einer Reduk- tion der Krankheitsaktivität beitra- gen. [7] Ähnlich vielversprechende Daten wurden u. a. auch für eine JAK-Inhibitor-Therapie bei Vitiligo und chronischem Handekzem vorge- stellt. [8,9]

COVID-19: Impfung trotz Immunsuppression

Um das Thema COVID-19, das noch immer den medizinischen Diskurs dominiert, kamen auch die Experten beim diesjährigen Summit nicht herum. Insbesondere Fragen zur Impfung von immunsupprimierten Patienten, z.B. unter Rituximab, wurden vielfach diskutiert. Prof. Kuipers präsentierte Daten zu Patienten unter Rituximab-Therapie, die zeigen, dass eine dritte Impfung bei diesen Patienten die Wahrscheinlichkeit einer Immunantwort erhöht. [10] Prof. Schmidt bestätigte dies auch für CED-Patienten unter Anti-TNF-Therapie: Auch hier wird eine dritte Impfung empfohlen. [11] Frau Dr. Philipp präsentierte Daten zu Nebenwirkungen unter Tralokinumab-Therapie nach der Impfung und berichtete, dass keine zur Unterbrechung der Therapie führte.

Insgesamt bot der Interdisziplinäre Summit ein abwechslungsreiches und inspirierendes Programm, das nicht zuletzt durch bewusste Blicke in die Bereiche Neurologie, Ophthalmologie und Ernährungswissenschaften, sowie den KeyNote-Vortrag „Von der Steinzeit bis heute – warum tragen wir genetische Varianten für chronische Entzündungserkrankungen?“ von Prof. Dr. Ben Krause-Kyora berei- chert wurde. Der Summit ermöglichte den Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen einen intensiven Austausch, was für die Patientenversorgung nur förderlich sein kann. [12]

Quelle: Biogen

Literatur

1. Torgutalp M et al. (2021) Tumor Necrosis Factor Inhibitors Show a Delayed Effect
on Radiographic Sacroiliitis Progression in Patients with Early Axial Spondyloarthritis: 10-Year Results from the German Spondylo- arthritis Inception Cohort. ACR Convergence 2021. Abstract Nr. 0451.

2. Ainsworth MA et al. (2021) Discontinuation of Infliximab Therapy in Patients with Crohn’s Disease in Sustained, Combined Clinical-biochemical-endoscopic Remission: A Double-blinded, Placebo-controlled, Randomized Clinical Trial. UEG Week virtual 2021. Abstract Nr. OP193. Link: https://go.fischerappelt.de/e/304191/21—details-presentations- 867/22bvk1/575109014?h=oxqV0oeagvo-XY- 3hehBFVxHVaR1sMsxpqAUs4FMf-Xw Zuletzt abgerufen am 21.01.2022

3. Lambert J et al. (2021). TNF inhibitors in 2021. EADV Congress 2021. Abstract Nr. D1T03.2A.

4. Zhou M, Xu R, Kaelber DC, Gurney ME. Tumor Necrosis Factor (TNF) blocking agents
are associated with lower risk for Alzheimer‘s disease in patients with rheumatoid arthritis and psoriasis. PLoS One. 2020 Mar

23;15(3):e0229819. doi: 10.1371/journal. pone.0229819. PMID: 32203525; PMCID: PMC7089534.

5. Sengupta R et al. (2021) Early and Accurate Diagnosis of Patient with Axial Spondyloarthritis Using Machine Learning: A Predictive Analysis from Electronic Health Records in United Kingdom [abstract]. Arthritis Rheumatol. 2021; 73 (suppl 10), Abstract Nr. 1922

6. Ferrante et al. (2021).Efficacy and Safety of Risankizumab as Maintenance Therapy Patients wicht Crohn’s Disease: 52 Week Results from the Phase 3 FORTIFY Study. UEG Week virtual 2021. Abstract Nr. LB13. Link: https:// go.fischerappelt.de/e/304191/—details-presentations-4918-/22bvk3/575109014?h=oxqV0oeagvo-XY3hehBFVxHVaR1sMsxpqAUs4FMf-Xw Zuletzt abgerufen am 21.01.2022.

7. Damsky B et al. (2021). JAK inhibitors in sarcoidosis and granuloma annulare. EADV Congress 2021. Abstract Nr. D2T10.4D.

8. Harris JE. (2021). Vitiligo: from topical JAK inhibitors to anti-IL15R. EADV Congress 2021. Abstract Nr. D1T01.1D.

9. Agner T et al. (2021). The topical pan-JAK inhibitor delgocitinib in a cream formulation reduces itch and pain in chronic hand eczema. EADV Congress 2021. Abstract Nr. FC06.05 10. Bonelli M et al. (2021) Additional Heterologous versus Homologous Booster Vaccination in Immunosuppressed Patients Without SARS-CoV-2 Antibody Seroconversion After Primary mRNA Vaccination: A Randomized Controlled Trial. ACR Convergence 2021. Abstract Nr. L17.

11. Edelmann-Klapper H. et al. (2021) Decreased Immune Response to COVID-19 mRNA Vaccine in Patients with Inflammatory Bowel Diseases Treated with Anti TNF-alpha: A Prospective, Controlled, Multi-Cener Israeli Study. UEG Week virtual 2021. Abstract Nr. OP020. Link: https://go.fischerappelt.de/e/304191/- –details-presentations-1348-/22bvk5/5751 09014?h=oxqV0oeagvo-XY3hehBFVxHVaR- 1sMsxpqAUs4FMf-Xw Zuletzt abgerufen am 21.01.2022.

12. Langley R et al. (2021). Updates on COVID- 19 cases and SARS-CoV-2 vaccinations during tralokinumab treatment in moderate-to- severe atopic dermatitis from ECZTEND longterm extension trial. EADV Congress 2021. Abstract Nr. P0374.