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Sehr verehrte Leserinnen, sehr verehrte Leser,

hurra, es ist vollbracht! Wir waren wieder vor Ort – trotz Corona –, und das Highlight deutschsprachiger „knochenzentrierter“ Kongresse dieses Jahres, unsere OSTEOLOGIE 2022, mit den Kongresspräsidenten Prof. Dr. med. Ralf Schmidmaier (München) und Dr. med. Björn Bühring (Wuppertal) konnte in Baden-Baden endlich wieder als Präsenzveranstaltung unter dem Motto „OSTEOLOGIE meets ENDOKRINOLO-GIE“ stattfinden! Und es war eine großartige Veranstaltung, die traditionsgemäß mit einem Appetizer am Vortag der Kongresseröffnung, dem DVO-Spezialkurs „Back to Basics“ unter wissenschaftlicher Leitung von Dr. Alexander Defèr (Dresden), einen frühen Höhepunkt hatte.

Wie immer stand man – bei z.T. sechs Parallelveranstaltungen – vor der Qual der Wahl, wollte man doch auch die Möglichkeit des so lang herbeigesehnten persönlichen Wissensaustausches mit Kolleginnen und Kollegen nutzen. Eine sehr gut angenommene Neuerung waren dabei die insgesamt 15 sog „Educationals“, in denen – didaktisch sehr geschickt – eigentlich alle Facetten der täglichen osteologischen Arbeit abgedeckt wurden. Dass es natürlich auch Preise, einen Festvortrag und die berühmte Uehlinger-Lecture gab, sei im Detail ebenso der Dezember-Ausgabe vorbehalten wie die von allen lange ersehnte Vorstellung des Entwurfs der DVO-Leitlinien 2022. Erfreulich allerdings, dass wir schon in dieser Ausgabe einige Posterbeiträge des Kongresses als Paper vorstellen können, wofür den Autoren auch im Namen unserer Leserinnen und Leser aufrichtiger Dank gebührt.

Mein Dank gilt – inzwischen schon liebgewordene Tradition – auch dem Team der OSTAK unter Leitung von Frau Yvonne Bodden für die exzellente organisatorische Vorbereitung und Durchführung des Kongresses, bei dem nach der Corona-Durststrecke noch nicht ganz wieder die hohen Teilnehmerzahlen wie ante Covid 19 erreicht werden konnten. Ein wenig schade ist auch, dass die ursprünglich geplante Ausrichtung eines gemeinsamen Osteologie-Endokrinologiekongresses dann doch nicht realisiert wurde, aber immerhin „traf die Osteologie die Endokrinologie“ schon einmal! Es bleibt die Hoffnung, dass sie irgendwann doch auch einmal tatsächlich „together“ sind!

Was hat mich sonst noch bewegt?

Da uns im Moment besonders europanah so viel Schlimmes mit weltweiten Auswirkungen umgibt, vertiefe ich das nicht, hoffe auf baldige Besserung und erlaube mir, auf drei mich persönlich sehr tief positiv bewegt habende Momente abzuheben. Da wäre zunächst das Bachfest Leipzig 2022 unter dem Motto „We are Family“, bei dem die Stadt Leipzig jährlich im Juni den bedeutenden Thomaskantor Johann Sebastian Bach ehrt und damit einer Tradition der Bachpflege folgt, die bereits durch Felix Mendelssohn Bartholdy begründet wurde. Namhafte Interpreten aus aller Welt waren in über 100 Veranstaltungen zu erleben, darunter der Thomanerchor und das Gewandhausorchester. Dass ich dabei im „BACH – We are Family Choir“ zusammen mit etwa 100 weiteren Sängerinnen und Sängern aus 17 Ländern am Samstag, den 20.Juni 2022 in der Leipziger Thomaskirche zusammen mit dem Leipziger Barockorchester die Motette mit den Kantaten BWV 128 „Auf Christi Himmelfahrt allein“ und BWV 129 „Gelobet sei der Herr, mein Gott“ nach intensiver Probenarbeit mit dem Ex-Thomaner Philipp Goldmann unter Leitung des weltberühmten Bach-Dirigenten Ton Koopman aus den Niederlanden mitsingen durfte, werde ich bis zu meinem letzten Atemzug tief in meinem Herzen als einen der schönsten Höhepunkte meines Lebens bewahren. Dabei schäme ich mich meiner Tränen nicht, die ich am Ende der Motette unter dem frenetischen Beifall der etwa 2.000 Zuhörer in der überfüllten Kirche nicht zurückhalten konnte und wollte, ließen sie mich doch die tiefe Wahrheit des Beethovenschen Diktums, dass „Musik eine größere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie“ sei, herznah spüren.

Ähnlich tief berührte mich Mitte August als Erzgebirgler eine Einfahrt in das Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln in Annaberg-Buchholz, bei der mir die Ausführungen unseres großartigen „Unter-Tage-Steigers“ Lutz Mittelbach erst richtig bewusst machten, was unsere Vorfahren zur Zeit des Silberbergbaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts, aber auch nach dem 2. Weltkrieg im von Stalin erbarmungslos angetriebenen Uranbergbau unter schlimmsten menschenverachtenden und gesundheitsschädigenden Arbeitsbedingungen leisteten.

Last but not least sei hier noch ein Kindheitstraum genannt, der sich kürzlich erfüllte. Mit etwa 7 Jahren hörte ich erstmals in der evangelischen Christenlehre von den Passionsspielen in Oberammergau – einem für uns DDRler unerreichbaren Ort. Nach unserem „Wohnortwechsel“ im September 1989 von Leipzig via Ungarn nach Passau in Bayern vereitelten sowohl 1990 wie auch 2000 und 2010 ungünstige Umstände unseren Besuch der seit 1634 insgesamt erst 42 Mal aufgeführten Passionspiele. In diesem Jahr nun hat es endlich geklappt – aber ich musste allein nach Oberammergau fahren, da meine Frau Sabine nach 52 gemeinsamen Jahren nach tapferem dreijährigem Kampf gegen ihre schwere Krankheit die irdischen Gefilde verlassen hat. Vor diesem persönlichen Hintergrund war und bleibt für mich die Aufführung vom 22. September 2022 über das „Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus“ ein unvergessliches Erlebnis, und ich schäme mich auch hier der vergossenen Tränen nicht. Für die bewegende Aufführung danke ich dem gesamten Team um Regisseur Christian Stückl mit über 2.000 Mitwirkenden (allesamt Laien!) an dieser Stelle von ganzem Herzen.

In der Hoffnung auf einen sonnigen und möglichst friedlichen Herbst verbleibe ich als

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Dr. med. Christian Günther
Chefredakteur Osteoporose, Orthopädie & Rheuma aktuell