Sehr verehrte Leserinnen, sehr verehrte Leser,
„Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!“ heißt es in einem geflügelten Wort, und dank des Corona-Virus mit seinen weltweiten Auswirkungen hat es leider auch in der osteologischen Welt seine nachhaltige Bestätigung gefunden, denn die im letzten Heft angekündigten großen osteologischen Events mussten verschoben werden und finden – hoffentlich – später oder on anderer Form doch noch statt: Der 20th World Congress on Osteoporosis, Osteoarthritis and Musculoskeletal Diseases, WCO-IOF-ESCEO 2020, eigentlich in Barcelona, soll vom 20.-23. August 2020 ebenso virtuell stattfinden wie der Kongress OSTEOLOGIE 2020 am 05.-06. sowie am 12. September 2020. Das OSTEOPOROSEFORUM in St. Wolfgang ist auf den 15.-17. Oktober 2020 verlegt und kann dann hoffentlich auch vor Ort stattfinden.
Ungeachtet dieser einschneidenden terminlichen Probleme geht aber das tägliche Leben unserer Osteoporosepatienten weiter, die sich dem zu beobachtenden Trend verschließen sollten, wegen einer evtl. Ansteckungsgefahr mit SARS-CoV-2 den Kontakt zu ihren behandelnden Ärzten und damit auch ihre laufende Therapie abzubrechen, weshalb ich an dieser Stelle auf die an das Statement der International Osteoporosis Foundation IOF) angelehnte Stellungnahme des DVO zu dieser Thematik verweisen möchte, in der auf die Wichtigkeit der Fortsetzung einer osteoprotektiven Therapie eindrücklich hingewiesen wird!*
Was hat mich – außer Corona mit allen Irrungen und Wirrungen von Virologen und Politikern, aber auch mit dem bislang in summa guten Handling der Pandemie in Deutschland – sonst noch bewegt?
Diesmal vor allem eine Buchreihe des Landesverbandes Sachsen der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. (VOS), deren ersten zwei Exemplare ich regelrecht “verschlungen“ habe und die mir als “Wink des Schicksals“ erschienen, weil sie ein weitgehend totgeschwie- genes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte beleuchten, das mir selbst nur durch meine Geschwister nahegebracht wurde. Als ein am 28.10.1945 Geborener war ich schließlich noch zu klein, um die Tragweite des Umstands zu begreifen, dass mein Vater Max Günther (geb. am 17.9.1893) an diesem für viele in den Lebensberichten erwähnten Menschen schicksalsschweren 19. September 1945 mit acht weiteren Männern aus meinem Geburtsort Steinbach (Krs. Annaberg) ebenfalls auf einem LKW abtransportiert und als sog. Internierter ohne jegliche Gerichtsverhandlung einfach weggesperrt wurde und leider nie wiedergekommen ist. Nachdem uns Ende der 60er Jahre von offizieller DDR-Seite ein frei erfundenes Todesdatum im Jahre 1950 genannt wurde, konnten wir erst nach der Wende und der Öffnung einiger Archive das offizielle Todesdatum in einer auf Russisch verfassten Totenliste für den 24. März 1946 verifizieren. Wir haben dann auf dem sog. “Karnickelberg“ in Bautzen – dort wurden die Opfer namenlos verscharrt – einen Gedenkstein errichtet (s. Bild im Beitrag der Autorin Frau Zabel auf S. 30) und am 125. Geburtstag meines Vaters vor Ort das mir heilige “Feierohmdlied“ unseres erzgebirgischen Dichters und Volkssängers Anton Günther intoniert – ebenjenes Lied, das die Steinbacher Kameraden damals für meinen auf dem blanken Fußboden aufgebahrten toten Vater gesungen hatten und mit dem ich immer meine größeren Osteoporose-Vorträge abschließe. Inzwischen habe ich von der Autorin auch die übrigen vier Bände bekommen, die mich genauso tief bewegten wie die ersten beiden.
In der Hoffnung, dass uns Corona im wahrsten Sinne des Wortes bald wieder frei(er) sein lässt, verbleibe ich mit den besten Wünschen für einen sonnigen, aber nicht zu trockenen Sommer herzlichst als Ihr
Dr. med. Christian Günther
Chefredakteur Osteoporose, Orthopädie & Rheuma aktuell
* 1. Eine spezifische Osteoporosetherapie und Basistherapie der Osteoporose ist fortzuführen. Kürzere Unterbrechungen einer Therapie von maximal 4 Wochen sind wahrscheinlich nicht kritisch. 2. Wichtig ist insbesondere eine Fortsetzung der reversibel wirkenden Therapeutika Denosumab, Raloxifen, Teriparatid, (Östrogen). 3. Hierbei wird explizit auf die Notwendigkeit einer Fortsetzung der Denosumabtherapie verwiesen. 4. Sollte eine Unterbre- chung der Denosumabtherapie aufgrund der Pandemie notwendig werden, so wird auf die Anschlusstherapie entsprechend Aussage der DVO-Leitlinie 2017 verwiesen: „Es wird empfohlen, bei einer Denosumabtherapie mit einer Therapiedauer > 1 Jahr eine Bisphosphonattherapie abschließend zu geben.“ 5. Die Therapiedauer von Teriparatid ist auf 24 Monate begrenzt, eine antiresorptive Therapie soll angeschlossen werden. 6. Eine Unterbrechung der Teriparatidtherapie ist aufgrund des Frakturrisikos zu verhindern.