Allergien

Aktuelle Trends bei Kontaktallergien von Kindern und Jugendlichen

Die Lebenszeit-Prävalenz für Kontaktekzeme liegt nach dem nationalen Survey des Robert-Koch-Instituts von 2016 bei Kindern mit 9,9 Prozent über der von Erwachsenen mit 8,1 Prozent. Einen Überblick über häufige Allergene und deren Bedeutung gab die Allergologin Professor Christiane Bayerl von den Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden bei einer Veranstaltung im Rahmen des 14. Deutschen Allergiekongresses in Hannover.

Aktuelle Daten aus Epikutantestreihen bei Kindern [1] bis zu zwölf Jahren ergeben Nickel nach wie vor als häufigstes und zunehmendes Kontaktallergen bzw. Sensibilisierungssubstanz, wie Bayerl berichtete. Fixierte Zahnspangen oder Zahnschienen, die Nickel enthalten, setzen das Metall zwar frei, konnten im kontrollierten Vergleich als Ursache einer Nickel-bedingten Kontaktallergie allerdings ausgeschlossen werden. Nicht eingesetzt werden bei Kindern sollten topische Antibiotika und Antihistaminika.

Bayerl wies zudem auf das in vielen unterschiedlichen Produkten wie Frostschutzmitteln, Spielekonsolen, Gummiartikeln sowie in der Fotoindustrie eingesetzte Mercapto benzothiazol (MBTC) hin. Ein klassisches Erscheinungsbild bei Kleinkindern, deren Windeln mit MCBT-enthaltenden Gummis an den Oberschenkeln fixiert werden, ist die resultierende “Lucky-Luke- Dermatitis” der Schenkelinnenseite. Auch der Konservierungsstoff Methisothiazolon (MI), etwa in Hautpflegeprodukten wie Sonnencremes und feuchten Hygienetüchern derzeit noch im Handel, aber jetzt verboten, kann schwere Kontaktekzeme verursachen und wird überdies noch als “sanft”, “sensitiv” oder “hypoallergen” beworben, kritisierte Bayerl. Stoffe wie Zimtaldehyd in Kaugummis, die lange an der Backenschleimhaut verbleiben, sind weitere Sensibilisierungsquellen. Sie sind oft in einem Konglomerat anderer Duft- und Aromastoffe enthalten, was die individuelle Identifizierung der sensibilisierenden Substanz mittels Test deutlich erschwert. „Duftstoffe sind nichts für Kinderhaut“, lautete daher Bayerls kategorischer Appell unter Verweis auf insgesamt 26 EU- Deklarationspflichtige Duftstoffe. [2]

Bei juckenden Ekzemen an den Fußrücken bei Kindern handelt es sich meist nicht um eine atopische Dermatitis sondern um ein Kontaktekzem durch die Ledergerbstoffe Chrom (VI) oder Chrom (III). Als Alternative sollten Eltern hier auf pflanzengegerbte Schuhe ausweichen, empfahl Bayerl. Eine neue Allergisierungsquelle droht zudem durch Dimethylthiocarbamylbenzo-Thiazolsulfid (DMTBS), eine Substanz, die bei der Vulkanisierung der zunehmend beliebten Canvas-Schuhe entsteht und die eine Kreuzreaktion auf Thiuram zeigt. Bei einer Testung von 18 Schuhmodellen auf Thiuram waren alle positiv, obwohl Thiuram selbst nicht nachweisbar war.

Eine Epikutantestung bei Kindern unter sechs Jahren mittels Pflaster sollte nach der aktuellen Leitlinie [3] nur bei dringendem Verdacht und über maximal 24 Stunden erfolgen, empfahl die Referentin. Muss auf hochgradig sensibilisierende Substanzen wie p-Phenylendiamin (PPD) getestet werden, sollten diese sehr gering konzentriert sein (0,01%) und nur eine Stunde auf der Haut verbleiben. Auch Kinder mit Neurodermitis sollten getestet werden, da diese bereits im Alter unter fünf Jahren oft sensibilisiert sind. Wichtigste Substanzen sind dabei Metalle, Duftstoffe und (bei den Älteren) Haarfarben, dagegen ist Thiomersal inzwischen ohne Relevanz. Auf einen Atopie-Patchtest sollte dabei verzichtet werden, so Bayerl abschließend.

Quelle: Symposium AllergoCompact “Kontaktallergien” beim 14. Deutschen Allergiekongress, 27. September 2019, Hannover

Literatur

1. https://dkg.ivdk.org/testreihen.html#a002
2. https://www.allum.de/stoffe-und-ausloeser/sanierung/deklarationspflichtige-duftstoffe
3. Mahler V et al., S3-Leitlinie Durchführung des Epikutantests mit Kontaktallergenen, AWMF 013-018x