Anti Aging | Hautpflege

Niacinamidhaltige Creme als Basishautpflege bei Chemotherapie

Dem Organ Haut kommt in der Onkologie bei zunehmendem Einsatz zielgerichteter Substanzen eine immer größere Bedeutung zu. Aber auch bei der Therapie mit etablierten Zytostatika, insbesondere den Taxanen, kann es zu Veränderungen von Haut und Nägeln kommen.

Der Erfolg einer onkologischen Behandlung hängt maßgeblich davon ab, dass die gewünschte Plandosis für die gesamte Therapiedichte verabreicht wird. Dies ist einfacher, wenn durch eine geeignete “Supportivtherapie“ – also unterstützende, nebenwirkungsmindernde Maßnahmen – unerwünschte Effekte eingegrenzt werden können. Das Leitlinienprogramm “Onkologie“ in Form der S3-Leitlinie Supportive Therapie (aktueller Stand April 2017) enthält deshalb ein Kapitel zu dem Thema “Tumortherapie-induzierte Hauttoxizität“. [1] Darin werden Hautveränderungen wie trockene Haut, Ausschläge, das Hand-Fuß-Syndrom, Nagelveränderungen sowie Haarausfall mit entsprechenden Therapieempfehlungen genannt. Zur äußerlichen Prophylaxe findet sich u.a. eine Empfehlung zum Einsatz einer Niacinamid-Creme unter Berücksichtigung einer Arbeit von Wohlrab, Bangemann et al. aus dem Jahre 2014. [2]

Im Rahmen dieser prospektiven offenen, randomisierten, kontrollierten Multicenterstudie wurde dem Problem der trockenen und gereizten Haut Rechnung getragen. [2] Der protektive Effekt einer niacinamidhaltigen Creme als Basispflege wurde dabei bestätigt. Gefordert war vor allem ein Pflegeprodukt, das die Barriere-Funktionalität der Haut berücksichtigt und erhält, da diese durch die Tumortherapie geschädigt werden kann. Das in der Studie verwendete Prüfpräparat (Lipikar Baume AP+, Fa. La Roche-Posay) enthält als Hauptbestandteile unter anderem Niacinamid, Glycerin und Sheabutter. Es gibt bereits zahlreiche Erfahrungen zu Sheabutter, unter anderem zu ihren Pflegeeigenschaften bei zu Dermatitis neigender Haut. Niacinamid zeichnet sich durch einen entzündungshemmenden Effekt aus und unterstützt die Ceramidsynthese. Es konnte gezeigt werden, dass auch die wiederholte Applikation von Niacinamid zu keiner systemischen Toxizität führte und es zu keinen Interaktionen mit anderen Substanzen kam.

Zur Überprüfung der Wirksamkeit wurde in der genannten Studie im Rahmen eines Cross-Overs Gruppe 1 mit dem Prüfpräparat, Gruppe 2 mit der üblicherweise verwendeten Hautpflege behandelt. Nach einer Anwendungszeit von sechs Wochen erfolgte der Cross-Over. Die Gesamtauswertung mittels eines DLQI (Dermatology Life Quality Index) konnte zeigen, dass es bei Anwendung der Creme mit Niacinamid im Unterpunkt “symptoms and feelings” gegenüber der Standardpflege zu einer signifikanten Überlegenheit gekommen war. Nach 6-wöchiger Anwendung des Prüfpräparats konnte eine signifikante Abnahme des Juckreizes, der Hauttrockenheit und der Irritabilität nachgewiesen werden. Die zitierte Leitlinie [1] empfiehlt deshalb basierend auf dieser Studie zur topischen Prophylaxe u.a. eine lipophile Creme mit Niacinamid.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Eine effektive Hautpflege verbessert deutlich die Lebensqualität von Patientinnen unter einer Standardchemotherapie. Ein prophylaktischer Einsatz bereits ab Beginn der Krebs- therapie weist im Vergleich zur interventionellen Therapie eine höhere Effektivität auf. [2] Neben häufigen Fragen der der Patientinnen zu Beginn der Therapie zu besser bekannten Nebenwirkungen und auch zum Thema Ernährung, wird dem Organ Haut und Hautpflege derzeit noch zu wenig Beachtung geschenkt. Die Führung des Aufklärungsgespräches sollte deshalb strukturiert ablaufen und auch dem Problem Haut beziehungsweise der Hautpflege einen adäquaten Stellenwert einräumen.

Quelle: La Roche-Posay, L’ORÉAL Deutschland GmbH

Literatur

1. Leitlinienprogramm Onkologie: S3 – Leitlinie Supportive Therapie, April 2017

2. Wohlrab J et al.: Barrier protective use of skincare to prevent chemotherapy- induced cutaneous symptoms and to maintain quality of life in patients with breast cancer. Breast Cancer: Targets and Therapy 2014; 6: 115-21