Axiale Spondylarthritis

Secukinumab bei axialer Spondyloarthritis

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Symptomen, Krankheitslast und Therapieansprechen

Im Rahmen des diesjährigen Deutschen Rheumatologiekongresses (DGRh) wurden aktuelle geschlechtsspezifische Daten aus dem Behandlungsalltag rund um den Interleukin (IL)-17A-Inhibitor Secukinumab im Bereich der axialen Spondyloarthritis (axSpA) vorgestellt.

Laut aktuellen Ergebnissen der multizentrischen Beobachtungsstudie AQUILA erfahren Frauen mit ankylosierender Spondylitis (AS) eine höhere Krankheitsaktivität und teilweise auch Krankheitslast, was mit der generellen Verzögerung der AS-Diagnose bei Frauen in Verbindung stehen kann. [1,2,3] Bei Frauen zeigte sich in einer frühen Phase der Therapie mit Secukinumab zwar ein geringerer Behandlungseffekt als bei Männern, jedoch war dieser Unterschied nach 52 Wochen nicht mehr nachweisbar – so Daten der MEASURE-Studien. [4] Obwohl beide Geschlechter, bei einem von der Dosierung unabhängigen Sicherheitsprofil, tendenziell gleich gut auf die Behandlung mit Secukinumab ansprechen, ist der Therapieeffekt bei Frauen mit später Diagnose reduziert. [3,4] Dies verdeutlicht die Wichtigkeit einer frühen Diagnose und eines zeitigen Therapiebeginns.

Männer und Frauen, die von der axSpA – einem Krankheitsspektrum bestehend aus der ankylosierenden Spondylitis (AS) sowie der nicht- röntgenologischen axSpA – betroffen sind, können unterschiedliche Symptome aufweisen. Diese haben sowohl einen Einfluss auf die Zeit bis zur Diagnose als auch auf die Krankheitsaktivität. Generell tritt die axSpA bei Männern und Frauen etwa gleich häufig auf, wobei Frauen teilweise länger auf eine korrekte Diagnose warten müssen (8,8 vs. 6,5 Jahre). [5-8] Dies liegt u.a. an den unterschiedlichen Symptomen: Männer schätzen Rückenschmerzen als das schwerste Symptom ein und weisen häufig strukturelle Schäden der Wirbelsäule im Röntgenbild auf. [3,9,10] Frauen haben dagegen am stärksten mit Fatigue zu kämpfen und zeigen eine leicht höhere Krankheitsaktivität und teilweise auch eine höhere Krankheitslast. [3,9,10]

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung der axSpA wurden in der multizentrischen Beobachtungsstudie AQUILA aufgezeigt. Sie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit des IL-17A-Inhibitors Secukinumab bei Männern und Frauen im Behandlungsalltag über 52 Wochen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Secukinumab die Krankheitsaktivität und das allgemeine Funktionsniveau bei beiden Geschlechtern im Praxisalltag verbesserte. Trotzdem gab es auch hier geschlechtsspezifische Unterschiede in den Parametern Krankheitsaktivität, Funktionsfähigkeit und Therapieansprechen, die im Zusammenhang mit der Zeit bis zur Diagnose standen.

Männer mit einer späten AS-Diagnose zeigten zu Beginn als auch während der Studie eine höhere Krankheitsaktivität: Bei einer Diagnose früh nach Symptombeginn (<1 Jahr) sank der Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index (BASDAI) bis Woche 52 vom Ausgangswert 4,7 auf 3,2. Bei Patienten, die ihre Diagnose erst nach einem Jahr oder noch später erhielten, sank der BASDAI bis Woche 52 vom Ausgangswert 5,4 auf 3,8. Auch Patientinnen mit AS zeigten einen reduzierten Therapieerfolg mit ansteigender Dauer bis zur Diagnose: Die mittlere Veränderung im BASDAI gegenüber dem Ausgangswert lag mit 1 bis <2 Jahren bis zur Diagnose bei -1,3, bei 2 bis <5 Jahren bei -0,9 und bei über 10 Jahren bei -0,4. Zudem zeigten beide Geschlechter mit später Diagnose sowohl beim Ausgangswert als auch während des Studienverlaufs leicht erhöhte Assessment of Spondyloarthritis-Health Index (ASAS-HI) Scores. Diese Ergebnisse sind besonders bei Frauen als relevant zu betrachten, da die Diagnosestellung aufgrund der untypischen Symptome häufig noch später erfolgt als bei den Männern. [8]

Des Weiteren zeigt eine Analyse der MEASURE-1-5-Studien, dass die Response-Raten der Frauen in Woche 16 hinter denen der Männer lagen (37,5% vs. 46,9%), sich dieser Unterschied zu Woche 52 hin aber nivelliert und sogar zu einem besseren Ansprechen bei den Frauen entwickelt hat (68,4% vs. 61,7%). Die beobachteten Wirksamkeitsunterschiede zu Woche 16 waren also in Woche 52 nicht mehr nachweisbar. Um die Wirksamkeit bei Patientinnen richtig beurteilen zu können, sollte aus diesem Grund ein längerer Beobachtungssowie Therapiezeitraum erwogen werden. [4] Insgesamt verdeutlichen diese Daten jedoch, dass eine frühe Diagnose und ein im Optimalfall zeitig einhergehender Therapiebeginn den Behandlungserfolg bei beiden Geschlechtern verbessern kann.

 

Abb. 1: Krankheits-Kontinuum axiale Spondyloarthritis.

Allgemein gilt: Männer und Frauen können geschlechtsspezifische Unterschiede bei Krankheitssymptomen, bei der Krankheitslast und beim Therapieansprechen aufweisen. Gerade bei der axSpA zeigen Männer Literatur oft für die Erkrankung typischere Symptome, weshalb eine zeitige Diagnose für sie wahrscheinlicher ist und daher eine bessere Prognose und Behandlungsansprechen zu erwarten sind. Dennoch wird bei beiden Geschlechtern deutlich, dass die Chance auf ein von der Erkrankung möglichst uneingeschränktes Leben in Abhängigkeit von einer frühzeitigen Diagnose und Therapie steht – wobei ein patientenindividuelles Therapiemanagement von Vorteil sein kann. Der IL-17A-Inhibitor Secukinumab bietet für diese Patient*innen eine gute Behandlungsoption und hat trotz geschlechtsspezifischer Unterschiede seine Wirksamkeit in allen untersuchten Gruppen belegt. [3] T

Quelle: Novartis Pharma GmbH

1. Rusman T et al. Rheumatology 2020;59:iv38–iv46.
2. Passia E et al. Ann Rheum Dis 2020;79:38–39.
3. Benesova K et al. DGRh 2022. Poster SpA.18.
4. van der Horst-Bruinsma I et al. Rheumatol Ther 2021;8(4):1775–1787.
5. Kiltz U, Braun J. S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen; AWMF Leitlinien Register Nummer: 060/003, Version 2019.
6. Feldtkeller E et al. Rheumatol Int 2003; 23(2):61–6.
7. van der Linden SM et al. Arthritis Rheum 1984;27(3):241–249.
8. Rusman T et al. I.E. Rheumatology 59, iv38- iv46 (2020).
9. de Jong HMY et al. Scand J Rheumatol 2020; 49(1):28–32.
10. Maguire S et al. Ann Rheum Dis 2021;80:27.