Bodycontouring

„Der Benefit liegt darin, dass sich beide Technologien quasi potenzieren“

Interview mit Steffen Giesse, Ludwigshafen

Steffen Giesse ist Facharzt für Chirurgie und Inhaber des Facharztzentrums für Ästhetische Medizin und Chirurgie Estetic Lounge in Ludwigshafen. Wir sprachen mit dem renommierten Experten über seine ersten Praxiserfahrungen mit einem neuartigen System, das in einer einzigen Prozedur gleichzeitig Fett ab- und Muskeln aufbauen soll.

Diskurs Dermatologie:

Herr Giesse, können Sie uns zu Beginn kurz das Wirkprinzip des neuen Emsculpt Neo Systems erläutern?

S. Giesse:

Der Emsculpt Neo vereint ja im Prinzip zwei verschiedenen Tech- nologien, die beide schon zuvor bekannt waren. Zum einen die im Emsculpt etablierte HIFEM Technologie – „High Intensity Focused Electromagnetic“ – für den Muskelaufbau sowie nun zusätzlich die Radiofrequenz, die eine Lipolyse bewirkt. Der Benefit liegt darin, dass sich beide Technologien quasi potenzieren – ich würde sagen, dass in diesem Falls eins plus eins nicht zwei sind, sondern schon um einiges mehr. Was den Muskelaufbau betrifft, werden während jeder Sitzung starke Muskelkontraktionen erzeugt, die durch ein normales Training gar nicht möglich wären, egal, wie intensiv dieses auch sei. Dadurch kommt es zu einem Wachstum der Muskelfasern, bezogen sowohl auf deren Stärke wie auch Anzahl. Der Emsculpt Neo hat mit einem Applikator, der gleichzeitig synchronisierte Radiofrequenz und HIFEM+ Energie abstrahlt, ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Diskurs Dermatologie:

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile der zeitgleichen Kombinationsbehandlung gegenüber nacheinander durchgeführten Einzelprozeduren?

S. Giesse:

Zuvorderst wäre hier die Zeitersparnis zu nennen. Unsere Patienten absolvieren praktisch zwei Behandlungen im Zeitfenster von 30 Minuten – Fettabbau und Muskelaufbau. Zudem muss das Personal oder die Ärztin bzw. der Arzt auch nicht während der Behandlung in unmittelbarer Nähe stehen bleiben. Die Patienten werden angeschlossen und können alleine bleiben und sich entspannen. Über einen Not-Schalter haben die Patienten aber natürlich trotzdem jederzeit die Möglichkeit, die Behandlung zu unterbrechen, wenn etwas wäre; dies ist allerdings bislang noch nicht vorgekommen.

Diskurs Dermatologie:

Wie ist es zu erklären, dass nach Studienlage der mögliche Muskelaufbau gegenüber dem herkömmlichen Emsculpt nochmals von 16% auf 25% gesteigert werden konnte, obwohl sich die hinzugekommene Radiofrequenzbehandlung hierauf doch theoretisch gar nicht auswirkt?

S. Giesse:

In der Tat wirkt sich die Radiofrequenz eigentlich nicht auf den Muskelaufbau aus. Aufgrund der Radiofrequenzerwärmung steigt die Muskeltemperatur jedoch schnell um mehrere Grad. Die Muskeln werden so auf die Belastung vorbereitet, ähnlich wie beim Warm-Up vor einem Training. Dadurch kommt es zu einer lokalen Durchblutungsförderung und in weniger als 4 Minuten werden im Unterhautfett Temperaturen erreicht, die Apotose verursachen. Das bedeutet, die Fettzellen werden dauerhaft geschädigt und anschließend langsam aus dem Körper entfernt. Zudem wurden auch die Intervalle verändert im Vergleich zum Emsculpt; waren es da noch drei Intervalle, sind es beim Neo sieben.

Diskurs Dermatologie:

Wie lange haben Sie das System tatsächlich schon im Einsatz und welche Areale haben Sie bisher damit behandelt? Wie läuft die Behandlung konkret ab und wie viele Sessions sind jeweils notwendig?

S. Giesse:

Wir haben den Emsculpt Neo nun seit Anfang Februar im Praxisbetrieb. Behandelt haben wir bislang Bauch, Oberschenkel und Gesäß. Es ist auch interessanterweise völlig unabhängig vom Alter. Die Patienten sind grade bei diesen Behandlungen wirklich sehr offen. Wichtig ist, alle wesentlichen Dinge schon im Vorgespräch abzuklären – nicht nur die Wünsche der Patienten, sondern natürlich z.B. auch etwaige Kontraindikationen, von denen es glücklicherweise aber nur sehr wenige gibt. Sofern also
die Indikation gestellt ist, werden die Behandlungstermine auch schon festgelegt. Beim vereinbarten Termin wird der Patient durch unser geschultes Fachpersonal an das Gerät angeschlossen. Zu Beginn fangen wir mit der Stärke der Behandlung etwas gemäßigter an, also nicht gleich mit 100% der Leistung, steigern uns allerdings dann auch schon relativ rasch. Bei den Folgebehandlungen geht die Vorbereitung dann naturgemäß nochmal schneller, weil der Patient ja schon weiß, was ihn erwartet. Bei den Sessions gilt als Empfehlung immer vier, unabhängig vom Behandlungsareal. Wir beraten meistens allerdings auf sechs, um das Ergebnis zu optimieren.

Diskurs Dermatologie:

Für wen ist die Behandlung besonders geeignet? Sind Sie und Ihre Patientinnen und Patienten mit den erreichten Verbesserungen zufrieden und wie lange halten die Ergebnisse an?

S. Giesse:

Geeignet sind die Behandlungen tatsächlich für fast jeden! Sehr gefragt ist derzeit die Behandlung der Po-Region. Die Patienten möchten einen optimierten, in Maßen größeren Po, und die Emsculpt Neo Behandlung birgt natürlich im Gegensatz z.B. zu einer Eigenfetttransplantation ein wesentlich geringeres Risiko. Viele Patienten beschäftigen sich inzwischen schon im Vorfeld mit den Möglichkeiten und Risiken infrage kommender Prozeduren und viele haben dadurch mittlerweile auch großen Respekt vor einem operativen Eingriff. Für diese Patienten ist eine Emsculpt Neo Behandlung ideal, weil sie dadurch eine nicht-invasive Maßnahme wählen können, die einfach in der Durchführung, aber trotzdem sehr effektiv ist.

Aufgrund der Kürze der Praxis-Anwendung kann ich natürlich noch nicht beurteilen, wie lang anhaltend die Ergebnisse sein werden; aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem von uns schon seit Jahren eingesetzten Emsculpt bin ich diesbezüglich aber ausgesprochen optimistisch. Die Patientinnen, die jetzt bereits mit dem Neo behandelt wurden, sind bisher jedenfalls äußerst zufrieden, und wir haben auch eine Reihe von „Wiederholungstätern“, die diese sichtbar besseren Ergebnisse absolut bestätigen. Die Muskulatur wird dichter bzw. straffer, also sehr schön definiert.

Diskurs Dermatologie:

Sie sprachen bereits an, dass es einige wenige Kontraindikationen gibt? Gab es in der Praxis auch unerwartete Reaktionen oder Nebenwirkungen?

S. Giesse:

Wir hatten bislang überhaupt keine Nebenwirkungen, auch nicht mit dem Vorgängermodell. Als Kontraindikation zu betrachten wäre Metall im Behandlungsgebiet, etwa eine Kupferspirale, ein Bauchnabel- oder Genitalpiercing, wobei die Piercings vor einer etwaigen Behandlung ja auch entfernt werden könnten. Patienten mit Herzschrittmacher dürfen nicht behandelt werden.

Diskurs Dermatologie:

Sehen Sie eine große Nachfrage nach diesem innovativen Treatment? Rechnen Sie dementsprechend mit einer raschen Amortisierung der Anschaffungskosten?

S. Giesse:

Durch die nicht unerheblichen Anschaffungskosten des Emsculpt Neo sind natürlich auch die Behandlungs- kosten etwas erhöht. Durchschnittlich liegen diese ca. 100 Euro höher als beim Vorgänger. Insofern liegt es zunächst einmal an uns, die Patienten von dieser neuen, innovativen Technologie zu überzeugen. Wir haben allerdings bemerkt, dass wir einige neue Patienten schon alleine durch die Vorstellung des Systems auf unserer Webseite hinzubekommen haben. Inzwischen läuft auch die „Mundpropaganda“ durch die bereits behandelten und wie erwähnt äußerst zufriedenen „Early Adopter“ an – und die ist in der Patientenakquise unserer Erfahrung nach Gold wert.

Bei der Frage der Amortisierung sollte man auf jeden Fall auch berücksichtigen, dass die Durchführung der Behandlung wie erwähnt auch an geschultes Fachpersonal delegierbar ist. Insofern bleibt die Ärztin bzw. der Arzt in dieser Zeit frei für andere Behandlungen. Dennoch braucht man sicher einen etwas längeren Atem und sollte bei der Anschaffung nicht die Vorstellung haben, dass sich ein so avanciertes System etwa innerhalb eines Jahres komplett rechnet. Es braucht immer seine Zeit, bis sich ein neues System am Markt etabliert. Durch die wirklich hervorragenden Ergebnisse mit non-invasiven Treatments fügt sich der Emsculpt Neo aber schon heute perfekt in das Portfolio unserer Praxis ein und wird sich gewiss auch auf mittlere Sicht absolut rentieren.

Diskurs Dermatologie:

Nach welchen Kriterien haben Sie persönlich die Entscheidung zur Anschaffung des neuen Systems getroffen? Und was würden Sie einem Kollegen raten, der z.B. schwankt bei der Entscheidung zwischen dem Emsculpt Neo und dem ja auch weiterhin verfügbaren Emsculpt?

S. Giesse:

Ich war schon vom Emsculpt, mit dem wir seit langem arbeiten, sehr überzeugt, und das bin ich auch nach wie vor! Bei der Entscheidung für den Neo bin ich davon ausgegangen, dass wir mit dessen Features noch bessere Ergebnisse erzielen können und in unserer Region ein weiteres Alleinstellungsmerkmal erlangen. In unserer Praxis hatten wir schon immer einen besonders hohen Anspruch, den wir natürlich auch beibehalten möchten. Dieser spiegelt auch die Erwartungshaltung unserer Patientinnen und Patienten wider, denen es sehr wichtig ist, dass wir die innovativsten Behandlungen anbieten. Gerade die non-invasiven Möglichkeiten liegen dabei absolut im Trend und wir sehen hier eine stetig steigende Nachfrage. Sollte jemand schwanken zwischen der Anschaffung des Emsculpt oder des Neo, bin ich überzeugt, dass jeder Behandler anhand der nochmals verbesserten Ergebnisse sehr gute Argumente hat, seine Patientinnen und Patienten davon zu überzeugen, etwas mehr in die Behandlung zu investieren.

Diskurs Dermatologie:

Gab es weitere Aspekte in der prak- tischen Anwendung des Emsculpt Neo, die interessant waren oder Sie vielleicht sogar überrascht haben?

S. Giesse:

Wir haben bemerkt, dass die Patienten nach positiven Ergebnissen in einem Behandlungsareal motiviert sind, zu einer anderen Region zu „springen“ und auch dort etwas machen zu lassen. Diese Erfahrung hatten wir schon beim Vorgängermodell gemacht. Der anhaltende Trend zur umfassenden Selbstoptimierung zeigt sich einfach immer mehr.

Diskurs Dermatologie:

Wie sehen Sie im Allgemeinen den Trend in der Ästhetik weg von operativen und hin zu minimal- bzw. non-invasiven Behandlungsmethoden?

S. Giesse:

Dieser Trend, dass wir weniger invasive Verfahren nutzen, da minimal- oder non-invasive Behand- lungsgen dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Technik oder Material immer effektiver werden, zeichnet sich ja schon seit Jahren ab. Früher waren diese schonenderen Treatments für viele Patienten keine echte Alternative, da die Ergebnisse nicht mit den operativen Eingriffen Schritt halten konnten. Das hat sich in den letzten Jahren gravierend geändert. Aber ich muss sagen, dass ich sehr wohl auch Synergien sehe. Bei den ganzen körperformenden Behandlungen gibt es nach wie vor auch Patienten, die wir zu einem späteren Zeitpunkt doch noch operieren. Insgesamt gehen unsere OP-Zahlen nicht runter, sondern steigen sogar, parallel zu dem starken Anstieg der non-invasiven Behandlungen.

Diskurs Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Giesse, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte S. Höppner.