Bodycontouring

„From Core To Floor“ – Kombinationsbehandlung zur gezielten Stärkung der Rumpfmuskulatur

Interview mit Holger Fuchs (Hamburg)

Holger Fuchs ist Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Als Medical Director der Praxis Klinik Pöseldorf in Hamburg ist er für das Konzept der Klinik verantwortlich, das optimale Lösungen für jeden Patienten in hoher fachärztlicher Qualität verspricht. Wir sprachen mit Herrn Fuchs über eine innovative Kombinationsbehandlung, die dem Rumpf der Patientinnen und Patienten besondere Aufmerksamkeit schenkt.

DISKURS Dermatologie:

Herr Fuchs, „From Core To Floor“ ist ein interessanter Name – was haben wir uns unter dieser neuen Kombinationstherapie vorzustellen? Um welche Körperpartien geht es und welche Probleme werden dabei angegangen?

Holger Fuchs:

Schwerpunktmäßig behandelt man bei „From Core To Floor“ die gesamte Rumpfmuskulatur: Also die vorderen und seitlichen Bauchmuskeln sowie den Beckenboden und den Po. In einigen Fällen kann es außerdem sinnvoll sein, zusätzlich die untere Rückenmuskulatur zu trainieren, zum Beispiel wenn durch Vorerkrankungen oder jahrelange Büroalltage bereits verstärkt Rückenprobleme und Schmerzen aufgetreten sind. Aber auch nach Schwangerschaft und Geburt sollte der Wiederherstellung der strapazierten Bauch- und Beckenbodenmuskeln besonderes Augenmerk geschenkt werden. Daher empfehlen Gynäkologen auch stets Rückbildungsgymnastik, denn was Bauchmuskeln und Beckenboden durch die Überdehnung direkt nach der Geburt nicht mehr leisten können, muss die Rückenmuskulatur auffangen – das darf allerdings kein Dauerzustand bleiben. In diesen Fällen führt eine kombinierte Elektromagnetfeld-Therapie wie „From Core To Floor“ relativ schnell zu deutlichen Verbesserungen.

Grundsätzlich ist eine trainierte Rumpfmuskulatur aber auch im Allgemeinen und für jeden wichtig – sowohl für die Stabilität im Körper als auch für das Gleichgewicht. Vor allem mit steigendem Alter gewinnt dieser Punkt an Relevanz. Leider fordert das Training mit konventionellen Methoden, Gerätetraining, Bodyweight-Training etc. stets sehr viel Disziplin, Geduld und vor allem die konstitutionellen Grundvoraussetzungen. Entsprechend ist es deutlich schwieriger umzusetzen, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.

DISKURS Dermatologie:

Welche Systeme verwenden Sie für die Kombinationsbehandlung und wie sind deren Wirkprinzipien?

Holger Fuchs:

Wir verwenden für „From Core To Floor“ die Systeme Emsculpt und Emsella von BTL. Der Emsculpt dürfte ja vielen Anwendern bereits bekannt sein, da er aus meiner Sicht das minimalinvasive Behandlungs- spektrum im Bereich Fettreduzierung und Muskelaufbau revolutioniert hat. Das Wirkprinzip dieser Geräte beruht auf der neuentwickelten HIFEM- Technologie, wobei HIFEM für „High Intensity Focused Electro-Magnetic“ steht. Elektromagnetische Strahlung zum Muskelaufbau ist ja schon etwas länger vom EMS-Training in Fitnessstudios her bekannt. Die neue Elektromagnetfeld-Therapie mit den BTL-Geräten basiert allerdings eher auf den Wirkmechanismen der Kernspintomographie, bei der die Muskeln zur Gänze mit magnetischer Energie durchdrungen werden, anstatt nur oberflächliche Reize zu bekommen.

Der Stuhl Emsella ist noch recht neu im Portfolio und wurde speziell für die Bedürfnisse eines umfassenden Beckenbodentrainings entwickelt. Mit Emsculpt kann man ja bekanntlich verschiedene Muskelpartien, eben zum Beispiel an Bauch und Po, trainieren. Wichtig ist vielleicht noch zu betonen, dass die HIFEM-Strahlen nur auf die sogenannte quergestreifte Muskulatur wirken und somit die Organe von der Behandlung gänzlich untangiert bleiben.

DISKURS Dermatologie:

Für wen ist die Kombinationsbehandlung aus Ihrer Sicht besonders geeignet? Gibt es spezielle Zielgruppen?

Holger Fuchs:

Unsere Zielgruppen sind tatsächlich ganz diverser Natur. Wir haben zum einen Mütter, oft auch junge Mütter, die nach der Geburt ihr Rück- bildungstraining mit Emsculpt und Emsella angehen. Dies verhindert nicht nur die allzu bekannte nachgeburtliche Blasenschwäche, sondern verhindert auch eine anhaltende Rektusdiastase, wie sie häufig nach Schwangerschaften auftritt. Dabei bemerken wir immer wieder, dass Behandlungen wie diese von steigender Relevanz sind, weil in unserer westlichen Gesellschaft die Mütter mittlerweile durch langandauernde Bildungs- und Karrierewege später schwanger werden und daher älter sind als noch vor einigen Jahren. Ein zwanzigjähriger Körper ist eben von sich aus ganz anders dazu in der Lage, die Folgen einer Schwangerschaft auszugleichen, als ein dreißigjähriger oder noch älterer.

Eine andere Zielgruppe in unserer Praxis Klinik Pöseldorf ist vor allem die der Seniorinnen und Senioren über sechzig Jahre, die ihre Rumpfmuskulatur für mehr Stabilität im Alter erhalten und zugleich fitbleiben möchten, ohne den täglichen Gang ins Fitnessstudio auf sich nehmen zu müssen. Aber wir behandeln auch Schmerzpatientinnen und -patienten, die Beschwerden an ihrem Rücken haben, gegen die eine verstärkte Rumpfmuskulatur helfen kann. Und zu guter Letzt ist die Kombinationstherapie natürlich auch generell für alle fitness- und leistungsorientierten Menschen geeignet, die einfach in jeder Lebensphase einen durchtrainierten, straffen und kraftvollen Körper haben möchten.

DISKURS Dermatologie:

Wie effektiv ist diese Behandlung und wie fühlen die Patienten sich anschließend?

Holger Fuchs:

Sehr effektiv! Die Magnetfelder, die durch Emsculpt und Emsella erzeugt werden, durchfluten wie gesagt die gesamten Muskelfasern und senden nicht nur Strom über die oberflächlichen Faszien. Dadurch gelangt der Reiz, der die Muskelaktivität anstößt, auch in die Tiefe und das Gewebe baut sich dichter und stärker auf als bei herkömmlichem Training. Mediziner nennen diese Vermehrung der Muskelfasern Hyperplasie. Sie bewirkt nicht nur, dass wir uns trainierter und kräftiger fühlen, sondern der Trainingseffekt hält auch länger an, weil dieses Mehr an Fasern natürlich länger braucht, um im Falle der Nichtbeanspruchung vom Körper wieder abgebaut zu werden. Durch dieses Behandlungsprinzip können im Muskel supramaximale Kontraktionen erzeugt werden, die während einer halbstündigen Behandlung die äquivalente Wirkung von ca. 20.000 Sit-ups haben! Diese Belastung schafft natürlich kein Mensch auf herkömmliche Weise – weder mit Bodyweight noch mit Gewichten. Dadurch ist die Behandlung deutlich effektiver als das gewöhnliche Fitnesstraining und zudem klagen die Patientinnen und Patienten auch nicht über tagelangen Muskelkater. Dafür muss man nach der Behandlung allerdings auf das erschöpfte Frisch-vom-Sport-Gefühl und das Duschen verzichten, denn schweißtreibend ist die Behandlung eher weniger.

DISKURS Dermatologie:

Wie ist der konkrete Ablauf einer Behandlung und wie viele Sessions empfehlen Sie insgesamt?

Holger Fuchs:

Die Behandlungen sind für unsere Patientinnen und Patienten denkbar unkompliziert: Sie kommen bei uns an, erhalten vor der ersten Session durch unser geschultes medizinisches Fachpersonal ein ausführliches Beratungsgespräch und dann kann es im Grunde auch schon losgehen: Im Falle von Emsella muss sich die Patientin bzw. der Patient einfach nur auf den Stuhl niederlassen, während wir das Gerät bedienen und die Stärkeregulierung einstellen. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass kein Metall im Behandlungsbereich vorhanden ist – das können zum Beispiel eine Kupferspirale, Piercings, Implantate oder auch die ganz banale Gürtelschnalle sein. Während das Gerät sein Trainingsprogramm abspult, können die Patientinnen und Patienten entspannen, Kaffee trinken, lesen, was immer ihnen beliebt. So ähnlich verhält es sich auch mit der Behandlung durch Emsculpt, nur dass hier das Behandlungsgebiet freiliegen muss. Die Paddle werden mit einem weichen Gurt direkt auf der entsprechenden Partie befestigt und nach dem Training wieder abgenommen. Anschließend kann man einfach wieder hinausspazieren, negative Nachwirkungen gibt es keine.

In unserer Praxis Klinik Pöseldorf in Hamburg haben wir uns darauf eingerichtet, Emsculpt-Behandlungen in der Regel auf vier Einheiten zu komprimieren, während wir für Emsella-Behandlungen sechs Einheiten veranschlagen. Das liegt daran, dass das Magnetfeld nicht ganz so klein und daher präzise ist wie das von Emsculpt, bei dem die Paddles ja direkt auf dem entsprechenden Muskel aufliegen. Zwischen den halbstündigen Sessions sollte man mindestens zwei, aber maximal fünf Tage pausieren, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Nach einigen Monaten kann man dann die Behandlung wiederholen, um die Effekte zu erhalten beziehungsweise noch zu verbessern.

DISKURS Dermatologie:

„From Core To Floor“ ist ja nicht unbedingt eine der „klassischen“ ästhetischen Behandlungen, sondern hat vor allem auch fitnessbezogene und präventiv-gesundheitliche Aspekte. Wird dieses Angebot von Ihren Patientinnen und Patienten trotzdem gut angenommen?

Holger Fuchs:

Also in unserem Hause wird das Ganze gut bis sehr gut angenommen. Wir haben zudem gerade ein Informationsvideo über Emsella gedreht, in dem wir noch einmal speziell auf die blasenstärkende Wirkung eines trainierten Beckenbodenmuskels hinweisen, um so auch Patientinnen und Patienten zu erreichen, die an Inkontinenz oder beginnender Blasenschwäche leiden. Oft sind diese Themen zu heikel, um von sich aus die Hemmschwelle zu überwinden. Da die „From Core To Floor“- Methode auch hier helfen kann, wird sie sehr dankbar aufgenommen, denn eine Inkontinenz ist gewiss für nie- manden von uns eine schöne Vorstellung. Aber auch in Kombination mit anderen, invasiveren Verfahren zur Fettreduktion und zum Muskelaufbau ist die Methode durchaus gefragt.

DISKURS Dermatologie:

Müssen die Patienten sich auf die Behandlung speziell vorbereiten? Gibt es wirklich gar keine unerwünschten Nebenwirkungen, die beachtet werden müssen?

Holger Fuchs:

Die Antwort auf beide Teilfragen ist tatsächlich schlicht und einfach: Nein! Emsculpt und Emsella sind unglaublich unkomplizierte Behandlungen, die keine Vor- oder Nachbereitung erfordern, weder durch uns Ärzte, noch durch die Patientinnen und Patienten selber. Wir nennen solche Behandlungen „Walk-in-Treatments“, weil man einfach kommt und danach wieder geht, als wäre nie etwas geschehen. Und sofern die durch uns gegebenen Sicherheitshinweise beachtet werden, haben die Patientinnen und Patienten auch keinerlei Nebenwirkungen zu befürchten, zumindest ist bis dato nichts dergleichen bekannt.

DISKURS Dermatologie:

Wie müssen Sie sich auf die Behandlung vorbereiten? Wie ist der Ablauf in Ihrer Praxis?

Holger Fuchs:

Unsere Ärztinnen und Ärzte übernehmen zunächst die Beratungsfunktion und kümmern sich um eine umfassende Anamnese der Patientinnen und Patienten, um entsprechende Vorerkrankungen zu eruieren. So können wir zum Beispiel nicht mit der HIFEM-Technologie behandeln, wenn im Behandlungsgebiet Implantate wie z.B. künstliche Hüftgelenke verbaut sind oder ein Herzschrittmacher vorliegt. Bei diesem ausführlichen Gespräch wird auch geklärt, ob die Behandlung überhaupt die
von der Patientin bzw. dem Patienten gewünschten Effekte erzielen kann. Die Nutzung des Gerätes selbst kann dann an unser umfangreich medizinisch geschultes Fachpersonal delegiert werden, sodass für uns Medizinerinnen und Mediziner mehr Zeit für die rein ärztlichen Tätigkeiten bleibt.

DISKURS Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Fuchs, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte S. Höppner.