Bodycontouring

„Im Zusammenspiel ist das synergistisches Bodyforming auf höchstem Niveau“

Interview mit Dr. med. Klaus Hoffmann (Hautteam – Bochum)

Dr. med. Klaus Hoffmann ist neben seiner Tätigkeit als leitender Arzt der Abteilung für ästhetisch operative Medizin und kosmetische Dermatologie der Universitäts-Hautklinik Bochum ein überaus renommierter Experte zu dem Themenkomplex Ästhetik/Dermatologie sowie gefragter Referent bei zahllosen nationalen und internationalen Kongressen. Wir sprachen mit Dr. Hoffmann über ein neuartiges System, das in einer einzigen Prozedur gleichzeitig Fett ab- und Muskeln aufbauen soll.

Ästhetische Dermatologie: 

Herr Dr. Hoffmann, ist es selbst für Sie als erfahrenen Behandler noch etwas Besonderes, wenn Sie als einer der ersten ein brandneues Gerät testen können?

Dr. Hoffmann:

Ja, grundsätzlich schon. Natürlich kommt es im Einzelfall darauf an, ob es sich „nur“ um eine mehr oder weniger marginale Weiterentwick- lung oder um eine echte Innovation handelt. Letzteres ist auch und gerade für einen „alten Hasen“ naturgemäß wesentlich interessanter. Insofern war ich sehr froh, in den letzten Monaten mit dem Emsculpt Neo von BTL ein wirklich neuartiges System testen zu können. Seit Kurzem haben wir das Gerät jetzt auch in unseren regulären Praxisbetrieb integriert und aktuell ist die Universitäts-Hautklinik Bochum tatsächlich die erste und einzige Klinik in Europa, die dieses Gerät vorhält.

Ästhetische Dermatologie:

Können Sie uns das Wirkprinzip des neuen Systems erläutern?

Dr. Hoffmann:

Eigentlich müssten Sie diese Frage im Plural stellen – denn das System hat gleich zwei komplementäre Wirkprinzipien mit verschiedenen physikalischen Angriffspunkten, die sich durch unterschiedliche physikalische Wirkweisen ergänzen und somit gleichzeitig Fett ab- und Muskeln aufbauen. Im Zusammenspiel ist das synergistisches Bodyforming auf höchstem technischen Niveau.

Für den Muskelaufbau werden mittels elektromagnetischer Stimulation der Motorneuronen supramaximale Kon- traktionen ausgelöst. Die elektroma- gnetischen Felder in einer Stärke von bis zu 1,8 Tesla durchdringen sämt- liche Muskelfasern und bringen die Muskulatur unablässig und homogen zur Kontraktion – innerhalb einer halben Stunde ca. 20.000 Mal. Dieses Prinzip einer “High Intensity Focused ElectroMagnetic“ Behandlung – kurz HIFEM-Behandlung – ist ja schon vom bisherigen Emsculpt bekannt und hat sich in der Praxis seit einigen Jahren als äußerst effektiv erwiesen. Der Trainingseffekt entspricht in der Tat einer entsprechenden Anzahl von z.B. Sit-ups (bei der Behandlung am Bauch) oder Kniebeugen (bei der Behandlung am Po), wobei natürlich auch der athletischste Sportler in einer Trainingssession nicht mal annähernd 20.000 Sit-ups schaffen würde. Die durch den Magneten ausgelösten Muskelspannungen haben darüber hinaus eine Intensität, die kein Sportler willentlich herbeiführen könnte. Diverse Studien haben die signifikante Zunahme an Muskelmasse ja auch hinreichend belegt. Dabei kommt es nachgewiesenermaßen sowohl zur Hyperplasie, also einer Vermehrung der Muskelfasern, wie auch zur Hypertrophie, also einer Verdickung der Muskelfasern. Daher halten die erreichten Ergebnisse auch recht lange an.

Die außergewöhnlich starke Muskelaktivität durch eine HIFEM-Behandlung regt auch die Stoffwechseltätigkeit an, wodurch diese Behandlung allein schon eine gewisse Fettreduktion bewirken kann. Dieser Effekt wird in dem neuen Emsculpt Neo jedoch durch dessen zweites integriertes Wirkprinzip wesentlich intensiviert und verstärkt. Es findet nämlich neben der Muskelstimulation zur gleichen Zeit parallel eine Hyperthermie-Behandlung mittels Radiofrequenz statt! Fettzellen reagieren ja – im Vergleich zum restlichen Körpergewebe – sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen. Die bei der Hyperthermie-Behandlung mittels Radiofrequenz-Energie entstehende Hitze setzt die Fettzellen im Unterhautfettgewebe unter enormen Stress. Die erhitzten Fettzellen geben Fett frei und schrumpfen zusammen. Die Zellhüllen verfallen und werden als „Abfallprodukt“ über die Lymphbahnen abgebaut. Mit der Verringerung des Fetts wird eine äußerlich sichtbare Reduktion des Körperumfangs erreicht.

Wissen Sie, Begriffe wie „Innovation“ werden heutzutage oftmals sehr leichthin verwendet und dadurch überstrapaziert, besonders natürlich in der mannigfachen „Produktprosa“ der entsprechenden Marketingabteilungen aller möglichen Marken und Hersteller. Da steckt dann, wenn man einmal genauer hinschaut, oftmals leider nicht ganz so viel dahinter. Es ist ja, ehrlich gesagt, auch alles andere als leicht, permanent echte Innovationen zu entwickeln, da muss man für die Firmen auch ein gewisses Verständnis haben, wenn sie ihre Novitä- ten verbal ein bisschen „hochjubeln“, denn der Ästhetikmarkt – und nicht nur dieser – verlangt ja irgendwo auch danach. Die Art und Weise aber, wie BTL es beim Emsculpt Neo geschafft hat, die Konstruktion der verwendeten Magnetspulen so zu modifizieren, dass die Handstücke simultan Hitze applizieren können, nötigt mir schon allein unter dem technologischen Aspekt wirklich Respekt ab.

Ästhetische Dermatologie:

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile dieser zeitgleichen Kombinationsbehandlung gegen- über nacheinander durchgeführten Magnetfeld- und Radiofrequenzbehandlungen?

Dr. Hoffmann:

Nun, auf der Hand liegt zunächst der zeitliche Vorteil für den Behandler wie auch für den Patienten. Während letzterer in nur ca. 30 Minuten sowohl etwas für den Muskelaufbau wie auch für den Fettabbau tun kann, ist die zeitliche Länge der jeweiligen Treatments für den Arzt ein ganz wesentlicher Faktor bei der Kalkulation seiner Kosten wie auch des voraus- sichtlichen Amortisierungszeitraums für ein neues Gerät.

Darüber hinaus ist die Kombination beider Techniken potenziell dazu geeignet, die jeweiligen Effekte additiv werden zu lassen. Die gleichzeitige Kompression des Fettgewebes durch die Muskelanspannung führt z.B. zu einer noch besseren Verteilung der durch die Radiofrequenz erzeugten Hitze im Fettgewebe und damit zu einer stärkeren Tiefenwirkung sowie einer weiteren Eliminierung von „Hot Spots“. Anderseits aktiviert sowohl die intensive Muskelkontraktur, aber auch eine Temperatur von 40-41°C Hitzeschockproteine und Myosatellitenzellen, die beide entscheidend an Muskelaufbauprozessen beteiligt sind. Die gleichzeitige Einbringung von Hitze und elektro- magnetischen Impulsen sollte also insgesamt dazu führen, dass es zu einer deutlich verbesserten Fettreduktion bei gleichzeitig ebenfalls verstärktem Muskelaufbau kommt. Das Ganze ist hier tatsächlich, wie man so schön sagt, mehr als nur die Summe seiner Teile. In ersten Studien sehen wir tatsächlich eine Fettreduktion in Richtung 30% und einen Muskelaufbau von ca. 25%, was deutlich über den Ergebnissen der jeweiligen Einzeltreatments liegt.

Ästhetische Dermatologie:

Welche Areale können mit dem System behandelt werden und wie läuft die Behandlung konkret ab?

Dr. Hoffmann:

Klassische Einsatzgebiete sind der Bauch und das Gesäß. Auch Ober- arme und Waden können mit Spezialapplikatoren behandelt werden. Der Ablauf der Behandlung ist analog zum Emsculpt so, dass der Patient bequem liegt und die impulsabgebenden Handstücke oberflächlich mit einem Gurt an der zu behandelnden Körperstelle fixiert werden. Eine Behandlung dauert wie gesagt nur ca. 30 Minuten und die Patienten können anschließend natürlich sofort wieder ihrem normalen Alltag nachgehen, da die Behandlung absolut nicht invasiv ist.

Ästhetische Dermatologie:

Wie viele Sessions empfehlen Sie und wie lange dauert es, bis die Ergebnisse sichtbar werden?

Dr. Hoffmann:

In der Regel sind vier Behandlungen notwendig, um zu sichtbaren Ergebnissen zu kommen. Empfehlenswert ist dabei ein Abstand von mindestens 5 Tagen zwischen den Sessions. In einem Zeitraum von 6-8 Wochen ist im Regelfall die optimale Form erreicht.

Hautteam im St. Josef Hospipital in Bochum mit Dr. Klaus Hoffmann<br /> Foto: Dieter Menne<br /> Datum: 14.10.2020
Behandlung der Gesäßregion mit dem Emsculpt Neo System.

 

Ästhetische Dermatologie:

Für wen ist die Behandlung geeignet?

Dr. Hoffmann:

Optimal geeignet ist das Verfahren für Menschen mit dem Wunsch nach einer schnellen und effizienten Methode, um ohne regelmäßiges Training mit schweren Gewichten bzw. ohne strenge Diät sichtbar Muskulatur auf- und Fettpölsterchen abzubauen. Es kann auch zur Perfektionierung der vielleicht nicht zu 100% zufriedenstellenden optischen Ergebnisse des eigenen Fitnessregimes dienen, ebenso wie zur Optimierung der Ergebnisse einer Fettabsaugung.

Ästhetische Dermatologie:

Rechnen Sie mit einer großen Nachfrage?

Dr. Hoffmann:

Auf jeden Fall! Wir haben zwar noch keine echten Erfahrungswerte, da wir das Gerät erst vor wenigen Tagen in den normalen Praxisbetrieb aufgenommen haben, aber die Vorteile der Behandlung sprechen ja für sich und diese sprechen sich in der Regel auch schnell herum. Zudem haben gerade in der Corona-Zeit viele Menschen an Gewicht zugenommen und konnten nicht wie gewohnt trainieren, was sich angesichts wieder steigender Infektionszahlen und des gerade beschlossenen neuen „Shutdowns“ so schnell auch nicht zum Positiven ändern wird. Da ist so ein Treatment ganz sicher für viele eine attraktive Alternative, zumal es wenig direkten Patientenkontakt erfordert und eine für den Patienten beruhigende Distanz gewahrt bleibt.

Ästhetische Dermatologie: Müssen die Patienten sich auf die Behandlung speziell vorbereiten? Gibt es mögliche Nebenwirkungen, die beachtet werden müssen?

Dr. Hoffmann:

Eine spezielle Vorbereitung ist nicht vonnöten; die Patienten sollten lediglich darauf achten, vorher genug zu trinken, also ausreichend hydriert zu sein. Die einzige regelmäßige – und gewünschte – „Nebenwirkung“ ist, dass Sie sich durchaus muskulär„ausgepowert“ fühlen wie nach einem intensiven normalen Training, obwohl sie ja im Prinzip nur still gelegen haben. Ein bisschen aufpassen muss man natürlich, dass sich im Körper keine Metallteile befinden, die auf die elektromagnetische Stimulation reagieren. Patienten mit Herzschrittmacher dürfen nicht behandelt werden. Auch können lose eingesetzte Verhütungsmittel durch die Erschütterung der Bauchmuskulatur verrutschen. Was wir bei dieser Methode – im Gegensatz zum sogenannten Elektrostimulationstraining, kurz EMS – explizit nicht befürchten müssen, sind Nierenschäden durch im Übermaß freigesetzte Schadstoffe. Auch in eigenen Studien haben wir in umfangreichen Blutuntersuchungen nichts Auffälliges gefunden. In dieser Hinsicht arbeitet der Emsculpt Neo wesentlich schonender.

Ästhetische Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Dr. Hoffmann, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte S. Höppner.