Bodycontouring

„In einer Prozedur gleichzeitig Fett ab- und Muskeln aufzubauen, ist ungeheuer effektiv und ist ungeheuer sinnvoll “

Interview mit Dr. med. Afschin Fatemi (Düsseldorf)

Dr. med. Afschin Fatemi ist Facharzt für Dermatologie und eine Koryphäe im Bereich der ästhetischen Behandlungen. Er ist Gründer und ärztlicher Leiter der S-thetic Gruppe und hat zudem verschiedene inzwischen allgemein etablierte Operationsinstrumente und -verfahren in den Bereichen Liposuktion, Facelift, Lidplastik sowie Schweißdrüsenabsaugung entwickelt. Neben seiner erfolgreichen Arbeit als Fachbuchautor initiiert und verantwortet Dr. Fatemi regelmäßig den internationalen Fortbildungskongress „S-thetic Circle“. Wir sprachen mit dem Experten über seine ersten Praxiserfahrungen mit einem neuartigen System, das in einer einzigen Prozedur gleichzeitig Fett ab- und Muskeln aufbauen soll.

 

DISKURS Dermatologie:

Herr Dr. Fatemi, Sie haben mittlerweile bereits über 3 Jahre Erfahrung in der Anwendung des original Emsculpt. Wo liegen aus Ihrer Sicht im Vergleich die Vorteile des neuen Emsculpt Neo, den sie seit Kurzem ebenfalls im Einsatz haben?

Dr. Fatemi:

Im Vergleich der beiden Geräte würde ich vor allem zwei Aspekte hervorheben. Zum einen wurde die bereits im Emsculpt etablierte HIFEM Technologie – „High Intensity Focused Electromagnetic“ – für den Muskelaufbau mittels Magnetwellen nochmals verfeinert und somit noch effektiver. Das Prinzip, das hierbei verfolgt wurde, kennt man so ähnlich vom konventionellen muskelaufbauenden Krafttraining: Früher dachte man, wenn man mit möglichst schweren Gewichten und möglichst vielen Wiederholungen z.B. Bizeps-Übungen macht, dann wird der Muskel auch schön groß bzw. dick. Heutzutage weiß man aber, dass es wesentlich effektiver ist, die Muskelübungen zu variieren; das bedeutet, man muss idealerweise den Muskel auf verschiedene Arten reizen, damit dieser immer neue Wachstumsimpulse bekommt. Natürlich sind hohe Gewichte generell nicht verkehrt, aber man kann eben auch „uploaden“ und „deloaden“, das heißt das Gewicht erst steigern und dann auch mal wieder senken, damit der Muskel auf unterschiedliche Weise getriezt wird und somit dann auch der Wachstumsreiz neu getriggert wird. Dieses Trainingsprinzip wurde so ein bisschen auf den Emsculpt Neo übertragen, weil man gelernt hat, dass man durch eine Variierung – und nicht nur Intensivierung – der Impulsmodulation mehr Behandlungsvarianten integrieren und so tatsächlich ein noch effektiveres Muskelwachstum erreichen kann.

Der andere große, noch augenfälligere Unterschied ist natürlich, dass das neue Gerät zusätzlich eine Radiofrequenzeinheit enthält. Das ist übrigens eine echte technische Innvoation, denn es ist alles andere als trivial, Magnetwelle und Radiofrequenz gleichzeitig über einen Applikator laufen zu lassen, was beim Emsculpt Neo tatsächlich wunderbar und absolut reibungslos gelungen ist. Die Vorteile der Radiofrequenzapplikation ergänzen dabei die Eigenschaften der Magnetwellenapplikation auf kongeniale, synergetische Weise. Im Gegensatz zur Magnetwelle, die direkt und ohne Erwärmung den Muskel durchdringt, erwärmt die Radiofrequenz hingegen den Muskel. Und jetzt passieren zwei Dinge: Das Gewebe wird nicht extrem heiß, aber man weiß ja, dass Fettzellen wesentlich wärmesensibler sind als zum Beispiel die Haut oder anderes Gewebe, und bei Erwärmung auf 42°C beginnen die Fettzellen einzugehen. In der Konsequenz hat man neben dem Muskelaufbau mittels Magnetwellen durch die Radiofrequenzenergie zeitgleich eine direkte Lipolyse! Das ist neu und genial. Mit dem original Emsculpt hat man auch Fett reduziert, aber nur indirekt, indem sich die gestärkte Muskulatur mit ihrem erhöhten Ener- giebedarf ebendiese Energie aus den Fettzellen gezogen hat. Mit dem Neo kann man jetzt auch zusätzlich das Fett direkt tangieren und reduzieren.

Des Weiteren wird durch die Erwärmung des Muskels selbiger naturgemäß auch stärker durchblutet und spricht dadurch wiederum auf das Training bzw. die Stimulation durch die Magnetwellen nochmals besser an – so wie es bei einer vor einem konventionellen Krafttraining durch Aufwärmübungen vorbereiteten Muskulatur ja auch der Fall ist.

 

DISKURS Dermatologie:

Seit kurzer Zeit gibt es für das Gerät neue Behandlungsprogramme sowie weitere spezielle Applikatoren. Welche Areale können nun zusätzlich behandelt werden?

Dr. Fatemi:

Ja, diese Erweiterung der Möglichkeiten hat uns sehr gefreut! Wir können jetzt zusätzlich die Oberarme – sprich Bizeps und Trizeps –, die Unterschenkel – sprich Wadenmuskulatur – sowie die Oberschenkel im vorderen Bereich mitbehandeln. Das ist wirklich nützlich, denn der Oberschenkel vorn hat ja z.B. die leidige Eigenschaft bzw. Eigenheit, dass schon bei der geringsten Schlaffheit, wenn er also nur vielleicht 1 cm durchhängt, oberhalb des Knies eine kleine Rolle entsteht. Das sieht dann aus wie Fettgewebe, ist aber meistens schlaffe Haut und Muskulatur, die nach unten durchhängt. Gut sichtbar ist das, wenn man sich vor den Spiegel stellt und die Muskulatur des Oberschenkels ein wenig nach oben zieht; dann verschwindet die Rolle und die eigentliche Form des Muskels kommt zum Vorschein. Durch eine Behandlung mit dem Emsculpt Neo bekommt der Muskel wieder seinen idealen Tonus und die kleine Rolle verschwindet.

Da wir die neuen Programme und Applikatoren erst seit kurzer Zeit zur Verfügung haben, ist es aktuell noch ein bisschen zu früh, um jetzt abschließende eigene Erfahrungen zu formulieren, aber wir wissen natürlich aus den vorhandenen Studien, dass diese neuen Anwendungen genauso gut funktionieren sollten wie die bisherigen. Unsere ersten Erfahrungen gehen jedenfalls eindeutig in diese Richtung, wir sehen bei den Patienten bereits, dass etwas passiert, das fällt auch wirklich schon nach einer oder zwei Wochen auf, aber das sind natürlich noch lange nicht die Endergebnis.

DISKURS Dermatologie:

Was ist eigentlich der Unterschied der Modi zwischen „Advanced“ und „Gentle“ beim Emsculpt Neo?

Dr. Fatemi:

Das ist im Prinzip ganz einfach: Advanced ist mit Radiofrequenz und Gentle ist ohne Radiofrequenz. Insofern wird beim Advanced-Modus das Fett mit angegriffen und beim Gentle- Modus eben nicht. Sinnvoll ist Gentle z.B. für den Oberschenkel vorne, wo Fett eigentlich keine Rolle spielt, genauso wie am Oberarm. Und für das Po-Shaping kann dieser Modus auch zielführender sein.

DISKURS Dermatologie:

Es gibt also Indikationen bzw. Areale, bei denen es Sinn macht, kein Fett zu reduzieren?

Dr. Fatemi:

Ja, genau. Um einmal beim Po zu bleiben: Wenn es jemanden darum geht, Volumen aufzubauen und eine schöne Rundung zu erhalten, dann kann es logischerweise absolut kontraproduktiv sein, in diesem Areal jedes kleine bisschen Fett zu eliminieren. An den meisten anderen Stellen macht die Kombination aber natürlich schon sehr viel Sinn. Das Gute ist ja, dass Sie die Radiofrequenzeinheit sehr einfach zu- oder abschalten können, aber z.B. am Bauch wollen natürlich die allermeisten Patientinnen und Patienten nicht nur Muskeln aufbauen, sondern auch die Fettpölsterchen loswerden.

DISKURS Dermatologie:

Sehen Sie bei Ihren Patientinnen und Patienten bereits eine steigende Nachfrage nach Behandlung der neu hinzugekommenen Areale?

Dr. Fatemi:

Auf jeden Fall! Als bekannt wurde, dass wir demnächst weitere Bereiche des Körpers behandeln können, saßen viele quasi schon in den „Start- löchern“ und haben sich dann direkt angemeldet, sobald dies möglich war. Die Behandlungen mit dem Emsculpt Neo und den neuen Applikatoren können ja am Bauch, dem Gesäß, den Armen, den Oberschenkeln und den Waden erfolgen – und alle diese Areale behandeln wir auch bereits.

DISKURS Dermatologie:

Können Sie zum Abschluss noch einmal kurz zusammenfassen, was dieses System aus Ihrer Sicht so praxistauglich macht?

Dr. Fatemi:

Gern. Es gibt ja inzwischen so viele Möglichkeiten, ohne einen invasiven Eingriff Fett zu reduzieren, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Fakt ist, dass in allen Studien, die bisher durchgeführt wurden, die prozentuale Reduktion des Fettgewebes beim Emsculpt Neo höher ist als bei allen anderen nicht-invasiven Verfahren zur Fettreduktion. Darüber hinaus ist die Möglichkeit, in einer einzigen Prozedur gleichzeitig Fett ab- und Muskeln aufzubauen, einfach ungeheuer effektiv und sinnvoll. Das Endergebnis eines fettreduzierenden Bodycontourings ist immer besser, wenn gleichzeitig auch die Muskulatur gestärkt wird.

DISKURS Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Dr. Fatemi, vielen Dank für das Gespräch! 

 

Das Interview führte S. Höppner.