DISKURS Hautkrebs

Sequenzielle Digitale Dermatoskopie mit KI im Praxisalltag

Bei einem Symposium im Rahmen der DERM 2024 stellte Dr. med Ulrich Koch (Uerdingen) das Sequentielle Digitale Dermatoskopie Imaging (SDDI) mithilfe von Beispielen aus dem Praxisalltag vor. Diese KI-gestützte Technik ermögliche es, in der digitalen Diagnostik allumfassende Patient*innendaten zu erheben und spezifische, personalisierte Behandlungsmethoden zu implementieren. Bei seinem Vortrag ging Koch dabei auf verschiedene Behandlungsvarianten ein, die auf den jeweiligen Patient*innenfall zugeschnitten werden können und dabei u.a. ein sog. “Bodymapping” inkludieren, bei dem man den gesamten Körper der Patient*innen bildlich festhält.

Die erste Variante der Behandlung bezog sich auf die klassische Der­matoskopie ohne Bodymapping, bei der die Bilder lokalisationsbezogen erfasst und gegebenenfalls gespei­chert werden. Variante zwei be­inhaltet die Ganzkörperfotografie, also das Bodymapping, als alleinige Untersuchung, bei der 12 bis 16 Fotos erstellt und als zweidimensionales Patientenbild dargestellt werden. Das zugrunde liegende Programm der 2D­-Darstellung könne mithilfe von Filtern diverse Krankheitsbil­der auslesen, bspw. Läsionen oder Malignitätsmerkmale, und diese nicht nur vergrößert darstellen, sondern auch den Bereich vergrö­ßert präsentieren, in dem die Läsion auftrete. Selbst atypische Merkmale von Körpermerkmalen können somit bildlich festgehalten werden. Dennoch liege die Auswertung bei den Dermatolog*innen, ohne Unter­stützung der KI. Diese kommt nun bei der dritten Variante hinzu, bei der Ganzkörperfotografien mit Verlaufs­kontrollen verbunden werden. „Bei der Behandlung wird nun nur noch auf die Stellen eingegangen, auf die es ankommt“, hob Koch in seiner Präsentation hervor. Das bedeutet, dass nicht ständig der gesamte Körper untersucht werde, sondern die KI jeg­liche Auffälligkeiten bzw. Veränderun­gen in Bodymapping­-Bildern erkenne, herausstelle und die aufgenommenen Bilder in der Patient*innenakte als Verlaufskontrollen abgespeichert werden. Selbst atypische Dermatosen werden dadurch bildlich festgehalten und somit genauestens beobachtet.

Diese Technik erleichtere es vielen Dermatolog*innen, eine umfängliche Patient*innenuntersuchung durchzuführen und dabei Zeit einzusparen, da man sich nur noch relevante Bereiche anschaue und die ggf. aufgetretene Veränderung mit den Patient*innen bespreche. Am allerwichtigsten sei jedoch stets die Patient*innen- ­kommunikation und -­aufklärung vor und nach der Untersuchung. Die Kombination aus Dermatoskopie und KI helfe zudem bei Hautkrebsfrüherkennungen und müsse somit den Weg in jede Hautarztpraxis finden, weil sie durch Datenbankbeispiele Hautkrebsarten nach Risikofaktoren kategorisieren könne. Verdachts­befunde oder vergleichbare Befunde aus Datenbanken werden von der KI zeitgleich zum Risikobewer­tungs-Score (DEXI­-Score) eingeblendet, sodass die behandelnden Hautärzt*innen direkt eine Einschätzung des Hautmerkmals erhalten, die bei der Erstellung eines Behandlungsplans unterstützen kann.

Die zugrunde liegende KI basiere auf bereits von Dermatolog*innen ausgewerteten Patient*innendaten, vordifferenziere den relevanten Körperbereich und schätze im nächsten Schritt die Körperauffälligkeit über den DEXI­-Score ein. Die „DEXI Classification Accuracy“ wurde aus 30,037 Bildern von der ISIC berechnet, von denen 28,941 auf benigne und 1,096 auf maligne Befunde zurückzuführen waren. Diese Daten ermöglichten eine hohe Genauigkeit (95%) und Spezifität (77%) der DEXI­-Score­-Berechnung des Programms. In einem bundesweiten Test wurde die Fähigkeit von 157 Dermatolog*innen, benigne und maligne Hautmerkmale zu erkennen, mit derjenigen des KI-­Programms verglichen, wobei die KI wesentlich besser abschnitt. Gute und aussage­kräftige Bilder entstehen jedoch nur, wenn das Personal geschult werde, damit die Untersuchung optimal vor­bereitet werden könne. Die Qualität jedes einzelnen Patientenbildes zähle und es liege am ausgebildeten Fach­ personal, die Untersuchung optimal vorzubereiten, um wertvolle Zeit einsparen zu können, an der es im Praxisalltag meist mangele.

Quelle: Symposium „Sequentielle Digitale Dermatoskopie mit KI im Praxisalltag „ im Rahmen der 22. Tagung DERM, 15. März 2024, Frankenthal