Fadenlifting

Chancen in der Ästhetik

Minimalinvasives Lifting mit resorbierbaren Fäden für definierte Ergebnisse

Unter den minimalinvasiven Verfahren bietet das Zugfadenlifting die beste Chance auf definierte Ergebnisse, um erschlafftes Gewebe effektiv zu repositionieren, so Dr. Sabine Zenker, Fachärztin für Dermatologie in München, in ihrem Vortrag bei einer Veranstaltung anlässlich der 22. Fachtagung DERM in Frankenthal.

(Foto: casther @ Depositphotos)

Zu Beginn des Zugfadenliftings wurden in der Ästhetik zunächst nicht­-resorbierbare Fäden eingesetzt, die allerdings häufig problematisch waren, berichtete Zenker. Zu den Herausforderungen zählten beispielsweise wieder herauskommende oder gebrochene Fäden oder entzündliche Prozesse mit Verkapselungen im behandelten Areal. Diese Umstände hätten, so Zenker, dazu beigetragen, dass das Fadenlifting zunächst als relativ unpopulär angesehen wurde. Die Situation änderte sich mit der Entwicklung von resorbierbaren Fäden, die die Expertin in ihrer Sprechstunde ausschließlich verwendet.

Unter den Optionen des Zugfadenliftings gibt es jene, die mit dem Ziel intradermal eingesetzt werden, im Gewebe die Kollagensynthese für ein verjüngtes Äußeres in der Haut anzuregen. Andere Varianten setzten den Fokus vornehmlich auf den Zug, um das Gewebe repositionieren und rekonturieren zu können. Zugfäden besäßen zwar auch ein kollagenstimulierendes Potenzial, würden aber vornehmlich als Traktionsfäden angesehen. Die nicht-­permanenten Fäden bestehen aus verschiedenen Materialien, z.B. PDO (Polydioxanone), Polymilchsäure und Polycaprolacton, oder Polyglycolsäure.

Spezielle Widerhakentechnologie mit hoher Zugfestigkeit

In ihrem Vortrag fokussierte sich Zenker auf Fäden mit zwei spitzen Nadeln an jedem Ende, die sogenannten Doppelnadelfäden. Die Expertin bevorzugt Doppelnadelfäden der Marke Relife, da sie nach ihren Erfahrungen eine extrem gute Zugkraft besäßen. Alle 1,6 cm befinden sich entlang der Fäden Widerhaken, um erschlafftes Gewebe mit hoher Zugfestigkeit neu zu positionieren. Die spezielle Widerhakentechnologie sei so im Verlauf angesetzt, dass sich der Faden leicht implantieren ließe und sich nicht bereits am Eintrittsloch verhake. Im Gewebe greifen Widerhaken dann sehr gut, sodass sie Zenkers Erfahrungen nach exakt dort ihren Sitz finden, wo sie platziert wurden. Neben der sehr guten mechanischen Zugwirkung tragen diese Fäden aufgrund der Widerhaken und des spezifischen Materials zusätzlich zu einer Synthese von Kollagen bei, betonte die Expertin.

Langanhaltende Effekte möglich

Auch nachdem der Faden resorbiert wurde, seien die klinischen Effekte noch lange sichtbar, berichtete Zenker. Anatomisch betrachtet werden die Zugfäden korrekt positioniert, wenn sie subkutan gesetzt werden. Bei der Auswahl der geeigneten Kandidat*innen für das Zugfadenlifting ist zum Beispiel darauf zu achten, dass keine Hautkrankheiten vorliegen. Unter bestimmten anderen Konstellationen, wie beispielsweise Schwangerschaft oder Frauen mit Kinderwunsch oder Personen, die das Fadenmaterial nicht vertragen, sei diese minimalinvasive Technik ebenfalls keine Option, gab die Expertin zu bedenken. Daher sei für dieses Verfahren eine sorgfältige Patient*innenauswahl erforderlich.

Verfahren vielfältig kombinierbar

Die bisherige Datenlage unter anderem mit histologischen Nachweisen deutet darauf hin, so Zenker, dass die Threads von Relife eine hohe Zugkraft besitzen, effektiv erschlafftes Gewebe repositionieren können und nebenwirkungsarm sind. Letzteres sei vor allem auch deshalb besonders gesichert, da dieses Fadenmaterial schon seit langer Zeit in der Chirurgie eingesetzt werde. Als weiteren Vorteil nannte die Expertin, dass das Zugfadenlifting mit Doppelnadelfäden mit anderen minimalinvasiven Verfahren – z.B. Fillerbehandlungen mit Hyaluronsäure oder Injektionslipolyse – kombinierbar sei. In einem vorbereiteten Film veranschaulichte Zenker am Beispiel einer Patientin die Korrektur der Jawline und Repositionierung des unteren Gesichtsdrittels mit einem Kombinationsansatz aus Zugfadenlifting, Hyaluronsäure und Injektionslipolyse in einer einzigen Sitzung.

Übergangszonen weicher gestalten

Die Anwendungsgebiete des Zugfadenliftings umfassen die Reduktion von Stirn­, Marionetten­ und Nasolabial-­Falten. Das Zugfadenlifting ist auch eine Option zur Gewebereposition der präaurikulären Region und Jawline. Für Zenker sind Zugfäden zudem ein ideales Werkzeug, um Übergangszonen weicher bzw. idealer zu gestalten, um eine gewisse „Leichtigkeit“ im unteren Gesichtsdrittel wieder herzustellen.

Die Stellen für den Eintritts-­ und Austrittspunkt der Nadeln betäubt Zenker zuvor mit Lidocain (1%). Zur Optimierung der Jawline wird die Nadel zunächst subkutan gesetzt und entlang der Kinnlinie unter Spannung der Haut lateral zum Beispiel bis vor die Marionettenlinie geführt. Der Faden wird am anästhesierten Austrittspunkt versenkt, indem die Nadeln an beiden Enden abgeschnitten werden. Bei der Behandlung der Jawline setzt Zenker in der Regel einen Faden pro Seite ein.

Aspekte der postoperativen Phase

In der postoperativen Phase sollten die Patient*innen nach drei Tagen wieder einbestellt werden. Wichtig sei außerdem, dass Behandelte für drei Wochen keine weiteren Gesichtsbehandlungen, keine Massagen und keine Zahnbehandlungen erhalten und auch keinen Sport treiben. Bei der Nachtruhe sollte in diesem Zeitraum darauf geachtet werden, dass die behandelte Person ggf. ein Nackenkissen verwendet bzw. etwas aufrechter als sonst üblich schläft.

Die Fäden können in den ersten Tagen nach der Anwendung im unteren Gesichtsdrittel Schwellungen verursachen, die in der Regel nach einer Woche wieder abklingen. Als Gegenmaßnahmen könnten zum Beispiel Kühlung oder die Gabe von Arnika-­Kügelchen empfohlen werden, so Zenker. Eine prophylaktische Gabe von Antibiotika sei beim Zugfadenlifting normalerweise nicht notwendig, zumal die Patient*innen ja nach drei Tagen wieder einbestellt werden und ein zusätzlicher Kontrolltermin nach ein bis zwei Monaten angesetzt wird, so die Expertin abschließend.

Quelle: Symposium „Zugfadenlifting in der Ästhetik – Chance oder Enttäuschung?“ Im Rahmen der Tagung DERM, 16. März 2024, Frankenthal; Veranstalter: Berlin-Chemie AG