Fadenlifting

Neue Möglichkeiten in der Ästhetik

Präzise Geweberepositionierung mit resorbierbaren Fäden

Mit einem Zugfadenlifting hat man die Chance, das Hautgewebe zu repositionieren, ohne dass – wie bei einem Filler – Volumen injiziert wird“, so Dr. med. Markus Dubon. Der Berliner Arzt mit Tätigkeitsschwerpunkt in der Ästhetischen Medizin und mehr als 15 Jahren Berufserfahrung gab seine Erfahrungswerte mit dem Einsatz von Zugfäden in einem Vortrag anlässlich der 29. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München weiter.

(Foto: casther @Depositphotos)

Die Geschichte des Fadenliftings begann mit dem Erfinder Alcamo, der Mitte der 50er Jahre das erste Patent für Widerhakenfäden anmeldete, berichtete Dubon. In der Vergangenheit war ein häufiges Problem des Zugfadens, dass die Fadendicke an den Positionen der Widerhaken reduziert war. Damit gab es Sollbruchstellen im Faden, die unter Umständen zum Reißen des Fadens führten. Außerdem waren die Widerhaken weniger stabil. Das repositionierte Gewebe konnte daher nicht immer in der gewünschten Position gehalten werden. Die überwiegend permanenten Fadenmaterialien sorgten zusätzlich immer wieder für Nebenwirkungen. Durch die zunehmende Nutzung von nicht-permanenten Fäden, bestehend aus verschiedenen Materialien wie z.B. PDO (Polydioxanon), PLA (Polymilchsäure) und PCL (Polycaprolacton) oder Mischformen, hat die Technologie eine Renaissance erlebt. Die heutigen Fäden weisen zudem keinen der obigen Schwachpunkte auf, so Dubon.

Technologische Innovationen: Doppelnadelfäden mit hoher Zugfestigkeit

Dubon legte in seinem Vortrag den inhaltlichen Schwerpunkt auf den Einsatz der so genannten Doppelnadelfäden. Das sind Fäden mit zwei spitzen Nadeln an jedem Ende. In der Praxis verwendet er bevorzugt die Zugfäden der Marke Relife, da sie eine gute Zugkraft besitzen, eine lange Wirkdauer aufweisen und sehr natürliche Ergebnisse erzielen, so Dubon. Die Widerhaken, auch Barbs genannt, verankern sich im Gewebe und es kommt zur Repositionierung abgesunkener Gewebspartien. Der Faden lässt sich leicht implantieren und wirkt durch die exakte Platzierung präzise im Gewebe. Die scharfen Nadeln sind nach unten gerichtet, sodass sich diese nicht bereits am Eintrittsloch ungewollt verhaken. Aufgrund der speziellen Materialkomposition der Fäden wird zusätzlich die Synthese von Kollagen angeregt, erklärte Dubon.

Langfristige Ergebnisse durch kluge Patient*innenselektion

Wie alle Zugfäden werden auch die Zugfäden der Marke Relife subkutan gesetzt. Um den Erfolg oder auch Misserfolg eines Zugfadenliftings besser einschätzen zu können, ist es wichtig, potenzielle Patient*innen im Vorfeld zu selektieren. Neben absoluten Kontraindikationen wie akuten Hautkrankheiten, Schwangerschaften oder bekannten Materialunverträglichkeiten, sind auch Patient*innen, die bereits einen zu großen Hautüberschuss aufweisen, oder sogenannte „Heavy Faces“ für ein Zugfadenlifting ungeeignet.

Übergangszonen harmonisch gestalten

Ein Fadenlifting kann im Mittelgesicht, an der Kinnlinie sowie im Halsbereich einen sanften Liftingeffekt erzielen. Darüber hinaus sind Zugfäden nach den Erfahrungen von Dubon ebenfalls sehr gut geeignet, um die Übergangszonen weicher zu gestalten. Ein solcher Eingriff kann dazu beitragen, dass das untere Gesichtsdrittel wieder jugendlicher wirkt.

Vor einem Eingriff betäubt Dubon die Ein- und Austrittsstellen des Fadens mit einem Lidocain-Adrenalin-Mix. Um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, wurden eine Reihe standardisierter Implantationstechniken für Zugfäden entwickelt. Möchte man beispielsweise die Kinnlinie straffen, wird die erste Nadel subkutan entlang der Kieferlinie zum Austrittspunkt nahe der Marionettenlinie geführt. Die zweite Fadenhälfte wird vom Kieferwinkel bis zum Tragus verlegt. Für diese Behandlung verwendet Dubon üblicherweise einen Faden pro Seite. Er betonte weiter, dass Fäden ein sinnvolles Element im Behandlungskonzept darstellen, aber selten als alleinige Therapie genutzt werden.

Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten

Neben den zum Einsatz kommenden Materialien haben sich auch die Anwendungstechniken für Zugfäden seit vielen Jahren stetig weiterentwickelt, berichtete Dubon. Ausführliche Studien zu den von ihm vornehmlich verwendeten Fäden von Relife konnten deren Wirksamkeit und Sicherheit belegen. Zudem ist das Zugfadenlifting mit Doppelnadelfäden mit anderen minimalinvasiven Verfahren wie Fillerbehandlungen mit Hyaluronsäure oder der Injektionslipolyse kombinierbar.

Nachsorge und Heilung: Postoperative Empfehlungen

In der postoperativen Phase sollten sich die Patient*innen vier bis fünf Tage ausruhen. Wichtig ist es zudem, drei Wochen lang keine weiteren Gesichtsbehandlungen, Massagen oder Zahnbehandlungen durchführen zu lassen und mit sportlichen Aktivitäten zu pausieren. Im Alltag sollte darauf geachtet werden, sich die ersten Tage nicht zu schminken und die aktive Mimik nicht zu übertreiben. Um zu Beginn eine Belastung auf das implantierte Material zu vermeiden, wird darüber hinaus empfohlen, die ersten fünf Tage auf dem Rücken zu schlafen. Ein Nackenhörnchen oder ein zweites Kissen können dabei helfen, die Position in der Nacht zu halten.

Die Fäden können in den ersten Tagen nach der Anwendung zu Schwellungen führen, die in der Regel nach einer Woche abklingen. Zur Unterstützung des Heilungsprozesses können neben der Kühlung des Behandlungsareals auch Arnikakügelchen eingenommen werden, so Dubon. Eine prophylaktische Gabe von Antibiotika sei beim Fadenlifting in der Regel nicht notwendig, da die Patient*innen nach drei Tagen wieder einbestellt würden und ein weiterer Kontrolltermin nach ein bis zwei Monaten vorgesehen sei, so der Experte abschließend.

Quelle: Mittagsseminar „Zugfadenlifting in der Ästhetik – Chance oder Enttäuschung?“, im Rahmen der 29. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI), 12. Juli 2024, München; Veranstalter: Berlin-Chemie AG