Hämophilie

Sicherer Blutungs- und Gelenkschutz bei Hämophilie A

Aktuelle Studienergebnisse

Seit 5 Jahren steht mit Efmoroctocog alfa ein rekombinantes Faktor-VIII-Präparat mit verlängerter Halbwertszeit (extended half-life, EHL) in Deutschland zur Verfügung. Hämophilie-A-Patienten jeden Alters können damit eine individuelle, optimale Blutungsprophylaxe und Behandlung bei Blutungsereignissen erhalten. [1] Die Daten der Open-Label-Verlängerungsstudie ASPIRE sowie Real-World-Daten bestätigen den hohen Schutz vor Blutungen und zeigen einen mit der Behandlungsdauer kontinuierlich zunehmenden Gelenkschutz. [2,3]

Efmoroctocog alfa (Elocta®) ist der erste rekombinante Gerinnungsfaktor mit verlängerter Plasmahalbwertszeit auf dem europäischen Markt. [4] Mittels Fc-Fusionstechnologie wird der rekombinante Faktor VIII kovalent mit dem Fc-Teil von Immunglobulin G1 verbunden. Bei der Herstellung von Efmoroctocog alfa wird eine humane Zelllinie (HEK) verwendet, bei der keine Proteine tierischen oder menschlichen Ursprungs zugesetzt werden.

Die gegenüber konventionellen Präparaten 1,5-fach längere Plasmahalbwertszeit ermöglicht die Festlegung individueller Therapieziele mittels unterschiedlicher Therapieschemata und einen höheren Blutungsschutz. [5] Die Hämophilie-A-Therapie kann so stärker auf die Bedürfnisse des Patienten angepasst erfolgen. Die erhöhte Protektion ermöglicht die Ausübung aktiver Sportarten oder Alltagsaktivitäten. Um dem Patienten maximale Flexibilität zu ermöglichen, ist das Präparat in 8 Vial-Stärken (250, 500, 750, 1000, 1500, 2000, 3000 und 4000 I.E.) verfügbar. Es kann alle 3–5 Tage in einer Dosierung von 25–65 I.E./kg KG in Abhängigkeit von Aktivität und Lebenssituation verabreicht werden. [1] Die Leitlinien der World Federation of Hemophilia (WFH) empfehlen einen Faktorspiegel von 3-5% oder höher. [6]

Langfristiger Gelenkschutz und Sicherheit

Ein maßgebliches Kriterium für den Therapieerfolg ist die Vermeidung von Gelenkblutungen und damit der Erhalt der Gelenk- gesundheit. In einer Studie wurde gezeigt, dass mehr als 90% der über 20-Jährigen schweren Hämophilie-A- Patienten bereits Gelenkblutungen hatten. [7] Efmoroctocog alfa wirkt gelenkprotektiv, wobei der Effekt mit zunehmender Behandlungsdauer kontinuierlich zunimmt. Hierzu liefert die ASPIRE-Studie überzeugende Daten. [2,3] Es wurden insgesamt 211 Patienten aus den beiden Zulassungsstudien (A-LONG [8] und Kids A-LONG [9]) open-label weiterbehandelt. Dabei wurden über einen Zeitraum von 5 Jahren Daten zu Sicherheit, Wirksamkeit und Gelenkschutz unter realen Versorgungsbedingungen erhoben, mit den folgenden Ergebnissen:

  • Die mediane spontane Gelenk- ABR ( jährliche Blutungsrate) betrug 0,0 bei individualisierter prophylaktischer Therapie in allen Altersgruppen (Kinder < 6 Jahre, 6 bis < 12 Jahre und Jugendliche/Erwachsene ≥ 12 Jahre). [2]
  • Probleme an den Zielgelenken konnten zu 100% bei Kindern und zu 99,6% bei Jugendlichen und Erwachsenen behoben werden. [3]
  • Der ausgeprägte positive Effekt von Efmoroctocog alfa auf die Gelenkgesundheit spiegelte sich auch in einer kontinuierlichen, über die Behandlungsjahre zunehmenden Verbesserung des Gelenkstatus wider. Bei Jugendlichen und Erwachsenen, bei denen der Gelenkscore (gemessen am modified Haemophilia Joint Health Score, mHJHS) bis zum Ende der ASPIRE-Studie (Jahr 4) erhoben wurde, betrug die mittlere Veränderung vom Ausgangswert der A-LONG-Studie -5 Punkte. Bei Kindern zeigte sich eine mittlere Veränderung (gemessen am HJHS) bis zum letzten ASPIRE-Jahr (Jahr 3) um -1,3 Punkte, sodass der mittlere Gelenkscore bei Kindern im letzten Jahr der Studie 0,4 betrug. [3]

Im Rahmen der PREVENT-Studie werden zurzeit an deutschen Zentren Real-World-Daten gesammelt. Primäre Endpunkte der Studie sind die jährlichen Blutungsraten, die Injektionsfrequenz und der Faktorenverbrauch. Darüber hinaus wird auch der Grund für die Umstellung der Patienten auf Efmoroctocog alfa dokumentiert. Bis Ende 2019 wurden über 200 Patienten für die Studie rekrutiert. Erste Auswertungen zeigen eine geringe Zahl an Injektionen und eine niedrige jährliche Blutungsrate. [10,11]

Weitergehende Effekte außerhalb der Hämostase?

Die langjährige Therapie mit Efmoroctocog alfa (Elocta®) schützt nicht nur die Gelenke, sondern hat möglicherweise noch weitergehende Effekte außerhalb der Hämostase. Ein ausreichender Faktorspiegel spielt offenbar auch für den Knochenstoff- wechsel eine Rolle, ist essenziell zur Induktion von Immuntoleranz, wirkt potenziell antiinflammatorisch und scheint auch eine kardiovaskulär protektive Wirkung zu haben. [12] Dies zeigt, dass es bei der Wahl der Therapie von Hämophilie A nicht allein auf die Wirkdauer oder die Art der Verabreichung ankommt, sondern auch weitere mögliche Effekte miteinbezogen werden sollten. Dazu gehört auch das Auftreten von Hemmkörpern. Weder in der ASPIRE- Studie noch in den Zulassungsstudien kam es zu einer Entwicklung von Hemmkörpern. [2]

Quelle: Swedish Orphan Biovitrum GmbH

Literatur

1. Fachinformation Elocta®; Sobi; Stand August 2020
2. Nolan B et al. Haemophilia 2020; 26(3): 494-502
3. Oldenburg J et al. EAHAD 2019; Poster P158
4. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/elocta
5. Berntorp et al., Haemophilia 2016;22 (3):389-96
6. Srivastava A et al. Haemophilia 2020; 26 (Suppl 6): 1-158
7. Den Uijl IEM et al., Haemophilia 2011; 17(6):849-53
8. Mahlangu J et al. Blood 2014; 123(3): 317-25
9. Young G et al. J Thromb Haemost 2015; 13:967–977
10. Tiede A et al. GTH 2019; P03-4
11. Bidlingmaier C et al. ISTH 2020; Poster PB0952
12. Samuelson Bannow B et al. Blood Rev 2019; 35:43-50