Haut- & Nagelpliz

Volkskrankheit Onychomykosen: Effektive Strategien gegen die häufigste Nagelerkrankung

Onychomykosen der Finger und Fußzehen sind mit einem Anteil von 50% die häufigste Nagelerkrankung. Jeder Achte ist in Deutschland davon betroffen, damit leiden 12,4% der Bevölkerung an dieser chronischen Pilzinfektion. Erschwerend kommt hinzu, dass Nagelpilzerkrankungen unbehandelt keinerlei Selbstheilungstendenz haben, sondern langfristig eher die Nagelplatte zerstören, wie der Dermatologe und Mykologieexperte Dr. Bartosz Malisiewicz kürzlich bei einem Fachpressegespräch zum Thema erklärte.

Foto: tolstnev @depositphotos

Besonders gefährdet in Bezug auf Onychomykosen sind Ältere, Diabetiker*innen und Patient*innen mit Durchblutungsstörungen, Immun- und Gefäßerkrankungen. Begünstigend können aber auch intensive sportliche Aktivität, enge Schuhe sowie Ansteckung in Schwimmbädern oder Fitnessstudios sein. Haupterreger der Nagelpilzerkrankung sind Dermatophyten, vor allem Trichophyton rubrum, seltener können allerdings auch Hefen oder Schimmelpilze die Ursache sein. Während subunguale Onychomykosen oft einer Kombination aus lokaler und systemischer Therapie bedürfen, „sind weiße superfizielle Typen einer Monotherapie mit Nagellacken deutlich zugänglicher“, so Malisiewicz. Je länger mit einer Therapie gewartet wird, desto mehr Beschwerden werden durch die deformierten und zerstörten Nägel verursacht. Zum Teil finden sich auch gelbliche Längsstreifen auf den Nägeln. Diese so genannten „yellow streaks“ sind mit Pilz gefüllte Hohlräume, die von externen Wirkstoffen nur schwer erreichbar sind.

Zur verlässlichen Diagnose einer Onychomykose empfahl Malisiewicz, als Untersuchungsmaterial Nagelspäne mit einer Kürette abzutragen. Dabei sollte allerdings zuvor für mindestens vier – besser für acht – Wochen keine Lokaltherapie erfolgt sein, um falsch negative Resultate zu vermeiden. Neben einem Kalilaugenpräparat kann auch eine mykologische Kultur angelegt werden, unter Umständen ist auch eine PCR-Diagnostik sinnvoll. Diese ist allerdings keine GKV-Leistung. Eine weitere Option ist die histologische Untersuchung. Nicht vergessen werden sollte zudem die Untersuchung des restlichen Fußes, des Körpers und des Kopfes, die oftmals mitbetroffen sind. Auch durch Familienmitglieder kann eine Infektionskette aufrechterhalten werden. Eine wichtige Differenzialdiagnose ist dabei die Nagelpsoriasis, die morphologisch von einer Onychomykose oft nur schwer unterscheidbar ist.

Bei der systemischen Therapie, be- sonders mit Azolen wie Fluconazol oder Itraconazol, aber auch mit Terbinafin, sind potenzielle Arzneimittelinteraktionen und der Erregertyp zu beachten, hingegen ist bei topischer Applikation insbesondere Ciclopirox unabhängig von der Art des Erregers problemlos verwendbar. Ob topisch oder (kombiniert) systemisch behandelt wird, hängt von der Zahl betroffener Nägel, dem Ausmaß der betroffenen Nagelfläche, einer Beteiligung der Nagelmatrix, aber auch von Begleiterkrankheiten und Medikationen sowie der Patient*innenpräferenz ab. Üblich ist es, ab einer Beteiligung von mehr als drei Nägeln eine systemische Therapie in Betracht zu ziehen. Speziell bei „yellow streaks“ empfahl Malisiewicz zudem, der pharmakologischen Therapie eine atraumatische Nagelabtragung mit einer 40%-igen Harnstoffpaste und Antipilzmittel vorzuschalten.

Lokaltherapie mit wasserlöslichem HPCH-Lack dringt tiefer in den Nagel ein

Zur Lokaltherapie eignen sich antimykotische Präparate auf wasserunlöslicher Acrylbasis (mit Amorolfin-HCl 5% oder Ciclopirox 8%) oder mit wasserlöslichem HPCH-Lack (Ciclopirox 8%). Der spezielle wasserlösliche Nagellack auf Hydroxypropylchitosan(HPCH)- Basis (Ciclopoli®, Wirkstoff Ciclopirox 8%) penetriert aufgrund des Kapillareffekts besser in den Nagel. Dieser muss – im Gegensatz zur Behandlung mit wasserunlöslichem Lack – nicht zuvor mit einer Feile aufgeraut werden.

Die Systemtherapie erfordert eine mindestens zwölfwöchige Behandlung und ist mit Terbinafin, aber auch mit Fluconazol oder Itraconazol möglich. Sie sollte aber stets von einer Lokaltherapie mit Nagellack begleitet werden, so der Experte. Last but not least ist zur Rezidivprophylaxe eine gründliche Schuhdesinfektion erforderlich und benutzte Strümpfe und Handtücher müssen bei 60 Grad gewaschen werden. Auch eine länger dauernde prophylaktische Anwendung von antimykotischem Nagellack mit reduzierter Frequenz kann sinnvoll sein.

Auf Besonderheiten des wasserlöslichen Nagellacks Ciclopoli® ging Mareike Niehaus vom Unternehmen Almirall-Hermal ein. Das vorzugsweise abends 1x täglich auf den gesamten sauberen und trockenen Nagel und die umliegende Haut aufgetragene Präparat wird durch das Biopolymer Hydroxypropylchitosan (HPCH) welches als Trägermolekül des Wirkstoffs Ciclopirox fungiert, wasserlöslich. Es kann ohne Vorbehandlung angewendet werden, dringt deutlich besser und tiefer in den Nagel ein als ein wasserunlösliches Vergleichspräparat und trocknet binnen 30 Sekunden. Dank eines Multitarget-Wirkmechanismus werden dabei sowohl die RNA-, DNA- und Proteinsynthese des Pilzes als auch die Adhäsionsfähigkeit der Pilzzellen und ihr Metabolismus gehemmt. Außerdem wirkt das Präparat nicht nur auf die Pilze, sondern auch auf die Sporen. Dabei sind bislang keine Resistenzen der Infektionserreger bekannt. Im Vergleich zu 5%-igem Amorolfinlack belegt eine Studie für Ciclopoli® einen 2-mal höheren Therapieerfolg (58,3 % vs. 26,7% p< 0.001). [1]

Ideal ergänzt wird das Mykosetherapie-Konzept durch die begleitende Behandlung mit einem ebenfalls Ciclopiroxolamin enthaltenden Präparat gegen Haut- und Fußpilz (Selergo®) sowie einem Spray zur gründlichen Schuhdesinfektion (Myfungar®), ergänzte Jana Kapplusch von Almirall-Hermal.

Quelle: Virtueller Media Roundtable zum Thema Nagelpilz, 20. März 2023; Veranstalter: Almirall Hermal GmbH

Literatur

1. Iorizzo M et al., Skin Appendage Disord 2016;1(3):134-140