Mycosis Fungoides: Langfristige Krankheitskontrolle anstreben
Im Rahmen des diesjährigen ADO-Kongresses in Hamburg beschrieb Prof. Dr. Emmanuella Guenova, Dermatologin in Lausanne (Schweiz), die Wirkweise von Chlormethin und gab Hinweise zum Therapiemanagement bei Erkrankten mit Mycosis Fungoides.
Mycosis Fungoides (MF) zählt zu den häufigsten Formen des kutanen T-Zell-Lymphoms. Die Lebensqualität von Personen mit MF wird u.a. durch schmerzhafte und juckende Hautläsionen beeinträchtigt. Klinisch zeigen die Manifestationen der MF in frühen Stadien lokal begrenzte Maculae, Papeln und Plaques, die sich in späteren Stadien zu Tumoren, Erythrodermie und Ulzerationen entwickeln können. Bei weiterer Ausbreitung auf Lymphknoten und innere Organe nimmt die Erkrankung lebensbedrohliche Ausmaße an. „Viele Betroffene sind bereits besorgt, auch wenn die Läsionen streng genommen asymptomatisch sind“, berichtete Guenova.
Haut-gerichtete Therapieoptionen
Im asymptomatischen Stadium der Erkrankung (1A) sollten die Veränderungen unter Beobachtung bleiben. Sobald im Stadium 1A Symptome auftreten und ungünstige Prognosefaktoren (z.B. Plaque-Stadium oder großzellige Transformation) gegeben sind oder Stadium 1B erreicht wird, sind Haut-gerichtete Therapien angezeigt. Als Erstlinienoption kommt hier topisches Chlormethin in Betracht, so Guenova.
Chlormethin ist ein bifunktionelles Alkylanz, dass vornehmlich schnell proliferierende, maligne T-Zellen hemmt, indem es DNA-Stränge bindet und Doppelstrangbrüche induziert, erläuterte die Expertin. Unter Therapie mit Chlormethin werden unter anderem apoptotische Vorgänge begünstigt. Zum Nebenwirkungsprofil von Chlormethin zählen Hautreizungen und Kontaktdermatitis. Bei leichter bis moderater Dermatitis kann eine Salbe mit Triamcinolon (synthetisches Glukokortikoid) eine hilfreiche Begleittherapie sein, um die Entzündungen zu lindern, ohne die Wirksamkeit von Chlormethin negativ zu beeinflussen. Bei schwerer Dermatitis sollte die Behandlung zunächst unterbrochen werden; nach Abklingen der Beschwerden kann die Therapie ggf. fortgesetzt werden. [1]
„Oft kann die Therapie mit Chlormethin-Gel nach Abklingen der Dermatitis mit einer geringeren Dosis wieder aufgenommen werden“, so die Erfahrung der Expertin. Daher plädierte Guenova dafür, unter der Therapie mit Chlormethin ein individuelles Therapiemanagement anzustreben. So kann zum Beispiel ein einschleichender Therapiebeginn mit der Anwendung des Chlormethin-Gels alle zwei Tage die Tolerabilität wesentlich verbessern, insbesondere wenn die Therapie alternierend mit topischen Kortikosteroiden kombiniert wird. [2]
Anhaltende Verbesserung des Krankheitszustandes unter Chlormethin
Eine frühzeitige Behandlung mit Chlormethin kann dazu beitragen, die Mikroumgebung des Tumors so zu verändern, dass eine langfristige Krankheitskontrolle begünstigt wird. So legen bisherige Erkenntnisse nahe, dass Chlormethin mit einer anhaltenden Verbesserung des Krankheitszustandes, auch nach Absetzen der Behandlung, einhergeht.
Literatur
1. Alexander-Savino CV, Chung CG, Gilmore ES, Carroll SM, Poligone B. Randomized Mechlorethamine/Chlormethine Induced Dermatitis Assessment Study (MIDAS) Establishes Benefit of Topical Triamcinolone 0.1% Ointment Cotreatment in Mycosis Fungoides. Dermatol Ther (Heidelb). 2022;12(3):643-654. doi:10.1007/s13555-022-00681-6
2. Assaf C, Booken N, Dippel E, et al. The optimal use of chlormethine gel for
mycosis fungoides: An expert consensus from Germany, Austria and Switzerland (DACH region). J Dtsch Dermatol Ges. 2022;20(5):579-586. doi:10.1111/ddg.14688