Anhaltender Langzeitnutzen von Encorafenib plus Binimetinib beim BRAF-mutierten Melanom
Wirksamkeits-Update mit aktuellen 5-Jahres-Daten
Eine Standardbehandlung für Patienten mit fortgeschrittenem Melanom ist die zielgerichtete Therapie mit der Kombination aus BRAF- und MEK-Inhibitoren. Ein Wirksamkeits-Update mit aktuellen 5-Jahres-Daten, zeigte einen anhaltenden langfristigen Nutzen von Encorafenib (BRAF-Inhibitor) plus Binimetinib (MEK1/2-Inhibitor) im Vergleich zu Vemurafenib (BRAF- Inhibitor) für Patienten mit BRAF-mutiertem Melanom in der Erstlinie.
Diese aktualisierte Wirksamkeitsanalyse des ersten Teils der COLUMBUS-Studie bezog Daten über einen Beobachtungszeitraum von mindestens 65,2 Monaten ein, so Prof. Dr. med. Christoffer Gebhardt, Stellvertretender Klinikdirektor und Leiter des Hauttumorzentrums UKE in Hamburg. In dieser multizentrischen, randomisierten, offenen klinischen Phase-3-Studie wurden 577 Melanom-Patienten (AJCC-7 Stadium IIIB-IV) mit BRAF V600E- und V600K-Mutationen eingeschlossen und 1:1:1 auf drei Behandlungsarme randomisiert. Die Baseline-Charakteristika waren unter den Gruppen homogen verteilt, u.a. in Bezug auf prognostische Faktoren wie erhöhtes LDH, Tumorstadien und Organbeteiligung (≥3), so Gebhardt.
Abb. 1: Tumoransprechen unter Encorafenib plus Binimetinib vs. Encorafenib-Monotherapie und Vemurafenib-Monotherapie.
5-Jahres-PFS-Daten
Das 5-Jahres-PFS (progressionsfreies Überleben) ist ein guter Marker für das Ansprechen und lag bei 22,9% für die Kombination mit ähnlichen Ergebnissen unter Encorafenib- Monotherapie (19,3%) gegenüber nur 10,2% unter Vemurafenib- Monotherapie. Bei Patienten mit LDH-Werten im Normbereich lag das 5-Jahres-PFS bei 30,9% unter der Kombination, wohingegen alle Patienten mit erhöhtem LDH dieses Ziel nicht erreichten, ergänzte Gebhardt. Die Patienten, die am meisten von der Kombination profitierten, waren diejenigen, die eine niedrigere Tumorlast aufwiesen, gekennzeichnet durch normales LDH und geringe Organbeteiligung (≤3); 38,6% von ihnen erreichten ein 5-Jahres-PFS.
Die 5-Jahres-Überlebensdaten (OS) betrugen unter der Kombination mit Encorafenib und Binimetinib 34,7%, 34,9% unter Encorafenib- Monotherapie und 21,4% im Kontroll- Arm unter Vemurafenib. Auch hier war eine Abhängigkeit des Gesamtüberlebens vom baseline LDH-Status und dem Grad der Organbeteiligung erkennbar. Patienten mit normalem LDH zeigten ein sehr günstiges OS- Ergebnis von 45,1% gegenüber 9,1% bei Patienten mit erhöhtem LDH; eine weitere Steigerung des OS war bei geringer Organbeteiligung zu verzeichnen (48%).
Das beste Gesamtansprechen (ORR) betrug 64,1% für die Kombination vs. 51,5% für Encorafenib und 40,8% für Vemurafenib, so Gebhardt. Eine vollständige Ansprechrate (CR) wurde für die Kombination Encorafenib und Binimetinib bei 14% gegenüber 8% für Encorafenib und 8% für Vemurafenib beobachtet.
Folgetherapien innerhalb des Beobachtungszeitraums
Insgesamt 67% der Patienten erhielten im Beobachtungszeitraum eine Folgetherapie. Jedoch erhielten weniger Patienten mit der Kombination eine Zweitlinientherapie als Patienten in den Kontrollarmen, insbesondere unter Vemurafenib, betonte der Experte. Die meisten Patienten erhielten eine Behand- lung, einschließlich Checkpoint- Inhibitoren als Monotherapie und Kombinationstherapien. Patienten im Vemurafenib-Arm erhielten auch BRAF- und MEK-Inhibitor-Kombinationen. Insgesamt 25% der Patienten erhielten eine Zweitlinienbehandlung mit einer kombinierten zielgerichteten Therapie, berichtete Gebhardt.
Die Häufigkeit von Nebenwirkungen der Grade 3 und 4 war in allen Gruppen sehr ähnlich (70% Kombination, 70% Encorafenib- Monotherapie, 66% im Kontrollarm). Im experimentellen Arm umfasste dies unerwünschte Ereignisse wie Bluthochdruck, Pyrexie und gastrointestinale Nebenwirkungen (Erbrechen, Durchfall, Abdominalschmerzen). Insgesamt waren die Sicherheitsergebnisse konsistent mit dem bekannten Verträglichkeitsprofil, resümierte Gebhardt.
Fazit
Die 5-Jahres-OS- und PFS-Raten lagen in der Gesamtpopulation für die Kombination Encorafenib + Binimetinib (Braftovi® + Mektovi®) jeweils bei 34,7% bzw. 22,9%. Dabei erzielten Patienten mit geringer Tumorlast und LDH-Werten im Normbereich den größten Nutzen, resümierte Gebhardt. Der Head-to- Head-Vergleich von Encorafenib vs. Vemurafenib könne einen Hinweis darauf geben, dass die pharmakologischen Eigenschaften von Encorafenib zu einer verbesserten Wirksamkeit führen können, ergänzte der Experte.
Quelle: Online-Pressgespräch „Update COLUMBUS: 5-Jahres-Daten zu Braftovi® plus Mektovi®“ anlässlich des Post-Chicago Melanoma / Skin Cancer Meetings, 13. Juli 2021; Veranstalter: Pierre Fabre