Hautkrebs und Vorstufen: Nicht-invasive Methoden für Diagnostik und Therapie
Welchen Stellenwert die konfokale Laserscan-Mikroskopie sowie Laserbehandlungen in der dermato-onkologischen Sprechstunde haben, wurde kürzlich bei einem Symposium anlässlich der diesjährigen DERM-Fachtagung diskutiert.
Die konfokale Laserscan-Mikroskopie ist ein ideales Tool für histologische Untersuchungen zur Diagnose von benignen und malignen Hauttumoren unmittelbar in der Sprechstunde, so Prof. Dr. Martina Bacharach-Buhles, Hautärztin in Hattingen. Diese Methode erleichtert darüber hinaus eine optimale Therapieplanung und Verlaufskontrolle nicht-invasiver Therapiemethoden. Dabei werden jeweils kleine Hautflächen vermessen und daraus verschiedene Ebenen (Stufenschnitte) von der Hornschicht über die dermoepidermale Junktionszone (DEJ) bis hin zur Dermis als Bildersequenz abgebildet.
Merkmale gutartiger Strukturen
Zum Indikationsbereich der Laserscan-Mikroskopie zählen nichtpigmentierte (z.B. Basalzellkarzinome (BZK), aktinische Keratosen (AK), Plattenepithelkarzinome) ebenso wie pigmentierte (melanozytäre Naevi, Lentigines und Melanome) Entitäten. Zur Abgrenzung der Malignität nannte die Expertin zunächst die Merkmale gutartiger Strukturen: Die Epidermis ist charakterisiert durch regelmäßige Muster wie so genannte Honigwabenmuster oder Kopfsteinpflaster. Die Papillarkörper der Junktionszone imponieren durch scharf begrenzte Ringe, netzartig konfluierend.
AK gehen mit dem Verlust der normalen Honigwabenstruktur sowie Atypien und Pleomorphismus der Keratinozyten einher, so die Expertin. Das BZK zeigt Inseln von Tumorzellen mit peripherer Palisadenstellung in der Dermis mit Abgrenzung durch einen dunklen Spalt (optischer Spalt) sowie vermehrte und dilatierte Gefäße.
Maligne Strukturen wirken „chaotisch“
Beim benignen Naevus sind die Nester überwiegend homogen, wobei vereinzelt unterschiedlich gefärbte Zellen innerhalb der überwiegend geordneten Architektur auftreten können. Maligne pigmentierte Läsionen zeigen in der Epidermis unregelmäßig pagetoide Zellinfiltrate. Die Architektur der Junktionszone ist überwiegend aufgehoben und häufig unscharf begrenzt. Die Dermis zeigt cerebriforme Nester mit atypischen Zellen. Solche chaotischen Muster deuten darauf hin, dass eine Exzision indiziert ist, so Bacharach-Buhles.
Die konfokale Laserscan-Mikroskopie liefert zeitnahe histologische Ergebnisse, bei der unnötige Exzisionen bei benignen Prozessen vermieden werden, so das Fazit der Expertin. Limitiert wird der Einsatz durch zu geringe Eindringtiefen zum Beispiel im Palmar- und Plantarbereich sowie bei Erosionen, Krusten und starker Schuppenbildung, gab Bacharach-Buhles zu bedenken.
In Deutschland werden die meisten BZK histologisch superfiziell mit einer Eindringtiefe von < 1 mm mittels Laserscan-Mikroskopie diagnostiziert. In diesem Stadium ist das Rezidiv-Risiko niedrig und die Mortalität gering, so die Einschätzung von Prof. Dr. Uwe Reinhold, Facharzt für Dermatologie in Bonn. Die medikamentösen Therapieoptionen bei BCC (Basal Cell Carcinoma, Basaliom) mit einer Tumordicke von ≤ 2 mm, umfassen beispielsweise Imiquimod, 5-FU und photodynamische Therapie oder eine schnittrandkontrollierte Exzision, ggf. mit 3-5 mm Sicherheitsabstand. Chirurgische und andere Standardbehandlungen für BZK können mit signifikanter Morbidität und Narbenbildung verbunden sein. Typischerweise sind Patienten mit epithelialem Hautkrebs oft höheren Alters mit entsprechend hoher Komorbidität, was bei der Therapie des BZK eine Herausforderung darstellen kann, gab Reinhold zu bedenken.
Nicht-chirurgische Alternativen beim BZK
Wenn Kontraindikationen gegen eine Operation oder topische Verfahren bestehen, sind ablative (CO2, Er:YAG) und nicht-ablative (Farbstoff, Nd:YAG) Laser zur Therapie von Niedrig-Risiko-BZK eine Option. Der 1064 nm langgepulste Nd:YAG-Laser kann eine sichere Alternative zur Behandlung von BCC im Gesicht, Dekolleté, Abdomen, Rücken und Extremitäten sein. [1]
Die potenziellen Wirkmechanismen der 1064 nm Nd:YAG-Lasertherapie bei BZK beruhen auf der thermischen Denaturierung von Tumorzellen, da diese weniger hitzetolerant sind als tumorfreie Zellen, erläuterte Reinhold. Der Laserpuls von 8-10 ms ist optimal für die Destruktion dilatierter Gefäße bei BCC, da so eine selektive Thrombosierung der versorgenden Gefäße ermöglicht wird, ohne die Dermis oder Epidermis zu schädigen. Darüber hinaus können die generierten post-inflammatorischen Entzündungsreaktionen Immunreaktionen gegen Tumorzellen triggern, so Reinhold.
OCT-gesteuerte Lasertherapie
Die OCT-gesteuerte (OCT, Optische Kohärenztomografie) 1064 nm Nd:YAG-Lasertherapie ist ein relativ schnelles und effektives Verfahren zur Behandlung von superfiziellen BCC, so das Fazit von Reinhold. Es bietet kurze Behandlungszeiten, gute kosmetische Ergebnisse und die Möglichkeit, multiple Läsionen in einer Sitzung zu adressieren. Die Detektion von BCC mittels OCT ist präzise möglich. Im OCT erscheinen superfizielle BCC ausgehend vom Stratum basale bzw. der DEJ als Neststrukturen mit läppchenartiger Protrusion von Basalzellen. BCC-Nester zeigen typische hyporeflektive ovoide Strukturen mit granulärer Textur. Die Hyporeflektivität ist bedingt durch proliferierende BCC-Zellen mit weniger intrazellulärem Keratin, erläuterte Reinhold. Zur Peripherie zeigen alle Nester eine dunklere Abgrenzung aufgrund von Mucin-Einlagerungen und erhöhter Zellproliferation mit pleomorphen Nuklei von peripheren Palisadenzellen.
Quelle: Symposium „Onkologie“ anlässlich der Fachtagung DERM, 11. September 2021
Literatur
1. Ortiz AE, Anderson RR, Avram MM. Lasers Surg Med. 2015;47(2):106-110.