Hautkrebs

Moderne und zukünftige Ansätze: Dr. Ch. Willen Adjuvante Therapiemöglichkeiten beim malignen Melanom

Zur adjuvanten Therapie des malignen Melanoms im Stadium II und III war Interferon-alpha lange der Therapiestandard, bis zielgerichtete Therapieansätze und Immuntherapien das therapeutische Spektrum ergänzten, schilderte Yenny Angela, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Johannes Wesling Klinikum in Minden, kürzlich bei einem Hautkrebs- und Systemtherapie-Symposium des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD)

Mittlerweile sind mehrere Wirkstoffe im adjuvanten Setting des vollständig resezierten malignen Melanoms mit hohem Risiko (Stadien IIC-IV) zugelassen. Hierzu zählen Immun-Check-point-Inhibitoren wie Ipilimumab (CTLA-4-Inhibitor), Pembrolizumab (PD-1-Inhibitor) und Nivolumab (PD-1-Inhibitor), die Kombination Nivolumab plus Ipilimumab sowie Proteinkinaseinhibitoren wie Vemurafenib (BRAF-Kinase-Inhibitor) und die Kombination aus Dabrafenib (BRAF-Inhibitor) plus Trametinib (MEK-Inhibitor). Adjuvante Immuntherapien und zielgerichtete Therapien haben laut Angela das Potenzial, etwa die Hälfte der Rezidive zu verhindern oder zu verzögern, wobei verschiedene Subgruppen je nach verwendetem Therapieansatz unterschiedlich profitieren können.

Zu den möglichen Therapieentscheidungskriterien zum Beispiel zwischen PD-1-Inhibitoren oder Dabrafenib + Trametinib können Unterschiede in Applikationsform (Infusionen vs. Tabletten), Nebenwirkungsprofil, Effektivität (Langzeit vs. Kurzzeit) und Mutationsstatus des Tumors herangezogen werden. Nach den Erfahrungen von Angela ist unter PD1-Inhibition die Verträglichkeit besser als unter der Kombination aus Dabrafenib + Trametinib mit Therapieabbruchraten von 7,7% versus 26,0%. Das Vorhandensein einer BRAF-Mutation ist in Bezug auf RFS (rezidivfreies Überleben) prognostisch günstig. BRAF/MEK- Inhibitoren sollten bei der adjuvanten Behandlung von BRAF-mutierten, nicht ulzerierten Melanomen bevorzugt zum Einsatz kommen. [1]

LAG-3-blockierende Antikörper

Hinsichtlich zukünftiger Therapieansätze stellte Angela erste Daten zum LAG-3-blockierenden Antikörper Relatlimab vor. Relatlimab wird derzeit als ein neuer Kandidat zur Kombinationstherapie mit Nivolumab beim fortgeschrittenen Melanom untersucht.

In der Phase 2/3-Studie RELATIVITY-047 (NCT03470922) wurden 714 Melanom-Patienten im fortgeschrittenen Stadium (inopera- bel oder metastasiert) eingeschlossen, die entweder auf Relatlimab in Kombination mit Nivolumab (n=355) oder Nivolumab-Monotherapie (359) randomisiert wurden. Die Erstlinienbehandlung mit Relatlimab plus Nivolumab hatte einen signifikanten Vorteil im progressionsfreien Über- leben (PFS). So lag das PFS nach einer medianen Follow-up-Zeit von bisher 13 Monaten bei 10,12 Monaten für die Kombination im Vergleich zu 4,63 Monate in der Monotherapie. Der Benefit für das PFS unter Relatlimab + Nivolumab zeigte sich unabhängig vom LAG-3-Expressions- Status, ergänzte Angela. [2]

Behandlungsbedingte Nebenwirkungen der Grade 3 und 4 wurden bei 18,9% der Patienten in der Kombination im Vergleich zu 9,7% mit Nivolumab-Monotherapie beobachtet. Häufige Nebenwirkungen (unabhängig vom Schweregrad) waren beispielsweise Pruritus (23,4% vs. 15,9%), Fatigue (23,1% vs. 12,8%), Ausschlag (15,5% vs. 12,0%) und Durchfall (1,5% vs. 9,2%). Die Erstlinienbehandlung mit RELA+NIVO zeigte eine vergleichsweise gute Verträglichkeit mit einem überschaubaren Sicherheitsprofil, so die Einschätzung von Angela. [2]

Quelle: Vortrag „Adjuvante Therapie beim Malignen Melanom“ von Fachärztin Yenny Angela beim Hautkrebs- und Systemtherapie- Symposium Rhein-Ruhr BVDD e.V. / VKH, 21.August 2021

Literatur

1. Christofyllakis K, Pföhler C, Bewarder M, et al. Front Oncol. 2021;10:637161.

2. Lipson EJ et al. J Clin Oncol 2021 39 (suppl 15; abstr 9503).