Hautkrebs

Vereinfachte Beurteilung Dr. Ch. Willen pigmentierter Hautläsionen

Zur makroskopischen Beurteilung pigmentierter Hautveränderungen stellte Dr. med. Herbert Kirchesch, Hautarzt aus Pulheim, kürzlich bei einem Hautkrebs- und Systemtherapie-Symposium des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD) eine Weiterentwicklung der ABCD-Regel vor. Mögliche Hinweise auf ein malignes Melanom können mit der Variante AXCD-Regel noch pragmatischer beurteilt werden.

Die ABCD-Regel nach Wilhelm Stolz berücksichtigt Asymmetrie, Border (Randbeschaffenheit), Color (Farben) und Differenzialstruktur, die je nach Faktor x1,3, x0,1, x0,5 und x0,5 jeweils unterschiedlich stark gewichtet werden. Allerdings ist diese ABCD-Regel nicht leicht zu merken und aufgrund der notwendigen Berechnungen in der Sprechstunde relativ unpraktisch, so die Einschätzung von Kirchesch.

Vereinfachtes Rechenmuster

Die alternative AXCD-Regel verein- facht die Berechnungen zur Bildung des DMP-Punktwerts stark, indem die jeweiligen Faktorberechnungen wegfallen. Das X in der AXCD Regel ersetzt B (Randbeschaffenheit) durch X (EXzentrik des Pigmentes zum Mittelpunkt). Exzentrik bedeu- tet eine ungleiche Pigmentverteilung mehr zum Rand hin, wohingegen eine konzentrische Pigmentverteilung in der Mitte der Hautläsion lokalisiert wäre.

Eine Asymmetrie der verdächtigen Hautläsion in mehr als einer Achse würde nach dem neuen Ansatz mit einem Punkt berücksichtigt. Eine Exzentrik der Pigmentierung mehr zum Rand hin würde ebenfalls mit einem Punkt markiert. Die Colorierung der Hautläsion mit mehr als zwei Farbtönen (z.B. Hellbraun, Dunkelbraun, Mittelbraun, rötlich) wird mit der Vergabe von zwei Punkten berücksichtigt. Genauso werden mehr als zwei Differenzialstrukturen in der Pigmentierung (u.a. Pigmentnetz, strukturlose Areale, Globuli, Schollen, Streifen, Pseudohornzysten) ebenfalls mit zwei Punkten berücksichtigt. Ab einer Summe von insgesamt drei Punkten oder mehr sollte eine Exzision erfolgen, so der Rat von Kirchesch.

Beispiele zur alternativen AXCD-Regel

Das frühe Melanom rechtzeitig zu erkennen, kann zunächst eine Herausforderung darstellen. Laut Kirchesch sollte vor Entnahme die jeweilige Hautläsion stets fotografiert und histologisch beurteilt werden, so dass mit der Zeit die Erfahrungswerte steigen. So deuten viele Differenzialstrukturen und viele Farbtöne sowie eine ungleiche Pigmentverteilung mehr zum Rand hin auf maligne Veränderungen der Haut hin. Dagegen ergeben eine konzentrische Pigmentverteilung (0 Punkte) mit zwei Differenzialstrukturen (0 Punkte) wie beispielsweise strukturloses Areal und Pigmentnetz und drei Farbtöne (Dunkelbraun, Mittelbraun, Rosa; 1 Punkt) nach der AXCD-Regel einen Punktwert von insgesamt Summe 1, der nach histologischem Befund einem Naevus entsprach.

In einem weiteren Beispiel wurde ein atypischer, spitzoider Naevus, der nur einen Punktwert von insgesamt 2 erreichte, in der Sprechstunde von Kirchesch trotzdem exzidiert. Dieser zeigte eine Asymmetrie (1 Punkt), jedoch eine konzentrische Hauptpigmentierung (keine Exzentrik; 0 Punkte) und zwei Differenzialstrukturen (Globuli, Pigmentnetz; 0 Punkte) und mehr als zwei Farbtöne (Dunkelbraun, Mittelbraun, Hell- braun; 1 Punkt).

In der Histologie zeigte ein Melanom (Typ SSM; 0,33 mm) zuvor makroskopisch beispielsweise folgende Eigenschaften: Asymmetrie in mehr als einer Achse (1 Punkt), Exzentrik der Pigmentverteilung (1 Punkt), Farbtöne (Dunkelbraun, Mittelbraun, Hellbraun, rötlich; 1 Punkt) und Differenzialstrukturen (Pigmentnetz, Globuli, Streifen, Scholle, strukturloses Areal; 1 Punkt). Diese Punktwerte ergaben zusammen vier Punkte, wonach eine Exzision erfolgte.

Quelle: Vortrag „Dermatoskopie von Pigmenttumoren“ von Dr. med. Herbert Kirchesch beim Hautkrebs- und Systemtherapie- Symposium Rhein-Ruhr BVDD e.V. / VKH, 21. August 2021