Allergan nutzt tierversuchsfreien, zellbasierten Test für seine Botulinumtoxin-Präparate
Interview mit Dr. Georg von Hundt, Allergan Country Medical Director, CMO – Europe
Als eines der weltweit führenden Pharmaunternehmen setzt sich Allergan für eine bessere Gesundheitsversorgung ein. Dabei spielt die Weiterentwicklung hochwertiger und innovativer Qualitätsprodukte eine entscheidende Rolle. Um die Sicherheit des Patienten bestmöglich zu gewährleisten, werden alle Produkte vor ihrer Zulassung nach den gesetzlichen Anforderungen geprüft und durchlaufen alle dafür vorgeschriebenen Tests. In der Herstellung biologischer Präparate, zu denen auch Arznei-mittel wie Botulinumtoxin gehören, sind die Untersuchungen zur Chargenfreigabe besonders wichtig. Diese werden in der Regel von der Industrie über Tierversuche nachgewiesen. Als innovatives Unternehmen stellt sich Allergan seiner ethischen Verantwortung und investierte über 65 Millionen US-Dollar und mehr als zehn Jahre Forschung in die Entwicklung eines neuartigen Tests, der Zellkulturen verwendet. Versuchstiere werden somit nicht mehr benötigt. Über diese erfreuliche Entwicklung sprachen wir mit Dr. Georg von Hundt, Allergan Country Medical Director, CMO – Europe, auf der diesjährigen Fortbildungsmesse (FOBI) in München.
Ästhetische Dermatologie:
Herr Dr. von Hundt, warum spielt gerade jetzt das Thema “Tierversuche“ wieder eine so zentrale Rolle für Ihr Unternehmen?
Dr. von Hundt:
Dies hat zwei wesentliche Gründe: Zum einen, weil es in den Medien immer wieder thematisiert wird. Zum anderen, weil bei dieser wichtigen Thematik ganz deutlich unterschieden werden muss. Derzeit gibt es drei Botulinumtoxin-Firmen, die in Deutschland eine Zulassung haben. Allerdings testen nur zwei davon ihre Versuchsreihen ohne Mäuse. Darüber hinaus muss ganz klar herausgestellt werden, dass “Botox“ weder der Name eines Wirkstoffes – dieser ist Botulinumtoxin – noch ein übergreifender Begriff für alle Präparate mit diesem Wirkstoff ist. Vielmehr ist BOTOX® eine geschützte Marke von Allergan und der Handelsname des Produktes. Oftmals wird die Marke BOTOX® mit anderen Botulinumtoxin-Produkten gleich-gesetzt, was jedoch ungerechtfertigt ist, da gerade BOTOX® tierversuchsfrei ist! Dafür hat Allergan in den vergangenen Jahren intensiv geforscht und – als einer der ersten – eine tierversuchsfreie Zelllinie entwickelt, an der wir jetzt unsere Batches tes-ten.
Ästhetische Dermatologie:
Das heißt Allergan war die erste Firma, die Botulinumtoxin-Arzneimittel ohne Tierversuche testet?
Dr. von Hundt:
Genau. Dabei investierte das Unternehmen mehr als 65 Millionen US-Dollar und über 10 Jahre intensive Forschung, um diesen zellbasierten Test –den Cell-Based Potency Assay (CBPA) – zu entwickeln und umzu-setzen. Wir sind somit bei der Freigabe tierversuchsfrei.
Ästhetische Dermatologie:
Was waren die wesentlichen Herausforderungen bei der Entwicklung des Tests?
Dr. von Hundt:
Bei der Entwicklung der zellbasierten Versuchsreihe bestanden die wesentlichen Herausforderungen in den strengen Zulassungsverfahren und Auflagen, beispielsweise durch die FDA (US Food and Drug Administration). Diese muss der veränderten, zellbasierten Versuchsreihe zustimmen und den geplanten Test vorab validieren.
Darüber hinaus ist die Forschung und Entwicklung sehr aufwendig und zeitintensiv: Wir haben über ein Jahrzehnt intensiv daran gearbeitet und entwickelt! Im Anschluss hat es weitere zwei Jahre gedauert, bis wir die Zulassung erhalten haben. Es hat sich jedoch gelohnt, denn wir können nun mit Stolz behaupten, dass wir nicht nur tierversuchsfreie, zellbasierte Tests für die Botulinum-toxin-Präparate BOTOX® und VISTABEL® verwenden, sondern auch ein hohes Maß an Sicherheit gewährleisten!
Ästhetische Dermatologie:
Insbesondere bei Botulinumtoxin gibt es diverse Anti-Tierversuchskampagnen, bei denen viele Menschen – und eben auch Ärzte – auf die Straße gehen. Hat es das schon früher gegeben oder handelt es sich dabei um eine neue Entwicklung?
Dr. von Hundt:
Das hat es schon immer gegeben. Dabei steht zwar vor allem die kosmetische Industrie, aber auch zunehmend die Pharmaindustrie in der Kritik, und setzt deshalb darauf, möglichst wenig an Tieren zu testen. Mittlerweile haben fast alle Konzerne ein Level erreicht, die Tierversuchsreihen so gering und niedrig wie möglich zu halten. Insbesondere wenn man in der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie agiert, denke ich, dass es ein moralisches und ethisches Anliegen ist und auf Tierversuche verzichtet werden sollte.
In diesem Zusammenhang hat es in den vergangenen Jahren besonders in der Kosmetikindustrie einen deutlichen Trend in Richtung “Öko“ und “Bio“ gegeben. Ähnlich wird es zukünftig auch in der Ästhetik passieren. Denn heutzutage informieren sich Ärzte intensiv über die einzelnen Produkte, fragen nach und legen Wert auf tierversuchsfreies Botulinumtoxin – gerade letzteres trägt oft wesentlich zur Kaufentscheidung bei.
Ästhetische Dermatologie:
Sehr geehrter Herr Dr. von Hundt, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte S. Höppner.