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Ästhetik-Trends der Zukunft: Diversität statt starrer Stereotypen

Welche Trends werden die Ästhetische Medizin in den kommenden Jahren prägen? Und wie können Ärzt*innen diesen spezifischen Anforderungen am besten gerecht werden? Diese Fragen rückt der von Allergan Aesthetics, a division of Abbvie, beauftragte Trend-Report „The Future of Aesthetics“ in den Mittelpunkt. Die Top Ten der wichtigsten Entwicklungen im Ästhetikbereich präsentierte Dr. Leonard Nenad Josipovic (Darmstadt und Dubai) kürzlich bei einem Pressegespräch anlässlich der Veranstaltung „all about aesthetics“ in Berlin.

Dr. Leonard Nenad Josipovic bei der Veranstaltung in Berlin.

Die gesellschaftliche Wahrnehmung wandelt sich kontinuierlich und nimmt auch Einfluss auf die Ästhetische Medizin. Ziel der präsentierten Trendanalyse sei es, kulturelle Veränderungen in diesem Bereich aufzuzeigen, damit die Behandler*innen sich auf die künftigen Entwicklungen optimal einstellen und die Bedürfnisse der Patient*innen erfüllen können, so Josipovic.

Die Recherche für den Bericht umasste Gespräche mit weltweit führenden Expert*innen für Ästhetische Medizin in 13 Ländern sowie die Auswertung von Markt-, Branchen- und Medienberichten bis hin zur Evaluation von Social-Media-Inhalten. Im Zuge der Untersuchung kristallisierten sich 10 Trends heraus, die in den nächsten Jahren die Ästhetische Medizin entscheidend beeinflussen könnten.

1. Vielfältige Individualität

Menschen aller ethnischen Zugehörigkeiten interessieren sich verstärkt für ästhetische Behandlungen und wollen sich mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen von Schönheit auch repräsentiert sehen. „Doch viele ethnische Gruppen fühlen sich hier unterrepräsentiert“, erklärte Josipovic, der selbst beim Trend-Report mit wirkte. Das sei eine große Zielgruppe, die bisher noch vernachlässigt werde. Ärzt*innen sollten sich weiterbilden, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Haut bzw. verschiedenen Alterungsmustern begegnen zu können. Zudem gelte es, den Außenauftritt der Praxis entsprechend zu gestalten und individuell zugeschnittene Behandlungen anzubieten: „Wir brauchen mehr Vielfalt im Angebot und in der Ansprache, so auch auf den Praxis-Websites“.

2. Neue Männlichkeit

Der Begriff „Männlichkeit“ wird neu gedacht. Traditionelle Vorstellungen wie ein markantes Kinn werden in gleichem Maße in Frage gestellt, in dem herkömmliche Geschlechterkonventionen aufweichen. Männer sind zunehmend interessierter an ästhetischen Behandlungen. Dazu hätten auch vermehrte Online-Meetings während der Pandemie beigetragen. „Männer setzen sich heute stärker damit ausein- ander, wie sie ihr Aussehen optimieren können“, so Josipovic. In Ländern wie Brasilien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Großbritannien machen Männer heute bereits 30% des Kundenstammes aus, weltweit sind es 14,3%. Auch in Deutschland sei die Nachfrage nach ästhetischen Behandlungen bei Männern gestiegen – betrug ihr Anteil vor 17 Jahren noch 3-4%, liege er heute im Schnitt bei 12-14%. „Männer in den VAE unterziehen sich derzeit eher Gesichtsbehandlungen als in der westlichen Welt. Sie gehen auch mindestens einmal die Woche zur Bartpflege. Sie möchten besser aussehen, kommunizieren dies deutlich und sind sehr anspruchsvoll“, schilderte Josipovic seine Erfahrungen und fügte hinzu: „Ich glaube, der deutsche Markt wird sich auch in diese Richtung verändern“.

3. Inklusive Schönheit

Die Grenze zwischen weiblich und männlich ist nicht mehr scharf definiert, insbesondere in der Generation Z (geboren 1995-2010). Etwa 1% der Erwachsenen weltweit, also 78 Mio Menschen, identifizieren sich weder mit dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht. Behandlungen orientierten sich derzeit noch stark an maskulinen und femininen Idealen – hier sollte die Perspektive künftig erweitert werden. „Im Fokus steht der Mensch mit seiner Persönlichkeit“, konkretisierte Josipovic.

4. Offen für Experimente

Flexibilität statt starrer Schönheitsdefiniton: Gerade Klient*innen der Generation Z seien experimentierfreudig, wollen sich kreativ und individuell ausdrücken und nicht auf ein dauerhaftes Aussehen festlegen. Minimal-invasive Behandlungen z.B. mit Hyaluronsäure(HA)-Fillern können sie auf dem Weg zu individueller Schönheit unterstützen.

5. Besondere Erfahrungen

Ästhetische Behandlungen wollen als Teil des Lebensstils in einem ansprechenden Umfeld erlebt werden. „Viele Kund*innen möchten heute in einer Klinik alles aus einer Hand haben – vom Friseur über die Behandlung von Falten bis hin zu Körperbehandlungen. Sie wollen rundherum eine Luxuserfahrung machen“, erläuterte Josipovic. Das weiße Wartezimmer habe ausgedient, denn die Klient*innen seien nicht krank. Es gehe darum, neue, ganzheitliche Konzepte zu entwickeln, um eine individuelle Behandlung in entspannter Atmosphäre zu bieten.

6. Körper-Ideale

Nach dem Motto „The body is the new face!“ wird die Nachfrage nach Körperbehandlungen weltweit ansteigen. Denn trotz der „Body Positivity“- Bewegung bleibe der Körper für viele Statussymbol. Bei einer weltweiten Umfrage unter 12.000 Personen waren 2/3 nicht mit ihrem Körper zufrieden. Technische Innovationen erlaubten es, mehrere Wünsche gleichzeitig mit Geräten und Behandlungen zu adressieren. Neben dem Gesicht gelte es auch Hals, Dekolleté und Hände zu behandeln. Der klassische Patient aus den VAE wünsche sich Bodyfiller für Brustmuskel, Po und Waden, wolle aber keine großen Ausfallzeiten oder Silikonkissen, die sich verkapseln könnten, so der Ästhetik-Experte. Daher sei hier die Nachfrage nach HA-Bodyfillern groß. Kombinierte Behandlungskonzepte aus Hydratation und Kollagenstimulation, Microneedling, Radiofrequenz usw. seien denkbar. Um für den „Wachstumsmarkt Körper“ bestmöglich aufgestellt zu sein, empfehle sich die Erweiterung des Behandlungsportfolios.

7. Ästhetische Ethik

Die ethische Verantwortung der Ärzt*innen ist das A und O: „Nicht alles, was gewünscht wird, sollte man auch machen. Es liegt in unserer Verantwortung, auch einmal Nein zu sagen“, betonte Josipovic. Qualitätsstandards in Aus- und Weiterbildung seien wichtig, um „missglückte“ Behandlungen und „Overfilling“ zu vermeiden. Patient*innen sollten über Risiken aufgeklärt und mit Informationsmaterial versorgt werden.

8. Digital real

Die Eigenwahrnehmung auf dem Bildschirm ist durch die Pandemie stärker in den Fokus gerückt. In den sozialen Medien ist hingegen die Manipulation von Fotos heute gang und gäbe. Ärzt*innen sind gefordert, die Grenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit und realistische Möglichkeiten ästhetischer Behandlungen aufzuzeigen.

9. Schönheit und das Metaverse

Das Metaverse eröffnet neue Wege der Interaktion mit Patient*innen: so könnten zum Beispiel in virtuellen „Meta-Praxen“ Beratungen durchgeführt und Leistungen angeboten werden. Auch Simulationen nach dem Motto „wie könnte ich aussehen“ wären denkbar. Künftige Generationen werden sich in virtuellen Räumen wohlfühlen und nahtlos in der physischen und digitalen Welt navigieren, so die Prognose.

10. Das Ende der Alterung

Menschen streben zunehmend danach, den eigenen Alterungsprozess besser zu verstehen, wobei die Lust auf Prävention und personalisiertes „Biohacking“ gegen das Älterwerden an Bedeutung gewinnt. Das Spektrum der Methoden reicht dabei von Diäten über die Zufuhr von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln bis hin
zu hormonell angereicherten Cremes. Um der Hautalterung entgegenzuwirken, sei es besonders wichtig, einen Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor ≥50 anzuwenden, erinnerte Josipovic. Um Alterserscheinungen hinauszuzögern oder aufwendigere Behandlungen im späteren Leben zu vermeiden, beginnen Patient*innen immer früher mit ästhetischen Behandlungen. Ärzt*innen spielten künftig eine noch entscheidendere Rolle bei der Beratung zur Modifizierung des Alterungsprozesses und zu minimal-invasiven Behandlungen.

Quelle: Veranstaltung „all about aesthetics“, 10. September 2022, Berlin; Veranstalter: Allergan Aesthetics – a division of Abbvie