Achtsam injizieren – Hyaluronsäurefiller im Fokus der modernen Ästhetik
Von natürlichen Ergebnissen bis zum Komplikationsmanagement: Prof. Dr. Berthold Rzany (Wien) gab auf der DDG-Tagung 2025 in Berlin einen fundierten Ausblick auf die aktuellen und zukünftigen Standards der Fillerbehandlung.
Im Rahmen der diesjährigen DDG-Tagung in Berlin beleuchtete Prof. Dr. Berthold Rzany in seinem Vortrag mit dem Titel „Update 2025: Hyaluronsäurefiller in der Ästhetischen Medizin – Achtsam Injizieren“ zentrale Entwicklungen und klinisch relevante Empfehlungen im Umgang mit Hyaluronsäurefillern. Im Fokus stand dabei die Frage, wie durch präzise Produktauswahl, zurückhaltende Dosierung und individuelle Planung ästhetisch natürliche und zugleich sichere Ergebnisse erzielt werden können. Der Vortrag verband wissenschaftliche Erkenntnisse mit praxisnaher Anwendung.
Klassifikation und Bedeutung moderner Hyaluronsäurefiller
Hyaluronsäurefiller, die bereits seit mehreren Dekaden erfolgreich in der ästhetischen Medizin eingesetzt werden, stellen den Goldstandard unter den injizierbaren Füllmaterialien dar, so Prof. Dr. Berthold Rzany. Ihre Vielseitigkeit ist ein zentraler Grund für ihre breite Anwendung: Um als Filler einsetzbar zu sein, muss die Hyaluronsäure zunächst stabilisiert werden – erst dadurch erhält sie die nötige Viskosität und Haltbarkeit.
Grob lassen sich moderne Hyaluronsäurefiller in drei Kategorien einteilen: Volumenfiller zur Konturierung und Tiefenaugmentation, Standardfiller für die mittleren Hautschichten sowie Präparate für sehr oberflächliche Injektionen. Dieses differenzierte Produktspektrum erlaubt eine präzise und individuelle Behandlung verschiedenster Indikationen – von feinen Linien bis hin zu strukturellem Volumenverlust.
Definisse™: Dreistufige Technologie für mehr Stabilität und Sicherheit in der Filleranwendung
Ein besonderes Merkmal der Definisse™ Fillerproduktlinie ist der dreistufige Herstellungsprozess, der auf der so genannten XTR™ Technologie basiert. Zunächst erfolgt eine temperaturgesteuerte Fragmentierung der linearen Hyaluronsäureketten, die aus Glucuronsäure und N-Acetylglucosamin bestehen. In der zweiten Phase, der Vernetzung, werden diese unterschiedlich langen Ketten gezielt mit 1,4-Butandioldiglycidlether (BDDE) kombiniert. Dies ermöglicht die Bildung einer stabilen, elastischen 3D-Matrix mit optimierten mechanischen Eigenschaften. Abschließend reduziert ein hochwirksamer Reinigungsprozess den Gehalt an freiem, nicht reagiertem BDDE auf ein Minimum. In Kombination resultiert daraus ein Hyaluronsäurefiller, der eine kontrollierte Injektion, ein natürliches Volumenverhalten und ein günstiges Sicherheitsprofil bietet. [1]
Kriterien für den verantwortungsvollen Einsatz von HA-Fillern in der Praxis
Die Anwendung von Hyaluronsäurefillern gilt als vergleichsweise sicher und unkompliziert – vorausgesetzt, bestimmte Grundregeln werden beachtet. Wie Prof. Dr. Berthold Rzany betonte, ist dabei insbesondere die Auswahl des Präparats entscheidend. Es sollten ausschließlich CE-zertifizierte Produkte zum Einsatz kommen, um Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Zudem empfiehlt es sich, auf Filler zu verzichten, die mit einem erhöhten oder vermuteten Risiko für entzündliche Reaktionen assoziiert sind.
Auch im Hinblick auf die Injektionstechnik ist Zurückhaltung geboten: Um unnatürlich wirkende Resultate zu vermeiden, sollten große Volumenmengen nach Möglichkeit nicht in einer Sitzung appliziert werden. Vielmehr sind eine individuelle Dosierung und ein stufenweises Vorgehen entscheidend für ein ästhetisch ausgewogenes und gut verträgliches Ergebnis.
Individualisierung statt Schema F: Der Schlüssel zu natürlichen Ergebnissen
Ein natürlich wirkendes ästhetisches Ergebnis setzt ein achtsames, differenziertes Vorgehen bei der Injektion voraus. Wie Prof. Rzany betonte, beginnt jede Behandlung mit einer präzisen Analyse des Gesichts: Wo bestehen Defizite? Welche Volumenverschiebungen liegen vor? Im nächsten Schritt gilt es, diese gezielt zu adressieren – unter sorgfältiger Berücksichtigung der Produktwahl, des Volumens und der Injektionstechnik. Dabei sollten Hyaluronsäurefiller strikt entsprechend ihrer Indikation verwendet werden: Volmenfiller wie z.B. Definisse™ core eignen sich für tiefere Applikationen zum Aufbau subkutaner Strukturen, während oberflächlichere Produkte wie Definisse™ touch vor allem für intradermale Anwendungen vorgesehen sind. Auch im Hinblick auf die Injektionsmenge empfiehlt sich Zurückhaltung. Bei der Verwendung von Nadeln – etwa beim Einsatz von Volumenfillern – sollten pro Punkt nicht mehr als 0,05 bis 0,15 ml injiziert werden. Insgesamt sollte eine Sitzung ein Gesamtvolumen von 1 bis maximal 2 ml nicht überschreiten. Ziel ist nicht die vollständige Korrektur jedes Defizits in einer einzigen Sitzung, sondern eine schrittweise, patientenorientierte Transformation mit harmonischem Gesamteindruck. Eine offene Kommunikation mit dem Patienten sowie eine strukturierte Behandlungsplanung tragen entscheidend zum Behandlungserfolg bei.
Weniger ist mehr: Prinzipien für eine sichere und natürliche Fillerbehandlung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der verantwortungsvolle Umgang mit Hyaluronsäurefillern vor allem durch Zurückhaltung und Präzision geprägt sein sollte. Unnatürliche Ergebnisse, wie sie in der Vergangenheit durch die Applikation großer Volumina in einer einzigen Sitzung entstanden sind, haben wesentlich zur kritischen Wahrnehmung von Fillerbehandlungen beigetragen. Ein „Weniger ist mehr“-Ansatz, bei dem kleine Mengen – idealerweise etwa 0,1 ml pro Injektionspunkt – langsam und gezielt appliziert werden, reduziert nicht nur das Risiko von Überkorrekturen, sondern auch das Auftreten entzündlicher Reaktionen.
Die Auswahl eines biokompatiblen, gut verträglichen Präparats spielt dabei ebenso eine Rolle wie die technische Umsetzung: Ob Nadel oder Kanüle verwendet wird, ist weniger entscheidend als die beherrschte Ausführung. Unerwünschte Reaktionen sollten differenziert – je nach Ursache, Material und Patientenwunsch – behandelt werden. Für die Anwendung von Hyaluronsäurefillern gilt: Sorgfalt beginnt nicht erst mit der Injektion, sondern bereits bei der Indikationsstellung – und endet nicht ohne ein durchdachtes Management möglicher Komplikationen. Die jederzeitige Verfügbarkeit von Hyaluronidase sollte deshalb in der Praxis selbstverständlich sein.
Literatur
1. G. Salti, and S.P. Fundarò: Evaluation of the Rheologic and Physicochemical Properties of a Novel Hyaluronic Acid Filler Range with eXcellent Three-Dimensional Reticulation (XTR.) Technology-Polymers 2020, 12, 1644; doi:10.3390/polym12081644.
