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„Die Kombinationsbehandlung mit Thulium-Laser und Microneedling mit Radiofrequenz wirkt kongenial“

Interview mit Dr. med. Konstantin Feise, Stuttgart

Dr. med. Konstantin Feise ist Facharzt für Dermatologie und Phlebologie sowie ausgewiesener Experte in den Bereichen Liposuktion sowie Lasermedizin. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in der Ästhetischen Chirurgie des Klinikums Stuttgart sowie in der Rosenpark Klinik Darmstadt ist er seit Mitte 2015 ein Teil des Ärzteteams der Sophienklinik in Stuttgart. Wir sprachen mit Dr. Feise über die Vorteile einer Kombinationsbehandlung mit Thulium-Laser sowie Radiofrequenz-Microneedling.

MÄC:

Herr Dr. Feise, wie lange arbeiten Sie schon mit Laser- und Lichtsystemen?

Dr. Feise:

Die ersten Lasererfahrungen habe ich im Rahmen meiner Facharztausbildung ab 2005 gesammelt. Sehr intensiv habe ich mich dann in der Rosenpark Klinik ab 2011 mit Lasern befasst. Hier habe ich tagtäglich mit einer sehr großen Palette an modernsten Lasern für alle möglichen Indikationen gearbeitet.

MÄC:

Welche Indikationen behandeln Sie aktuell mittels dieser Systeme?

Dr. Feise:

Angesichts der in den letzten Jahren zu beobachtenden permanenten Fortschritte in diesem Bereich hat sich das Spektrum der Indikationen für Laser-Behandlungen sukzessive enorm erweitert. Zu nennen wären hier u.a. Falten, Hautverjüngung, Narben, Aknenarben, Pigmentstörungen, Altersflecken, gutartige Tumore, Gefäße aller Art – senile Angiome, Hämangiome, Couperose/Rosacea, Besenreiser, sonstige Gefäßerweiterungen –, Schweißdrüsen, Laser- assistierte Fettabsaugung zur zusätzlichen Straffung, Enthaarungen, Hautstraffung, Striae, Tattoo, Hautrevitalisierung. Die Liste ist wirklich lang!

Recht neu und besonders effektiv beim Anti-Aging ist unserer Erfahrung nach die Kombinationsbehandlung mit Thulium-Laser sowie Radiofrequenz-Microneedling.

Im Vergleich zu einem klassischen Resurfacing mittels CO2-Laser, bei dem die Patienten mit nässenden Wunden und folgender Krustenbildung eine ganze Woche Ausfallzeit einplanen müssen, haben wir bei der neuen Kombinationsbehandlung lediglich Rötungen und Schwellungen, die man an einem – gegebenenfalls verlängerten – Wochenende gut in den Griff bekommt. Der Pflege- aufwand ist viel geringer als beim CO2-Laser, und auch das Risiko von Nebenwirkungen wie Narbenbildung, Infektion, Pigmentstörung und Anfälligkeit durch UV-Belastung ist deutlich geringer. Viele Patienten wollen keine nässenden Wunden nach einer CO2-Laser-Behandlung und nun habe ich eine echte Alternative für diese Patienten.

MÄC:

Können Sie uns diese Kombinationsbehandlung noch etwas näher erläutern? Wie kann man sich etwa die Wirkungsweise des Radiofrequenz-Microneedlings konkret vorstellen?

Dr. Feise:

Das Gerät, das wir aktuell verwenden, der Infini von der Firma Lutronic, bringt die Hitze an der Epidermis vorbei in die tieferen Hautschichten. Das wird erreicht durch kleine Nadeln, die in die Haut eindringen – die Eindringttiefe ist bis 3,5 mm einstellbar –, und das Setzen von Hitzepunkten an der Nadelspitze. Dadurch wird altes Bindegewebe (oder auch Narbengewebe) thermisch zerstört und u.a. durch die Bildung der Hitzeschockproteine eine Neokollagenese in Gang gesetzt. Wichtig ist dabei, dass eben nur die Nadelspitze durch die Radiofrequenzenergie aktiviert wird und nicht der gesamte Nadelschaft; dieser ist im Gegensatz zu anderen Systemen thermisch isoliert. Somit wird die Epidermis nicht erhitzt und das Nebenwirkungsspektrum ist viel geringer, vor allem was Hyperpigmentierungen nach der Therapie betrifft. So kann ich auch sehr genau bestimmen, wo ich meine Hitzepunkte setzen will und ich behalte die volle Kontrolle bei der Therapie, die quasi “von innen nach außen” wirkt.

MÄC:

Und welche Rolle spielt der Laser bei der Kombinationsbehandlung?

Dr. Feise:

Der in der Kombinationsbehandlung von uns eingesetzte Thulium-Laser LaseMD, auch von Lutronic, wirkt komplementär zu der eingebrachten RF-Energie – man könnte auch sagen kongenial – von der Oberfläche her, also “von außen nach innen”. Die hohe Wasserabsorption der Wellenlänge von 1.927 nm sorgt für eine besonders oberflächliche Wirkung, die eine sehr kurze Ausfallzeit nach sich zieht. Es entstehen wie gesagt keine offenen oder nässenden Wunden, wodurch die Ausheilzeit kurz und der Pflegeaufwand für die Patienten minimal ist.

Ein weiterer signifikanter Vorteil dieses Systems ist die Möglichkeit der Einbringung von Seren im Rahmen der heute sehr beliebten LADD (Laser assisted drug delivery): Dabei können spezielle Seren unmittelbar nach der Behandlung auf die behandelten Stellen aufgetragen und so in einer viel höheren Menge in die Haut aufgenommen werden. Diese Seren werden im LaseMD direkt mittels eines Oszillators frisch angefertigt. Nach der Behandlung bekommen die Patienten die Seren zudem mit nach Hause für die tägliche Anwendung in den nächsten 2 Wochen.

MÄC:

Welche Seren stehen hier zur Verfügung?

Dr. Feise:

Aktuell stehen 4 Seren zur Auswahl: Ascorbinsäure (Vitamin C), Retinol (Vitamin A), Tranexamsäure und Resveratrol (Weinsäure). Diese Substanzen werden bekanntermaßen zum Anti-Aging eingesetzt. Die Tranexamsäure hat vor allem depigmentierende Eigenschaften und wird gerne beim Melasma und anderen Pigmentierungsstörungen verwendet.

Die vom Hersteller speziell für den LaseMD entwickelten Seren können mit ihren Nanopartikeln sehr gut von der Haut aufgenommen werden (sog. Cosmeceutical Delivery System). Man kann aber auch topisch appliziertes PRP (platelet rich plasma) mit dem LaseMD kombinieren. Dies wird zum Beispiel beim Haarausfall gemacht.

MÄC:

Muss man immer Seren einschleusen oder kann man den Laser auch ohne diese nutzen?

Dr. Feise:

Es spricht im Prinzip nichts dagegen, den Thulium-Laser auch isoliert einzusetzen zur Hautverjüngung oder Behandlung von Pigmentierungen. Es macht aber natürlich Sinn, den Laser noch erfolgreicher einzusetzen mit den speziell entwickelten Seren.

MÄC:

Ist die Kombination der beiden Behandlungen bei allen Indikationen sinnvoll?

Dr. Feise:

Je nach Indikation macht es schon enorm viel Sinn, die beiden Systeme zu kombinieren, am besten inklusive Einschleusung der Seren, da der Infini in der Tiefe wirkt und der LaseMD an der Oberfläche. Somit habe ich wirklich alle Schichten der Haut adressiert. Wir sprechen daher hierbei auch von der “Total Skin Solution“. Man kann das vielleicht mit der Autoreinigung vergleichen: für eine richtige Reinigung wählt man natürlich neben der Außenwäsche auch eine Innenraumreinigung.

Aber natürlich kann man die beiden Systeme auch separat verwenden, das hängt wirklich von der Indikation ab. Wenn ich z.B. nur Pigmente behandeln will, ist der LaseMD alleine ausreichend. Bei den Schweißdrüsen hingegen benötige ich den LaseMD natürlich nicht zusätzlich zum Infini.

MÄC:

Welche Risiken und Ausfallzeiten sind für den Patienten mit der Kombinationsbehandlung verbunden?

Dr. Feise:

Eine Rötung und Schwellung ist eigentlich immer vorhanden. Diese sind aber vor allem beim Infini relevant. Der LaseMD ist nach 1-2 Tagen abgeheilt. Pigmentstörungen sind beim Infini aufgrund der isolierten Nadeln bei uns noch nie aufgetreten, einen UV-Schutz nach der Behandlung empfehle ich aber dennoch immer.

Beim LaseMD haben wir eigentlich keine richtige Ausfallzeit. Die leichten Schwellungen und Rötungen lassen sich am nächsten Tag erfolgreich überschminken. Der Infini ist eine typische Freitagsbehandlung mit Rötung und Schwellung am Wochenende über 2-4 Tage – je nach Aggressivität der Behandlung, die ich natürlich sehr gut steuern kann aufgrund der guten Einstellbarkeit des Infini.

MÄC:

In Frankenthal haben Sie von dem Nachfolgemodell des Infini, dem Genius, berichtet. Sehen Sie hier signifikante Vorteile bzw. Unterschiede?

Dr. Feise:

Beim Genius ist aus meiner Sicht eine konsequente Weiterentwicklung des Infini erfolgreich umgesetzt worden. Die Nadeln sind dünner und der Motor zur Nadelapplikation in die Haut ist viel sanfter, was für die Patienten in weniger Schmerzen resultiert. Das Handstück ist zudem kleiner geworden, was für den Therapeuten angenehm ist.

Eine technisch bedeutende Erneuerung ist die Impedanzkontrolle beim Genius: der Gewebswiderstand in der Haut wird permanent gemessen und die vom Gerät abgegebene Energie angepasst. Dadurch erreichen wir eine optimale Energieabgabe für eine ideale Wirkung bei Vermeidung von Nebenwirkungen durch zu hohe Energien. Das bedeutet eine nochmals erhöhte Sicherheit für den Patienten und Therapeuten.

Zudem haben wir ein komfortables Menü mit Voreinstellungen für alle Regionen auf Grundlage von vielen Tausend Behandlungen. Dadurch wird es auch Einsteigern in die Welt des Radiofrequenz-Microneedlings einfach gemacht, richtig zu behandeln, und eine Delegierbarkeit wird ermöglicht. Sinnvoll ist auch die Anzeige der kumulativen abgegebenen Energie pro Behandlung. Damit sind Behandlungen besser miteinander vergleichbar und Folgebehandlungen bei Patienten besser einstellbar.

MÄC:

Sehr geehrter Herr Dr. Feise, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte S. Höppner