Tattooentfernung: Was passiert mit dem Pigment in der Haut?
Bei einem Symposium im Rahmen der 33. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft (DDL) stellte Dr. med. Lynhda Nguyen, Zentrum für Innere Medizin, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ihre Ergebnisse zur intravitalen Analyse von Tattoopartikeln nach Pico-(PS) und Nanosekunden(NS)-Laserbehandlung mittels Multiphotonen-Tomographie mit Fluoreszenz-Lebensdauermikroskopie vor.
Zur Entfernung von Tätowierungen werden vor allem die beiden Goldstandards der gütegeschalteten NS-Laser und PS-Laser verwendet. Dabei seien beide Lasersysteme hochwirksam und besäßen zudem ein gutes Sicherheitsprofil. Jedoch gebe es nur wenige Daten über die langfristigen histo-morphologischen Veränderungen im Langzeitverlauf. Bei dieser prospektiven, kontrollierten Studie wurden alte schwarze Tattoos in menschlicher Haut mit einem 1064 nm PS- oder gütegeschalteten NS-Laser behandelt und anschließend nach 6 und 12 Wochen mittels Multiphotonen-Tomographie mit Fluoreszenz Lifetime Imagine (MPT-FLIM) untersucht. Das Ziel der Studie lag in der Beobachtung der Verteilung von Tattoopartikeln in der Haut sowie der morphologischen Veränderungen im umliegenden Gewebe.
Das MPT-FLIM werde relativ neu in der Forschung eingesetzt; derzeit sogar in der Behandlung von Juckreiz-Patienten. Die Technik basiere auf einem Infrarot-Laser im Femto-Sekundenbereich und könne in vivo nicht-invasive, dafür hochauflösende Bilder von den Zellen generieren. Dieses Verfahren ermögliche es, 3D-Modell-Cubes der Haut zu veranschaulichen und somit „optische Biopsien“ durchführen zu können, ohne tatsächlich Gewebe entnehmen zu müssen.
Die Ergebnisse dieser Methode zeigen, dass sich Tattoopartikel von alten schwarzen Tattoos in tieferen Hautschichten finden lassen. Sechs Wochen nach der PS-Laserbehandlung ist im MPT zu sehen, dass sich die Tattoopartikel in den Hautschichten Stratum granulosum und Stratum spinosum aufhalten, was einen fortschreitenden transepidermalen Abbau der Partikel belege. Zudem wurde beobachtet, dass sich der interzelluläre Raum im Rahmen einer leichten Entzündungsreaktion nach der Laserbehandlung leicht vergrößere. Die Ergebnisse
des Q-switched Lasers (gütegeschalteter NS-Laser) glichen denen der PS-Lasern in allen Punkten. Nach 12 Wochen konnten überraschenderweise immer noch Tattoopartikel in der oberen Hautschicht nachgewiesen werden. Außerdem wurde festgestellt, dass sich die Farbpartikel um Strukturen herum ansammeln, von denen man ausgehe, dass es sich um Gefäße handele und somit ein Abbau über das Lymph- und Blutsystem wahrscheinlich sei. An dieser Stelle konnte bei dem Q-switched Laser nach 12 Wochen kein Farbpigment mehr festgestellt werden; vor allem nicht in den tieferen Hautschichten.
Fazit
Das MPT-FLIM Verfahren eigne sich als nicht-invasives, hochauflösendes in vivo Bildgebungsverfahren für Tattoo-Partikel und Monitoring von Laserbehandlungen. Nach der Laserbehandlung könne beobachtet werden, dass Tattoo-Partikel durch transepidermale und makrophagische Prozesse entfernt werden. Bei der PS-Laserbehandlung deuten die Tattoo-Partikel in der Epidermis und die anhaltende zelluläre Entzündung darauf hin, dass der Abbauprozess der Partikel auch nach Monaten nach der letzten Behandlung fortschreite. Die Intervalle der Laserbehandlungen mit dem PS-Laser sollten demnach zwischen acht und zwölf Wochen gewählt werden. Dem stehen die Ergebnisse des Q-switched Lasers entgegen, bei dem nach 12 Wochen kein weiterer transepidermaler Abtransport von Tattoo-Partikeln nachgewiesen werden konnte.
Quelle: Symposium „Pigmente – Tattoos, Permanent Make-Up und andere Pigmente “ im Rahmen der 33. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft, 4. Mai 2024, Hamburg