Laser | Radiofrequenz

„Für Feuermale ist der KTP-Laser eine spannende Option“

Interview mit PD Dr. med. Katharina Herberger (Hamburg)

Frau PD Dr. med. Katharina Herberger, Leiterin der Laserabteilung der Dermatologie im UKE Hamburg, arbeitet regelmäßig mit dem im Dezember 2021 eingeführten Gefäßlaser DermaVTM (Fa. Lutronic). Dr. Herberger bereitet mit Ihrer Forschungs- gruppe aktuell eine Studie zur Therapie von Feuermalen mit dem KTP Laser vor und gibt nach ca. 4 Monaten Einsatzzeit im Gespräch einen ersten Einblick in die Vorteile der neuen Technologie, deren Alleinstellungsmerkmale und das Indikationsspektrum, welches abgedeckt werden kann.

Frau Dr. Herberger, der DermaV wurde ja gerade erst auf dem europäischen Markt eingeführt. Wie kam es dazu, dass Sie bereits eine Studie zu dem Gerät vorbereiten?

Dr. Herberger: Zunächst einmal ist die Herstellerfirma Lutronic mit der neuen Technik auf mich zugekommen und hat mir die Gelegenheit gegeben, das neue Lasersystem kennenzulernen und zu testen. Dabei wurde schnell die Idee geboren, eine Studie zu Feuermalen mit diesem System zu planen. Insbesondere, da sich in den letzten Jahren nicht viele Innovationen auf dem Gebiet der Behandlung dieser stigmatisierenden Hautveränderung ergeben haben, ist diese mögliche Behandlungsoption äußerst interessant.

Feuermale gehören ja zu den häufigsten angeborenen Gefäßfehlbildungen und bestehen dann bis in das Erwachsenenalter. Sie stellen eine große psychosoziale Belastung grade auch bei Kindern dar. Welche Altersstufen dürfen an dieser Studie teilnehmen?

Dr. Herberger: Zunächst werden nur volljährige Patienten behandelt, da die Regulationen zur Studiendurchführung an Kindern deutlich komplexer sind. Allerdings ist zu erwarten, dass
sich die Behandlungsergebnisse auf Kinder übertragen lassen, da die Behandlung bei Erwachsenen aufgrund der Dicke der Läsionen häufig noch schwieriger ist. Wenn also die Therapie bei Erwachsenen erfolgreich und natürlich auch gut verträglich ist, wird sie bei Kindern mindestens ebenso effektiv sein.

Können Sie uns kurz die besonderen technologischen Parameter des Geräts erläutern? Wie sind Ihre ersten Erfahrungen mit dieser neuen Technologie bei der Behandlung von Feuermalen?

Dr. Herberger: Beim DermaV handelt es sich um einen Gefäßlaser, welcher nicht nur mit zwei Wellenlängen arbeitet und somit die Fähigkeit besitzt, ultrakurze Impulse abzugeben, sondern als einziger Laser auch eine Kryokühlung bzw. ein Kryospray integriert, welches sich individuell vor und nach dem Laserschuss einstellen lässt.

Bisher war zur flächigen Behandlung der Feuermale als einziger Laser der Farbstofflaser verfügbar, daher ist der KTP-Laser mit seiner großen Variationsbreite an Parametern eine spannende Option. Erste Erfahrungen deuten darauf hin, dass dank der großen Spotgrößen und der verschiedenen Impulsbreiten gute Effekte mit einem guten Sicherheitsprofil möglich sind.

Darüber hinaus lassen sich aber auch andere Gefäßläsionen wie Coupe- rose, Teleangiektasien, Angiome
oder Besenreiser effektiv behandeln – durch die Kombination der beiden Wellenlängen 532/1064 nm ist das Indikationsspektrum sehr breit. Durch die erwähnten Kühlungsmöglichkeiten kann die Behandlung zum einen schmerzarm, zum anderen sicher durchgeführt werden, da die Epidermis dadurch vor unerwünschten Nebenwirkungen geschützt werden kann.

Wie viele Anwendungen sind bis zu einem zufriedenstellenden Ergebnis notwendig?

Dr. Herberger: Bei Feuermalen muss man die Lokalisation, das Alter und die individuelle Ausprägung in die Behandlungs- planung einbeziehen. Nur wenige Feuermale lassen sich vollständig und langfristig entfernen. Es geht um eine Aufhellung, Verkleinerung und die Prophylaxe von Knötchenbildung. Die besten Effekte werden in der Regel in den ersten 8-10 Sitzungen erzielt, aber auch danach kann es noch Verbesserungen geben.

Welche Vorteile ermöglichen die innovativen Technologien, auch bei weiteren Indikationen?

Dr. Herberger: Das Spektrum des KTP-Lasers wird insbesondere durch die fraktionierte Linse und die unterschiedlichen Spotgrößen von 2-16 mm erweitert. Durch diese kann der Laser im Vergleich zu bisherigen Systemen tiefer eindringen und daher auch flächige und tiefer liegende Läsionen behandeln. Ein ebenfalls integrierter länglicher Spot ist vor allem bei der Behandlung von Gefäßverläufen hilfreich.

Was hat man sich unter dem ebenfalls neuen „IntelliTrak Programm“ vorzustellen?

Dr. Herberger: Das IntelliTrak Programm des DermaV ermöglicht eine gleichmäßige, homogene Behandlung größerer Areale wie zum Beispiel bei Gesichtsrötungen und bei großen Feuermalen, damit Behandlungslücken oder Überlappungen vermieden werden. Auch bei der Anwendung der fraktionierten Rejuvenation kann es die Arbeit erleichtern.

Kann das Gerät auch für Treatments zur Hautverjüngung eingesetzt werden?

Dr. Herberger: Ja, durchaus. Das Gerät ist sehr vielseitig und gerade die integrierte Echtzeit-Temperaturkontrolle ist sehr hilfreich. Der Einsatz zur Hautverjüngung, Kollagenstimulation und Pigmentangleichung ist als schonende Therapieoption für ein breites Patientenspektrum interessant, da die Ebenmäßigkeit der Haut einen hohen Stellenwert bei den formulierten Patientenzielen hat. Hier werden in den letzten Jahren insbesondere Maßnahmen mit geringer Ausfallzeit stark nachgefragt.

Kann der DermaV aus Ihrer Sicht den Farbstofflaser in der Praxis ersetzen?

Dr. Herberger: Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös beantworten. Aber auch eine Ergänzung der Behandlungsoptionen wäre schon ein riesiger Schritt, da Farbstofflaser aufgrund ihrer Wartungsintensität und der hohen Kosten ja generell wenig verbreitet sind. Patienten mit Feuermalen müssen zum Teil Wege von mehreren hundert Kilometern auf sich nehmen, um behandelt zu werden. Weitere effektive Lasersysteme mit einem breiten Indikationsspektrum könnten zu einer besseren Feuermalversorgung führen. Allerdings ist dazu die nötige Evidenz zu erbringen, um die Effektivität, Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie zu untersuchen und zu belegen.

Quelle: Lutronic