Laser | Radiofrequenz

Lasern im gynäkologisch- dermatologischen Grenzbereich

Drei Indikationen mit guter Erfolgsaussicht

Bei Lichen sclerosus, Stressinkontinenz und zur vaginalen Rejuvenation sind lasertherapeutisch Ergebnisse zu erzielen, mit denen viele Patientinnen hoch zufrieden sind. Da die meisten Frauenärzte lasertechnisch nicht gerüstet sind, kommen hier überwiegend entsprechend versierte Dermatologen zum Zug. Dabei sei es keineswegs Absicht, in fremden Revieren zu wildern, aber die ausgestreckte Hand, Gynäkologen ins Boot der Lasertherapeuten zu holen, wurde bislang kaum bis nicht angenommen, wie Professor Markus Steinert, Betreiber eines Haut- und Laserzentrums in Biberach an der Riß, bei einer Veranstaltung im Rahmen der DDL-Jahrestagung in München einleitend bedauerte.

Rasche Hilfe bei Lichen sclerosus

Ein Lichen sclerosus et atrophicus der Vulva ist die häufigste nicht-infektiöse und nicht allergische entzündliche Erkrankung des weiblichen Genitalbereichs. Das chronische und oft mit heftigstem Juckreiz einhergehende Leiden kann in jedem Alter vorkommen, tritt aber gehäuft nach den Wechseljahren auf und gilt als fakultative Präkanzerose mit erhöhtem Kontrollbedarf.

Immer wieder kämen Patientinnen mit einem ausgeprägten Lichen sclerosus in seine Praxis, die angeben, trotz regelmäßiger gynäkologischer Vorsorgeuntersuchung von ihrem Frauenarzt nie aktiv darauf angesprochen worden zu sein, wunderte sich Steinert.

Der Dermatologe hat gegen Lichen sclerosus sehr gute Erfahrungen mit einem gepulsten Farbstofflaser und/oder einem fraktionierten ablativen Laser gemacht. Ein quälender Juckreiz bessert sich oft schon nach der ersten Sitzung und ist nach zwei bis drei Behandlungen nicht selten gänzlich verschwunden. Auch wird ein verhärtetes Gewebe wieder weich und die Patientinnen sind ob des schnellen Erfolges zumeist hoch zufrieden.

Wo diese Maßnahme allein nicht ausreicht, kann zusätzlich eine Therapie mit topischen Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus versucht werden, wobei ein fraktionierter Er:YAG-Laser die Wirkstoffeinbringung intensiviert. Steinert kritisierte, dass die Lasertherapie von Patienten mit Lichen sclerosus eigentlich nicht neu und der Erfolg gut dokumentiert ist. Dennoch werde die Option zu sparsam genützt.

Beckenbodentraining lässt Bindegewebsschwäche außen vor

Bis zu 50% aller Frauen über 50, die eine oder mehrere Geburten hinter sich haben, leiden unter einer Stressinkontinenz. Therapie der Wahl ist Beckenbodentraining. Allerdings erreicht man damit nur die muskuläre Ebene der ursächlichen Beckenbodenschwäche. An einem zu schwachen Bindegewebe ändert man damit nichts, weshalb auch ein regelmäßiges Beckenbodentraining nicht notwendigerweise Kontinenz garantiert, so Steinert.

In diesem Fall leistet aber wiederum ein fraktionierter Er:YAG-Laser gute Dienste, versicherte der Experte. In einer Art Käfig in die Scheide eingeführt, feuert der Laser über einen
45- Grad-Spiegel im Verlauf einer halben Stunde etwa eine Million Impulse in die Scheidenvorderwand und das anschließende Bindegewebe mit dem Ziel, diese Strukturen zu straffen. Ein Lokalanästhetikum ist nur für den Scheideneingangsbereich und die ersten drei Zentimeter erforderlich.

Responder bemerken bereits nach zwei bis drei Tagen eine deutliche Besserung der Inkontinenz. Nach drei Wochen bis drei Monaten ist mit dem maximalen Ergebnis zu rechnen. Ist dieses dann nicht zufriedenstellend, lohnt ein zweiter Behandlungsversuch.

Von den etwa 350 Frauen, die in den letzten sieben Jahren zusätzlich zu einem allein insuffizienten Beckenbodentraining bei Steinert Hilfe mit der geschilderten Methode gesucht haben, bezeichneten 80% schon nach einer einmaligen Laserbehandlung ihr Problem als deutlich gelindert.

Vaginalschleimhaut optisch und funktionell verjüngen

Auch bei gehäuft in der Menopause, manchmal aber auch schon früher atrophierender Scheidenschleimhaut mit verminderter Lubrikation leistet in Steinerts Praxis ein fraktionierter Er:YAG-Laser hervorragende Dienste.

Der in die Scheide eingeführte Laser beschießt zirkulär die gesamte Schleimhaut mit Impulsen in einer Stärke, wie sie etwa auch für die Gesichtshautverjüngung gewählt werden. Schon nach wenigen vergleichsweise kurzen Sitzungen wird die oft leicht gelblich verfärbte atrophische Schleimhaut zusehends wieder rosig und auch die Lubrikation wird spürbar besser.

Quelle: Vortrag von Professor Markus Steinert, Biberach, “Lichen sclerosus, Stressinkontinenz und vaginal rejuvenation – Kann man das wirklich erfolgreich lasern?“ anlässlich der 28. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft (DDL), 31. Mai 2019, München