Laser | Radiofrequenz

Lasertechnik in Expertenhand: Wissenschaftlich fundierte Ansätze für maximale Patientensicherheit

Interview mit PD Dr. med. Gerd Gauglitz, München, Tagungspräsident
der 28. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft (DDL)

Die Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft (DDL) findet dieses Jahr vom 30. Mai bis zum 01. Juni 2019 in München statt. Tagungspräsident PD Dr. med. Gerd Gauglitz (München) – Oberarzt der Abteilung für Ästhetische Dermatologie und Lasermedizin an der Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München und in eigener Praxis niedergelassen – gab uns vorab Einblicke in das Programm und betonte die Bedeutung der Weiterbildung in der Lasertherapie, die inzwischen eine der Kernkompetenzen in der Dermatologie geworden ist. Wissenschaftliche Ansätze und Qualitätskontrolle sind hierbei die Basis für Effektivität und Sicherheit dieser Technologien in Expertenhand.

PD Dr. med. Gerd Gauglitz

Ästhetische Dermatologie:

Herr Dr. Gauglitz, was dürfen die Besucher von der diesjährigen Tagung der Lasermediziner erwarten, was sind Ihre persönlichen Highlights?

Dr. Gauglitz:

Wie auch in den letzten Jahren haben wir erneut unser Bestes gegeben, um hochkarätige Referenten für unsere Veranstaltung zu gewinnen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Nebenwirkungen durch Energy-based- Devices in Laienhand wollen wir mit dieser Tagung ein klares Zeichen hinsichtlich Qualität, Effektivität und Sicherheit dieser Technologien in Expertenhand setzen. Dieses Ziel beinhaltet neben ständiger Weiterbildung auch die Ausbildung des dermatologischen Nachwuchses; so gehört die Lasertherapie inzwischen doch zu einer der vielen Kernkompetenzen unseres Faches. Insofern steht das Tagungsprogramm ganz im Zeichen einer praxisnahen, ehrlichen und kritischen Kommunikation. Mein persönliches Highlight wird die Session zu den tagtäglichen Herausforderungen und Behandlungen im Praxisalltag sein. Hier erhoffe ich mir praktische Tipps für Indikationen, die nach wie vor unseren Laseralltag bestimmen, die aber für die klassischen Workshops vielleicht nicht spannend genug sind.

Ästhetische Dermatologie:

Welche Neuerungen gibt es bei Kombinationsbehandlungen, den Schnittstellen zwischen Ästhetik und Lasermedizin?

Dr. Gauglitz:

Hier sind der Fantasie kaum noch Grenzen gesetzt. Im Allgemeinen kombinieren wir z.B. inzwischen tagtäglich Muskelrelaxantien und Augmentationsverfahren mit Hautqualitätverbessernden Verfahren. Je mehr Möglichkeiten wir zur Verfügung haben, desto wichtiger ist die Aufklärung der Patienten über das zu erwartende Ergebnis, die Kosten, Haltbarkeit und natürlich auch Reihenfolge der verschiedenen Ansätze. Insbesondere der mikro- fokussierte Ultraschall öffnet uns einige zusätzliche Möglichkeiten aufgrund seiner Eindringtiefe, sollte aber auch wegen eben dieser, wenn möglich, vor der Einbringung von Füllmaterialien eingesetzt werden.

Ästhetische Dermatologie:

Die Therapie von Besenreisern, Nasenteleangiektasien oder atrophen Aknenarben sind klassische Anwendungsbereiche der Laser. Gibt es hier Neuerungen im Nebenwirkungsmanagement?

Dr. Gauglitz:

Nein, die Nebenwirkungen sind ja eigentlich immer die selben. Narbenbildung durch Überhitzung des Gewebes, Pigmentverschiebungen und unzureichendes Ergebnis. Diese sind meist einem zu aggressiven Vorgehen oder einer mangelnden Aufklärung geschuldet. Ich behandle eher defensiv, kommuniziere lieber eine Sitzung mehr als zu wenig, um zu starke Einstellungen zu vermeiden, und steigere dann lieber bei der zweiten (gut vertragenen) Sitzung.

Ästhetische Dermatologie:

Ein Programmpunkt gleich zu Beginn sind Live-Behandlungen in der Hautklinik der LMU. Was sehen die Teilnehmer, wenn sie Ihnen dort über die Schulter blicken?

Dr. Gauglitz:

Neben dem Laserschutzkurs am Donnerstag morgen, dessen regelmäßige Auffrischung inzwischen für jeden Laseranwender Pflicht sein sollte, sehen wir ab mittags ein buntes Potpourri aus Fettreduktion, Fadenlifting, Innovativen Neuerungen bei der Hautkrebsvorsorge, Hautverjüngung, Behandlung vaskulärer Läsionen, Aknebehandlung mittels Gold-Mikro-Partikeln, Pigmententfernung mittels Picosekundenlaser und minimal-invasiver Therapie der Hyperhidrose.

Ästhetische Dermatologie:

Sie haben selbst eine langjährige Expertise in der Narbenbehandlung, sowohl bei kosmetischen Fragestellungen als auch bei Operations- und Verbrennungsnarben. Gibt es Unter- schiede in der Patientenkommunikation und im Gewinn an Lebensqualität und Zufriedenheit bei diesen Patienten?

Dr. Gauglitz:

Wir setzen unsere Laser gerade im Praxisalltag häufig bei medizinischen Indikationen ein. Neben vaskulären Läsionen sind das bei uns vor allem die Narbenbehandlungen. Nachdem wir es hier mit Problemen zu tun haben, die für die Patienten nicht nur kosmetisch störend sind, sondern auch durch beispielsweise funktionelle Einschränkungen, Schmerzen o.ä. schwerwiegende Einschnitte im täglichen Alltag darstellen, ist die Zufriedenheit und Dankbarkeit in vielen Fällen ungleich größer. Allerdings sind die Behandlungen häufig langwieriger, evtl. schmerzhafter und auch aufwendiger, insofern ist eine gute Aufklärung und eine enge Begleitung der Patienten während der Behandlung wichtig. Auch die Erwartungshaltung sollte realistisch gehalten werden, gerade letzteres ist ein häufiges Problem unserer Zeit. Hier führt eine ehrliche Kommunikation bestimmt besser ans Ziel als das schüren unrealistischer Erwartungen.

Ästhetische Dermatologie:

Sie beobachten mit Sorge Nebenwirkungen durch Energy-based-Devices in Laienhand. Warum ist die Qualitätskontrolle hier so wichtig, für Behandler und Patienten?

Dr. Gauglitz:

Viele von uns konnten sich das Lasern unter Anleitung und mit entsprechen- den intellektuellen und anatomischen Kenntnissen über Jahre hin aneignen. Inzwischen haben viele unerfahrene, wenig qualifizierte Personen Zugang zu Geräten, die z.T. bleibende Schäden anrichten können. In vielen Fällen ist hier einzig die finanzielle Motivation ausschlaggebend für die Anschaffung eines solchen Gerätes.

Voreinstellungen, sogenannte “presets“, sollen auch Laien das Lasern erleichtern, fördern aber häufig nicht unbedingt das Nach- denken. Letzteres ist aber beim Lasern unabdingbar. Leidtragende sind am Ende die Patienten, die dann mit den Nebenwirkungen zumeist allein gelassen werden. Zudem sind die heutigen Technologien teilweise komplexer, werden mit anderen Ansätzen kombiniert und penetrieren tiefer.

Eine entsprechende Qualitätskontrolle sollte selbstverständlich sein, immerhin handelt es sich insbesondere bei kosmetischen Indikationen um vollständig gesunde Patienten, die evtl. absolut unnötig gesundheitlichen Schaden nehmen.

Ästhetische Dermatologie:

Sehr geehrter Herr Dr. Gauglitz, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte S. Höppner