Lipödem

Endlich Hoffnung für Lipödem-Patientinnen?

Das Lipödem ist eine derzeit noch als unheilbar geltende Fettverteilungsstörung, die meist mit Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfen bekämpft wird. Der Versuch endet für viele Betroffene jedoch oftmals in einer Sackgasse – Schmerzen und Fettshaming inklusive. Nun hoffen viele auf die Ergebnisse einer großangelegten Studie des Gemeinsamen Bundesausschusses (LIPLEG-Studie), die prüfen soll, ob Liposuktionen beim Lipödem wirklich einen langfristigen medizini- schen Nutzen bringen können.

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, bei der vor allem der Unterkörper von einer gestörten Verteilung des Fettgewebes betroffen ist. Die Fettzellen sind dabei nicht nur übermäßig eingelagert, sondern auch vergrößert und deformiert. Zudem bereitet eine vermehrte Ansammlung von Wasser im Gewebe den Patientinnen Probleme.

Mittlerweile weiß man, dass die Lipödem-Erkrankung nichts mit Übergewicht zu tun hat, auch wenn sie in ihren Anfängen oft mit Adipositas verwechselt und daher zu oft falsch diagnostiziert wird. Dabei ist sie genetisch bedingt und tritt infolge einer Umstellung des Hormonhaushaltes hauptsächlich bei Frauen (z.B. nach Pubertät, Schwangerschaft oder den Wechseljahren) auf. Aus diesem Grund sind die Fettzellen des Lipödems auch diätresistent und bereiten den Betroffenen großen Kummer, da diese oft als fettleibig diskriminiert werden.

Symptome und Beschwerden

Holger Fuchs, Medizinischer Direktor der Praxis Klinik Pöseldorf, befasste sich während seiner langjährigen Tätigkeit als Plastischer, Ästhetischer und Rekonstruktiver Chirurg intensiv mit der Diagnose und Behandlung des Lipödems. So kennt er aus erster Hand die Leiden und Sorgen von Erkrankten: „Mit Übergewicht hat das Lipödem wenig zu tun, aber meine Patientinnen schämen sich oft für ihre unförmigen Körper, die durch die Krankheit entstanden sind. Im privaten und beruflichen Umfeld wird – auch durch Fehldiagnosen – fälschlicherweise davon ausgegangen, dass sie einfach dick seien und nur mal abnehmen müssten. Das ist völliger Unsinn und belastet die Psyche enorm!“ Der beste Weg gegen ein solch falsches Körperbild und -gefühl ist immer Aufklärung. „Es ist wichtig, dass die Patientinnen verstehen, dass die Schuld für das Lipödem nicht in schlechter Ernährung, mangelnder sportlicher Betätigung oder Disziplinlosigkeit liegt, sondern genetisch bedingt ist“, so Fuchs weiter.

Hinzu komme der Schmerz durch die Knötchenbildung und Schwellungen. Einige seiner Patientinnen berichteten auch von sehr schweren Gliedmaßen, die sie in ihrem Bewegungsfreiraum oft erheblich einschränkten. Zudem erhöhen Wundekzeme, die durch die ständige Reibung an den Innenschenkeln entstehen, den Leidensdruck von betroffenen Frauen. Außerdem begünstige das zusätzliche Gewicht die Entstehung einer vorzeitigen Arthrose.

Der aktuelle medizinische Standard: Ein Trauerspiel in vielen Akten

Auch heutzutage wird das Lipödem überwiegend mit Lymphdrainagen, Kompressionsbehandlungen und Sporteinheiten behandelt. „Dies lindert zwar das Druckgefühl in den Beinen und kann so schmerztherapeutisch wirken, allerdings bekämpft man nicht die Ursache des Problems“, weiß Holger Fuchs. Zudem müssen diese Methoden sehr regelmäßig und häufig angewendet werden. Ein horrender Zeitaufwand im Leben der betroffenen Frauen und eine Tortur, die meist nicht den gewünschten Effekt erzielt – und wenn, dann nicht von Dauer. Doch dieser Kampf gegen die Windmühlenflügel muss nicht sein. In der Praxis Klinik Pöseldorf in Hamburg hat man bereits viele positive Erfahrungen in der Behandlung von Lipödemen durch Absaugungen gesammelt.

„In unserem Haus, der Praxis Klinik Pöseldorf, nehmen wir bei Frauen mit Lipödem eine Liposuktion vor. Diese wird jedoch bisher in den seltensten Fällen von den Krankenkassen übernommen, da ihre Wirksamkeit noch nicht durch wissenschaftliche Studien belegt werden konnte. Bei uns haben wir damit jedoch stets sehr gute Ergebnisse erzielen und das Leben unserer Patientinnen nachhaltig verbessern können.“, so der plastisch-ästhetische Chirurg über die Erfahrungen in seiner Privatklinik.

Da Holger Fuchs und sein Team nicht die einzigen Plastiker sind, die über derlei gute Behandlungserfolge durch Liposuktionen sprechen, wurde in den letzten Jahren der Ruf nach der Übernahme der OP-Kosten durch die Krankenkassen immer lauter. Nun soll er wohl erhört werden.

Ein Lichtblick am Horizont?

Seitdem 2019 die Liposuktion als Behandlungsmethode auch politisch im Zuge des Entwurfs zum neuen Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) zur Sprache kam, fiel Ende 2019 der Startschuss für die großangelegte LIPLEG-Studie, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss in Auftrag gegeben wurde.

Diese soll die Frage beantworten, welchen Nutzen die Liposuktion beim Lipödem im Vergleich zur alleinigen konservativen, symptomorientierten Behandlung hat. Besonders schwer Erkrankten (Stadium 3) soll bis zum voraussichtlichen Ende der Studie (31.12.2024) die Liposuktion erstattet werden. Bei Bekanntgabe der Studienergebnisse wird über diesen Beschluss neu entschieden. Für die betroffenen Frauen ist das jedoch ein Meilenstein, der zeigt, dass die Kostenübernahme tatsächlich in Betracht gezogen und ihr Leiden endlich ernstgenommen wird.

„Wir finden es richtig, dass sich endlich etwas tut“, kommentiert Holger Fuchs das Geschehen. „Genug erfolgreiche Eingriffe in diesem Bereich haben in den letzten zwanzig Jahren gezeigt, dass die Liposuktion eine wirkungsvolle Methode ist, die vor allem langfristig das Leiden der Betroffenen lindern kann.“ Denn statt der allenfalls schmerzlindernden Lymphdrainage erfasse eine Liposuktion das gesamte Problem und stelle auch das psychische Wohlbefinden der Frauen wieder her. Der emotionale Leidensdruck werde nämlich, gerade bei jungen Patientinnen viel zu oft außer Acht gelassen. „Meine Patientinnen bedanken sich nach ihren Eingriffen häufig: Sie könnten sich nun endlich wieder schön und begehrenswert fühlen“, sagt der Plastiker und fügt noch an: „Wollen wir also hoffen, dass die Studie unsere langjährigen Erfahrungen in unserer Klinik bestätigt. Es wäre allen Lipödem-Patientinnen zu wünschen.“

Quelle: Praxis Klinik Pöseldorf