Medizinische Kosmetik

Mit AHA-Peelings zum AHA-Effekt

Mega-Trend oder uralte Tradition? Manchmal ist beides richtig. Chemische Peelings sind angesagt wie nie – sorgen sie doch bei anspruchsvollsten Verwendern für überzeugende Ergebnisse. als chemische Peelings bezeichnet man den Einsatz von hochwirksamen fruchtsäuren, um effektiv Hautschüppchen zu lösen, ohne mechanisch zu reizen. Gleichzeitig kurbeln die Säuren Regenerationsprozesse an. So überzeugen die Multitasker momentan Kunden in Kosmetikinstituten bei Falten, Uv-bedingten Schäden, unebenmäßiger Hautstruktur, Pigmentflecken und -unregelmäßigkeiten, unreiner haut, großen Poren, sowie müdem und stumpfem Teint. Als kosmetisches Mittel sind sie allerdings schon längst bekannt: mehrere tausend Jahre nämlich. Papyrusrollen aus dem alten Ägypten beweisen, dass auch schon die Ägypter dieses Schönheitsgeheimnis kannten.

Elena helfenbein, leitung center für Studien und anwendung bei BaBoR

Dazu gehören neben der Einwirkzeit und einem eventuellen Layering auch der pH-Wert und die Säurekonzentration. Der natürliche pH-Wert der Haut an der Oberfläche ist leicht sauer und liegt im Idealfall, also bei einer intakten Hautbarriere, zwischen 4,5 und 5,5. Im Rahmen eines Säure-Peels wird der pH-Wert der Haut kurzzeitig und kontrolliert abgesenkt, um einen gezielten Impuls zu setzen. Insgesamt gilt: Je tiefer der pH-Wert des Peelingproduktes und je höher die Einsatzkonzentration der Fruchtsäuren, desto ausgeprägter ist die Peelingwirkung.

In Abhängigkeit von der Molekülgröße verändert sich das Penetrationspotential der verschiedenen Fruchtsäuren. Als kleinste AHA hat die Glykolsäure somit ein höheres Eindringpotential in die Hornschicht als andere. Einsatzkonzentrationen von 20% bis maximal 30% Fruchtsäuren sichern im Kosmetikinstitut bei fachgerechter Anwendung die Hautverträglichkeit mit sicht- und spürbarem Behandlungsergebnis. Je länger der Hautkontakt mit Fruchtsäuren – insbesondere bei hohem Fruchtsäureanteil und niedrigem pH Wert –, desto intensiver die Wirkung auf der Haut. Daher gilt es, in der Behandlung die maximalen Einwirkzeiten zu beachten.

Die Behandlung

Wie jede Profi-Behandlung beginnt das Fruchtsäure-Treatment mit einer professionellen Hautanalyse und einem Anamnesegespräch. So kann die Hautexpertin die passende Peelingintensität je nach Hautbild und -zustand und individuellem Behandlungsziel auswählen.

Vor der Behandlung

Wer eine Fruchtsäure-Kur beginnen möchte, sollte zuvor Hautstress vermeiden. Das bedeutet, 14 Tage vor der Behandlung keine Laserbehandlung zur Haarentfernung im zu behandelnden Bereich durchführen zu lassen, nicht ins Solarium zu gehen und sich nicht ungeschützt in der Sonne aufzuhalten. 7 Tage vorher gilt es, nicht zu Wachsen und kein Sugaring zu machen. 3 Tage vorher herrscht Verbot für mechanische oder AHA-Peelings. 1 Tag vorher – Herren bitte aufgepasst! – keine Nassrasur.

Die Prozedur

Es ist empfehlenswert, jede Peeling- Kur mit einem relativ milden Peel zu starten. So kann die Kosmetikerin in einem ersten, sanften Schritt den Erneuerungsprozess der Haut ankurbeln und testet ihre Reaktionssensitivität auf AHA-Säuren. In der folgenden Kur kann sie dann die Peelingintensität ideal an die Bedürfnisse des individuellen Hautzustands anpassen. Zu Beginn der Behandlung wird die Haut gründlich gereinigt und mit einer speziellen Peeling-Maske vorbereitet. Sie lockert als Vorbereitung auf das folgende AHA-Peel bereits Proteinbrücken zwischen abgestorbenen Hautzellen. Der Wirkstoff Kaolin kann überschüssigen Talg aufnehmen. Anschließend trägt die Kosmetikerin das individuell angepasste AHA-Peel mit Pinseln von außen beginnend zur Gesichtsmitte hin auf. Fließende Streichungen über Stirn, Wange, Kinn und Hals verteilen das gelige Peel, das sich zunächst angenehm kühl anfühlt. Kunden, die noch kein AHA-Peeling kennen, sollten vor der Behandlung darauf hingewiesen werden, dass sich während der Einwirkzeit die Haut leicht bis stark röten, kribbeln oder sogar leicht brennen kann. Wer noch mehr aus der Peeling-Erfahrung herausholen möchte, kann einige Peels auch layern. Nach maximal 10 Minuten Einwirkzeit nimmt die Hautexpertin das Peel mit angenehm kühlen Kompressen ab. Nachdem die Fruchtsäuren die Haut wie im Workout stimuliert haben, stehen nun alle Zeichen auf “cool down” und Beruhigung. Es gilt den pH-Wert zu regulieren und die Haut wieder in Balance zu bringen. Ideal ist nun der Wirkstoff Beta Glucan. Als Power- Konzentrat kann es Rötungen, Reizungen und Spannungsgefühle reduzieren. Und zwar mit Sofort- Effekt. Angenehm und wirksam ist eine folgende kühlende Vliesmaske, die mit Lactil, Allantoin und Panthenol für einen Frischekick sorgt und intensiv beruhigt. Kühle Kompressen sind nun sehr angenehm auf der Haut. Als Abschluss ist ein leichtes, beruhigendes Serum empfehlenswert, zum Beispiel mit Ballonrebe, Natternkopf und Sonnenblume.

Nach der Behandlung

Auch bei ideal abgestimmten Peels können Trockenheits- und Spannungsgefühle auftreten. Diese Reak- tionen sind gewollte, kalkulierte Hautreaktionen und klingen aufgrund der professionellen Nachbehandlung meistens sofort, spätestens aber nach ein bis zwei Tagen ab. Bei der unreinen Haut kann es einige Tage nach der Anwendung zunächst zu einer Erstverschlimmerung kommen; hier ist die Durchführung einer Behandlungskur empfehlenswert, um das Hautbild zu verbessern. Diese möglichen Reaktionen sollten vor Beginn der Behandlung mit dem Kunden genauso besprochen werden wie die begleitende Pflege zuhause. Morgens und abends löscht in der ersten Woche nach der Behandlung ein Hyaluronsäure-Konzentrat den Durst der Haut. Abends ist eine Cream ideal, die die Widerstandskraft vor externen Stressoren steigert. Zwei bis vier Tage nach der Behandlung und danach 1-2x pro Woche unterstützt ein leichtes AHA-Peeling für Zuhause die Wirkung der Kur. Besonders wichtig ist der hohe Sonnenschutz nach der Behandlung und während der Fruchtsäurekur, damit sich die Haut voll und ganz auf die regenerativen Prozesse konzentrieren kann. Denn optimale Ergebnisse erzielt eine Behandlungskur von mindestens drei bis maximal sechs Treatments abgestimmt auf das persönliche Hautbild und Pflegeziel.

Dos und Don’ts nach dem Treatment

Die Haut benötigt nach der Behand- lung einige Tage, um sich zu regene- rieren. Folgende Distanzzeiten sollten eingehalten werden:

• Am Tag des Peels – kein Make-up • 1-2 Tage nachher – keine mechanischen oder AHA-Peelings

• 2-3 Tage nachher – kein Selbstbräuner, keine Schwimmbadbesu- che, kein starkes Schwitzen durch körperliche Aktivität, Dampfbäder, Sauna

• 7 Tage nachher – keine Haarentfernung im behandelten Bereich (Wachsen, Elektrolyse, Sugaring)

• 14 Tage nachher – keine Solariumbesuche, kein ungeschützter Aufenthalt in der Sonne, keine Laserbehandlung zur Haarentfernung im behandelten Bereich

So schön machen Fruchtsäure-Peelings

AHA-Peelings sind vielseitig, wirksam und zeigen beeindruckende Wirkung – sofort und langfristig. Sie lösen sofort Hornschüppchen und Verhornungen oder auch Verunreinigungen und beeinflussen dadurch auch die Aufnahmefähigkeit der Haut. Diese erscheint glatter, frischer und strahlender. Langfristig wird die Hautregeneration angeregt. Die Hautstruktur erscheint verfeinert, Fältchen und Linien wirken geglättet. Kein Wunder also, dass diese Beauty-Tradition dank modernster Forschung einen neuen Hype erlebt.

Kontraindikationen

In einigen Fällen sollte keine Fruchtsäure-Anwendung erfolgen bzw. die Hautpflegeexpertin sollte über mögliche Nebenwirkungen aufklären. Hierzu zählen u.a. unkontrollierter Diabetes mellitus, Behandlung von Hautarealen mit Dermatosen, Hauttumoren, Ekzemen, offenen Wunden, dauerhafte Einnahme von Cortison, Marcumar, Glukokortikoiden, Warfarin, Heparin, Salizylsäure, Aspirin oder anderen blutverdünnenden Medikamenten, krankhafte entzündliche Hautzustände wie z.B. Neurodermitis, Schuppenflechte, Rosazea, Vitiligo, Krebserkrankungen und maligne Tumoren, Einnahme von Anti-Akne- Medikamenten mit Isotretinoin, systemische Infektionen (z. B. Hepatitis), fiebrige Infekte, Tuberkulose oder akute lokale Hautinfektionen (z. B. mit Herpesviren), akute Chemotherapie, Radiotherapie oder hochdosierte Kortikosteroid-Therapie ab 4 Wochen vor Beginn bis 4 Wochen nach Ende der Therapie, Schwangerschaft oder Stillzeit sowie bei Hautarealen nach plastischer Chirurgie, Filler- oder sonstigen Injektionen. Im Zweifel ist die Behandlung zu unterlassen und zuvor ärztlicher Rat einzuholen.